Klinikum: BDO-Konzept sieht Zukunftsfähigkeit, aber auch eine Fusion
Heute wurde im städtischen Klinikum der Presse das Konzept von BDO zur Zukunft des Hauses vorgestellt. Im Anschluss erfuhren die Mitarbeiter bei einer Betriebsversammlung in der Divarena die Details. Sie marschierten demonstrierend in das Veranstaltunsgzentrum, um für ihre Jobs zu kämpfen.
Noch in diesem Jahr werden weitere 3 Millionen Euro zur Sicherung der Liquidität des städtischen Krankenhauses fällig, sagte heute Carsten Schäfer von der Wirtschaftsprüfungsgesllschaft BDO. In den Jahren 2014 bis 2016 werden noch einmal rund 2 Millionen Euro an Kapitalbedarf fällig, um Investitionen für die Zukunft des Hauses zu tätigen. Diese müssten allerdings nicht zwingend von der Stadt kommen, sondern könnten auch durch einen externen Investor übernommen werden.
Experten raten zur Fusion
Denn die Experten von BDO raten zu einer Fusion mit einem Partner einer höheren Versorgungsstufe, also einem größeren Krankenhaus im Umkreis, zum Beispiel in Bremen oder Oldenburg. Denn, so waren sich die BDO-Berater Alexander Morton und Carsten Schäfer heute einig: Die Probleme im Gesundheitswesen würden eher kleiner als größer. Ob mit oder ohne Partner: Mit einer schwarzen Null des Krankenhauses rechnen die Experten im Jahr 2016. Dazu soll unter anderem ein Medizinkonzept beitragen, das weitere Leistungsangebote für das Haus beinhalten soll.
Kaum Änderungen am Stellenplan
Was die Mitarbeiter ein wenig beruhigen dürfte: Am Stellenplan sind kaum Einsparungen möglich, haben die BDO-Experten festgestellt. Lediglich in den Bereichen Speiseversorgung und Labor soll geprüft werden, ob sie vielleicht extern vergeben werden können oder ob es dort noch Optimierungsmöglichkeiten gibt. Medizinische Fachabteilungen sollen derweil nicht geschlossen werden. Denn das, darin sind sich die Experten einig, würde das Fixkostenproblem des Hauses nicht lösen.
In Niedersachsen gibt es wenig Geld pro Fall
Das Land Niedersachsen, sagt Carsten Schäfer, sei eines der Bundesländer mit den niedrigsten Landesbasisfallwerten, also mit den sehr niedrigen Erlösen für stationäre Leistungen. In Kombination mit tariflichen Lohnsteigerungen und zunehmenden Sachkosten bringt dies das Haus in Delmenhorst die Bredouille.
Hauptproblem: Zu wenige Betten pro Fachabteilung
Doch das zentrale Problem ist die Struktur, hat das Gutachten ergeben. Ein durchschnittliches Krankenhaus in Deutschland hat 245 Betten hat, das in Delmenhorst 247 Betten, es liegt also im Durchschnitt. Doch während ein Krankenhaus im Schnitt 4,1 Fachabteilungen hat, hat das städtische Klinikum acht Fachabteilungen, sagt Carsten Schäfer. Darüber hinaus haben jede Fachabteilung im bundesdeutschen Schnitt 60 Betten, das Klinikum allerdings nur 41 Betten pro Fachabteilung. Somit sinken die sogenannten „fallorientierten Erlöse“, da aufgrund der geringeren Bettenanzahl weniger Fälle behandelt werden können. Fachabteilungen zu schließen sei dennoch keine Option, da dies die Fixkosten nicht senke, bzw. die Erlössituation nicht verbessere. In diesem Zusammenhang verrieten heute die Betriebsratsvertreter übereinstimmend, dass es ihrer Ansicht nach ein Fehler gewesen sei, die Frauenklinik 2012 zu schließen. Die erhoffte Einsparung sei nicht eingetreten.
Weihnachtsgeld 2013 anscheinend sicher
Rund 250 Krankenhaus-Mitarbeiter zogen heute demonstrierend zur Divarena, wo sie im Rahmen einer Betriebsversammlung über das BDO-Konzept aufgeklärt wurden. Von den Mitarbeitern hatten die Ratspolitiker bereits beim zurückliegenden 1-Million-Euro-Zuschuss gefordert, dass auch sie sich bei der Sanierung finanziell einbringen sollten. Das Weihnachtsgeld scheint den Mitarbeitern 2013 zumindest zu bleiben. Laut dem Betriebsratsvorsitzenden Arthur Harms habe die zuständige Gewerkschaft ver.di, mit denen die Verhandlungen über Zugeständnisse zu führen sind, in einer Mitgliederversammlung bereits beschlossen, dass ein Weihnachtsgeldverzicht 2013 ausgeschlossen sei.
Kooperation mit St.-Josef-Stift nicht zwingend
Anders als von der Politik oft gefordert, sehen die Experten von BDO eine Kooperation mit dem St-Josef-Stift übrigens nicht als Heilsbringer an. Dies würde nach Ansicht der Experten die Delmenhorster nicht davon abhalten, sich in Oldenburg oder Bremen behandeln zu lassen. Nach der Präsentation des Konzepts ist nun die Lokalpolitik am Zug, Entscheidungen zu treffen und die Weichen für die Zukunft des Krankenhauses zu stellen.
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