Kleine Bäume und Sträucher werden auf dem Delmod-Gelände abgeholzt – Anwohner sind empört

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Für große Aufregung sorgten am Dienstag, 11. Februar, Arbeiten des städtischen Baubetriebs am Wäldchen im hinteren Bereich des Delmod-Areals. Sträucher und kleinere Bäume wurden an einem Hügel abgesägt. Dagegen regte sich Protest von Seiten der Anwohner, der eine Vertreterin zu einem Post auf der Facebook-Seite „Du kommst aus Delmenhorst wenn…“ veranlasste. Heute (12. Februar) wurden in den Morgenstunden die Tätigkeiten fortgesetzt.

Gegen 13.45 meldete Anja Schumann, eine Anwohnerin und Mitglied der Interessengemeinschaft Altes Deichhorst (IGAD) den Vorfall: „Hilfe! Wir sind entsetzt, das Stadtgrün rodet jetzt gerade das Wäldchen am Delmod-Baugelände. Wir versuchen sie aufzuhalten. Hier werden wieder Tatsachen geschaffen, bevor der Bebauungsplan genehmigt ist. Das kann doch nicht sein!“ Angedacht ist, dass auf dem Delmod-Gelände Neubauten entstehen sollen.

Unvereinbarkeit mit Klimamusterstadt wird betont

Ein Beschluss zum betreffenden Bebauungsplan steht aber noch aus, weil über die Höhe der künftigen Wohnbebauung gestritten wird. Laut Anne Ziegler, einer weiteren Anwohnerin und Vertreterin der IGAD, waren die Arbeiten bereits voll im Gange, als sie gegen 13.30 Uhr bei sich zuhause eintraf. Ihr zufolge wurden die Maßnahmen gegen 14.45 Uhr eingestellt.

Sträucher und Bäume, deren Stämme kaum dicker als Arme sind, wurden gefällt. Wie das mit dem ausgerufenen Ziel, wonach Delmenhorst eine Klimamusterstadt werden will, vereinbar sein soll, fragt sich Schumann. Ziegler weist darauf hin, dass die Anlieger gegenüber auf der anderen Straßenseite der Delmodstraße mit ihren Gärten einen Grünstreifen pflegen, in dem Tiere gern gesehen sind.

Dort sollen sich beispielsweise Fledermäuse und Spechte aufhalten, für die auch das Wäldchen einen attraktiven Aufenthalts- oder Rückzugsort darstellt. „Es gibt ein Gutachten zum Wäldchen, aber das ist ziemlich dünn. Wir haben überlegt, selbst ein neues Gutachten erstellen zu lassen“, offenbart Ziegler. Nach ihren Angaben nahm die Interessengemeinschaft bei der letzten Sitzung des Bauausschusses am 28. Januar teil und nutzte die Gelegenheit, Fragen in der Einwohnerfragestunde zu stellen.

Fachdienst Stadtgrün und Naturschutz ist mit der Abholzung einverstanden

Ulrich Ihm, der Leiter des Fachdienstes Stadtplanung, wollte darauf während seines Vortrags antworten, was er aus Zieglers Sicht jedoch unterließ. Für eine Auskunft zu den Arbeiten wandte sie sich zunächst an die Stadtplanung. Von Elke Tewes-Meyerholz, der Leiterin für Städtebau und Raumordnung, bekam sie mitgeteilt, dass dieser Fachdienst dafür nicht zuständig ist.

Stattdessen wurde Ziegler an den Fachdienst Stadtgrün und Naturschutz verwiesen. Dessen Leiterin Katrin Stöver berichtete ihr, dass ihres Wissens nach die Waldumwandlung von der Delmenhorster Wirtschaftsförderungsgesellschaft (dwfg) beantragt wurde. Am Abend bestätigte Schumann diese Darstellung, die darüber in einem Telefonat von der Stadtverwaltung in Kenntnis gesetzt wurde.

Mittlerweile wurde das jedoch von der dwfg dementiert. Des Weiteren wurde Ziegler von Stöver erzählt, dass für den Fachdienst Stadtgrün und Naturschutz nichts dagegen sprach, als er um Zustimmung für die Waldumwandlung gefragt wurde. Ziegler fragt sich: „Wie kann das sein? Ob dieses Vorgehen im laufenden Planungsverfahren des Bebauungsplans rechtens ist?“ Ihr wurde geraten eine schriftliche Anfrage an die Stadt zu stellen.

Beseitigung von Sturmschäden hatte keine Priorität

Verwundert ist sie, dass sich niemand um die durch den Orkan Sabine umgestürzten Bäume auf dem Areal kümmerte. Am gestrigen Morgen gegen 8 Uhr nahmen laut Ziegler Männer mit Motorsäge am Wäldchen ihre Arbeit wieder auf.

„Zunächst einmal hat der Baubetrieb der Stadt Delmenhorst am Dienstag beim Delmod-Areal im Bereich der Brauenkamper Straße einen Sturmschaden beseitigt“, gibt Stadtsprecher Timo Frers für die Stadtverwaltung auf Anfrage von Delmenews eine Stellungnahme ab. Drei umgestürzte dickstämmige Bäume, die auf die Absperrung um das Areal fielen und denen sich die Mitarbeiter des Baubetriebs nicht annahmen, sprechen eine andere Sprache.

Vorgehensweise steht im Einklang mit dem Gesetz

„Parallel dazu haben die Arbeiter des Baubetriebes Grünschnittarbeiten auf Höhe der Franz-Schubert-Straße als Bauvorbereitung zur Herstellung der Erschließungsanlagen begonnen“, führt Frers weiter aus. Zur Einordnung sagt er: „Dort stehen keine 100-jährigen Eichen – es handelt sich vielmehr um selbst aufgeforstete Sämlinge von allem, was so wächst.“

Gerechtfertigt werden die Tätigkeiten von ihm so: „Bereits der seit Jahren bestehende Gewerbegebiets-Bebauungsplan ermöglicht die Maßnahme. Weiterhin können gemäß Baugesetzbuch solche Arbeiten auch vor Rechtskraft des neuen Wohngebiets-Bebauungsplans durchgeführt werden.“

Ergänzend äußert der Stadtsprecher: „Darüber hinaus wurde zur ordnungsgemäßen Abwicklung im Vorfeld der Antrag auf Erteilung einer Waldumwandlungsgenehmigung gemäß Paragraf 8 des Niedersächsischen Gesetzes über den Wald und die Landschaftsordnung positiv beschieden. Die Stadt Delmenhorst hat sich damit verpflichtet, Flächen in gleicher Größe an anderer Stelle aufzuforsten.“

Bild: Auf dem Delmod-Gelände werden seit Dienstag Sträucher und Bäume gefällt. Bildquelle: Anne Ziegler

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