Josef-Hospital äußert sich zu Anschuldigungen im Fall Niels H. – Angehörige weiterhin empört

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Viele Jahre spritzte Krankenpfleger Niels H. Patienten im ehemaligen Delmenhorster Klinikum bewusst Medikamente in lebensbedrohlichen Dosen. Viele Opfer starben. Doch trotz zahlreicher Verdachtsfälle wurde er erst 2005 ertappt. Bisher wurde er mehrfach verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hat jetzt Anklage gegen sechs damals Verantwortliche des Klinikums Delmenhorst erhoben. Drei davon sind heute im Josef-Hospital tätig. Jetzt äußert sich Josef-Hospital-Geschäftsführer Thomas Breidenbach zu den Vorwürfen.
 
„Die Taten von Niels H. stellen ein unfassbar furchtbares Geschehen und ein Handeln gegen das Herz und den Kern des Antriebs von Menschen dar, die einen Heilberuf erlernt haben“, sagt Breidenbach. „Alle Mitarbeiter des Hauses begrüßen und unterstützen daher die Aufarbeitung des Falles, auch wenn diese sehr belastend und schmerzhaft ist.“
 

Breidenbach: „Es gilt die Unschuldsvermutung.“

Er wolle sich vorab kein Urteil über die Angeklagten machen. „Bevor kein rechtskräftiges Urteil vorliegt, gilt daher zunächst die Unschuldsvermutung“, sagt Breidenbach. Wenn dieses verkündet wird, werde das Hospital passende Konsequenzen ziehen.
 
Um weiteren Vorfällen dieser Art vorzubeugen, habe das Klinikum die Geschehnisse detailliert aufgearbeitet. Zudem gebe es heute den ehrenamtlichen Patientenfürsprecher und für Mitarbeiter die Möglichkeit, mögliche Missstände und Verdachtsmomente anonym aufzuzeigen.
 

Angehöriger reagiert entsetzt

Ganz anders sieht Christian Marbach den Fall. Er hat seinen Großvater durch Niels H. verloren. „Es ist erschreckend: Man hat einen versuchten Mord, einen seit längerer Zeit von den Kollegen verdächtigten Täter, die konkrete Tatwaffe, drei Zeugen und mehrere darüber in Kenntnis gesetzte Verantwortliche – und es wurde nicht umgehend die Polizei eingeschaltet“, kritisiert er das damalige Vorgehen der Klinik. Er und andere Angehörige sehen eine deutliche Mitschuld des Klinikums an den Verbrechen.
 
Zudem sehe er kritisch, dass die beschuldigten Mitarbeiter von derselben Kanzlei vertreten werden, die auch das Josef-Hospital insgesamt vertritt. „Das Klinikum Delmenhorst muss sich entscheiden, ob es weiter auf der Seite der Täter agieren möchte!“, fordert Marbach.
 

Niels H. tötete jahrelang Patienten

Der ehemalige Krankenpfleger Niels H. arbeitete von 1999 bis 2002 zunächst im Oldenburger Krankenhaus. Schon damals gab es erste Verdachtsmomente. Statt H. anzuklagen oder den Verdachtsfällen nachzugehen, stellte das Krankenhaus ihn frei.
 
Im Anschluss wechselte H. ins damalige Klinikum Delmenhorst. Dort wurde er 2005 von einer Kollegin auf frischer Tat ertappt. Trotzdem informierten die Verantwortlichen zunächst nicht die Polizei, sodass H. noch zwei Tage weiter arbeiten konnte. Am letzten Arbeitstag soll er noch sein letztes Opfer getötet haben. Besonders dieses Detail macht Marbach wütend: „Die sechs Verantwortlichen hierfür haben dies offenbar durch ihr bewusstes Unterlassen der Strafanzeige zu verantworten.“
 
H. brachte Patienten durch die Verabreichung von Medikamenten in einen lebensbedrohlichen Zustand. Durch die dann notwendige Reanimation wollte er sich profilieren. Dies gelang aber nicht immer, sodass zahlreiche Patienten starben. Möglicherweise hat er mehr als 200 Menschen getötet.
 

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