JHD-Sonderrat: Bessere Zahlen und Neubaupläne – Alte Bausubstanz fast ohne Belang

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In der Sonderratssitzung am 8. November in  der Markthalle zum Thema JHD gab es allerhand zu berichten. Erst stellte JHD-Geschäftsführer Florian Friedel die aktuelle Entwicklung  vor, später nannte er Einsparpotenziale. Am Ende der Sitzung wurde bekannt, dass der als Högerbau bekannte alte Klinkerbau sowie andere bestehende Klinikgebäude für das neue Krankenhaus keine Rolle mehr spielen werden. 
In Anlehnung an zurückliegende Sonder-Ratssitzungen zum Thema Krankenhaus sagte Geschäftsführer Florian Friedel zu Beginn: „Heute sitzt kein Insolvenzverwalter mehr im Publikum, das ist eine ganz gute Nachricht.“ Vor zehn Jahren habe das Krankenhaus einen operativen Verlust von 10 Millionen Euro vor Steuern gemacht, 2018 betrage der operative Verlust voraussichtlich insgesamt 2 bis 2,5 Millionen Euro. In diesem Jahr habe es im Vergleich zum Vorjahr Einsparungen von rund 8 Millionen Euro gegeben. Ein Teil sei dabei natürlich auf die im März erfolgten Kündigungen zurückzuführen. Unter anderem deswegen habe es in diesem Jahr im JHD einen Leistungsrückgang von 2 Prozent gegeben. 
Mehr Profit durch mehr Patienten und wirtschaftlicheres Arbeiten
Neben weiteren Zahlen, die Friedel auf verschiedenen Powerpoint-Folien den Ratsmitgliedern präsentierte, nannte er die Herangehensweise, wie er künftig das Haus rentabel aufstellen wolle. „Wir müssen profitabler werden und zudem durch Wachstum das Ergebnis verbessern.“ Ziel sei es, pro Jahr drei Prozent an Patienten zurückzugewinnen — Patienten, die man in den Vorjahren verloren habe. Zudem werde man profitabler: „Im Jahr 2017 hat es 1.000 Belegungstage im Monat zuviel gegeben“, sagte der JHD-Geschäftsführer. Diese überflüssig belegten Betten kosteten laut Friedel soviel wie eine ganze Station. „Diese Zahlen haben wir gesenkt.“
Überbelegungstage abgebaut
Man sei bereits heute 200 Belegungstage unter dem selbstgesteckten Ziel. Neben externen Kooperationen wie mit der Elektrophysiologie Bremen und Arztpraxen aus dem Umland, die vermehrt Patienten zuführen würden, trage auch die Wiederzunahme an guten Mitarbeitern zum Erfolg des Hauses bei. Als Beispiel nannte Friedel die Verpflichtung der neuen Chefärztin der Urologie, Frau Dr. Carla Schwenke, die immerhin von einem der Top10-Urologie-Standorte nach Delmenhorst wechsele. Bei der Inneren Medizin seien zwar mehrere Chefärzte gegangen, doch auch zwei neue Oberärzte hätten neu angefangen. „Wir werden wieder attraktiv für die Leute“, ist Friedel überzeugt. 
Neues Ziel: Katalogverweildauer minus 10 Prozent
Friedel führte zudem aus, dass er die sogenannte Katalogverweildauer eines Patienten im Krankenhaus um 10 Prozent unterbieten wolle. Das bedeutet, dass die im Gesundheitssystem vorgesehene Verweildauer eines Patienten im JHD künftig um zehn Prozent unterboten werden solle. Das solle durch die Optimierung interner Prozesse geschehen. 
Neben Ratsherr Uwe Dähne (UAD), der wissen wollte, was Optimierung der internen Prozesse bedeuten solle und Eva Sassen (Bürgerforum), die erfahren wollte, wie sich dann künftig das JHD von einem privat geführten Krankenhaus unterscheide, war es vor allem Dr. Harald Groth (SPD), der diese Entwicklung mit Skepsis sah. Er merkte an, die Technik der Privaten sei „eine Spirale nach unten.“ Er habe Bedenken, dass wenn sich auch kommunale Krankenhäuser dort einreihten, das als Beleg gelten könne, dass es auch billiger geht. 
Friedel will Qualität und Prozessoptimierung
Auf die Fragen antwortete Friedel, dass es nicht darum gehe, Patienten vorzeitig oder nicht auskuriert zu entlassen. Vielmehr sei das Ziel, das Zeitmanagement der Bettenbelegung zu verbessern, zum Beispiel Patienten nicht mehrere Tage im Krankenhaus auf eine OP warten zu lassen. So solle es künftig möglichst keine Tage mehr geben, an denen „nichts passiert“. Auch die bei manchen Patienten an die Entlassung anschließende Nachbehandlung solle besser koordiniert werden, damit Patienten nicht unnötig lange im Krankenhaus verbleiben müssten. Friedel habe mit Chefarzt Dr. Frank Starp über das Thema gesprochen und ihn gefragt, ob er den Eindruck habe, dass dadurch etwas falsch gemacht werde. Der Mediziner habe ihm zu verstehen gegeben, dass man im Gegenteil sogar glaube, dass es nun besser sei, weil Patienten in der Konsequenz  nicht mehr so lange warten müssten.
Unterschiede zwischen dem JHD und einem privaten Krankenhaus
Die Antwort auf Frage nach dem Unterschied zwischen einem privat geführten Krankenhaus und einem öffentlich geführten sei laut Friedel neben der kommunalen Trägerschaft vor allem die Renditeerwartung. Während ein kommunales Krankenhaus eine operativen Gewinnerwartung von 4 bis 5 Prozent pro Jahr habe, sei dies bei den privaten Krankenhäusern wie den Helios-Kliniken 15 Prozent EBITDA (Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen). Neben Einkaufsvorteilen setzten private Krankenhäuser laut Friedel 10 Prozent weniger Personal ein als kommunale. Mehrfach stellte Friedel und auch Oberbürgermeister Jahnz dar, dass das JHD ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung sei, niemand müsse also fürchten, dass weniger rentable Abteilungen wegrationalisiert würden.  
„Kein Sonderweg für kommunale Krankenhäuser“
Dass man sich als kommunales Haus aber selbst Ziele stecken und diese erfüllen müsse, daran ließ Friedel keinen Zweifel: „Es gibt keinen Sonderweg für kommunale Krankenhäuser, wir müssen bestimmte Sachen machen, die auch ein privates Krankenhaus macht.“ Friedel betonte mehrfach, dass Prozessoptimierungen wie das bereits genannte bessere Timing nicht die Qualität verringerten. „Ich glaube, die Qualität wird besser. Wirtschaftlichkeit und Medizin bedingen einander.“ 
Lob von vielen Seiten
Durchgehend alle Ratspolitiker lobten die bisher erzielten Erfolge bei der Konsolidierung. Andreas Neugebauer (Gruppe SPD) sagte, dass ein finanziell marodes Krankenhaus kein Einzelfall sei. „Bremen ist pleite, in Oldenburg kämpft man ums Überleben, es ist kein Sonderfall, wir sind aber einer der wenigen auf einem guten Weg. Neugebauer sei vor Kurzem selbst im JHD gewesen und von den Mitarbeitern vor Ort positiv überrascht gewesen. 
In Richtung Friedel merkte der ehemalige Piraten-Politiker noch an: „Im JHD gibt’s noch kein WLAN, darüber müssen wir reden.“ Lob gab es auch von Margret Hanke (SPD) und Marianne Huismann (Grüne). Der CDU-Fraktionsvorsitzende Christoph Ogonovski sagte, dass sich ihm sonst stets  bei Ratssondersitzungen „die Nackenhaare aufgestellt“ hätten, weil dann stets neues Geld vom Stadtrat gefordert worden wäre. Doch Ogonovski lobte die Entwicklung und den aktuellen Geschäftsführer: „Hut ab, die Wende ist eingeleitet, die Richtung stimmt, die Prognose trifft fast punktgenau zu.“ 
Dank an Linke für Ermöglichung des Ratsbeschlusses
Der Oberbürgermeister dankte der Fraktion „Die Linke“, dass sie einst den entscheidenden Antrag gestellt habe, der den Schritt in die Rekommunalisierung erst möglich gemacht hatte. Ursprünglich hatte der Stadtrat gegen die Rekommunalisierung des Krankenhauses gestimmt. Linken-Ratsherr Hartmut Rosch sagte. „Ich bin stolz, dass die Fraktion Die Linke diesen Beschluss zum Wohl von Delmenhorst herbeiführen konnte“
Neues Krankenhaus: zwei Möglichkeiten für einen Neubau
Unter Tagesordnungspunkt 6 war schließlich die Neuplanung des Krankenhauses das Thema. Der Architekt Jörg Schneider stellte für den Standort Wildeshauser Straße zwei Alternativen vor – einen Anbau an das bestehende Bettenhaus sowie einen kompletten Neubau. Das einzige Gebäude, das noch für das zukünftige Krankenhaus tauglich sei, sei laut Schneider das aus diesem Jahrtausend stammende Bettenhaus. Weder der historische Högerbau noch andere Gebäude würden sich für eine Weiternutzung eignen. Ein Gespräch mit dem Fördermittelgeber habe ergeben, dass ein Neubau als sinnvoller eingeschätzt wird als ein Anbau an das bestehende Bettenhaus.
Albers bemängelt ausstehende Bebauungsplanung
Sichtlich verärgert merkte CDU-Ratsherr Heinrich-Karl Albers an, dass man über ein Jahr Zeit verlieren werde, weil bislang noch kein Bebauungsplan für das neu zu bauende Gebäude auf den Weg gebracht worden sei. Stadtbaurätin Bianca Urban sagte dazu, dass es erst einen konkreten Entwurf geben müsse, um einen Bebauungsplan auf den Weg bringen zu können. Noch nicht von möglichen Neubauplänen überzeugt, zeigte sich Dr. Harald Groth. Vor Jahren sei von Fachleuten erklärt worden, dass es am plausibelsten sei, dort neu zu bauen, wo der Eingangsbereich sei. Nun solle an anderer Stelle gebaut werden. Auch dass das ehemalige Mutter-Kind-Zentrum abgängig sei, überraschte ihn. „Ich halte die Planung nicht für besonders wirtschaftlich.“ 
Entscheidung im März 
Ratsherr Dr. Enno  Konukiewitz erwähnte noch einen Punkt, den wahrscheinlich viele seiner Ratskollegen unterschreiben würden. „Wir wollen frühzeitig in den Prozess miteinbezogen werden.“  Bis März 2019 sollen nun konkrete Pläne ausgearbeitet und anschließend entschieden werden.
 
Live aufgenommenes Videointerview mit Oberbürgermeister Axel Jahnz zum Thema Krankenhaus-Neubau 
https://www.facebook.com/Delmenews/videos/701259780245819/
 
 
Dieser Vorschlag für einen Neubau mit Anbindung an das bestehende Bettenhaus wurde gezeigt:
 
Das als Högerbau bekannte und unter Denkmalscutz stehende Klinikgebäude wird beim Krankenhausneubau keine Rolle spielen

 
Foto ganz oben: In der Stadtratssitzung am 8. November gab es nur ein Thema: das Krankenhaus

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