Jeder Patient im JHD muss einen Corona-Test ablegen – Erster von fünf Stufenplänen wird umgesetzt

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Abstriche von sämtlichen Patienten werden ab sofort im Josef-Hospital Delmenhorst (JHD) gemacht, womit diese auf das Coronavirus getestet werden. Die steigenden Zahlen bei den Neuinfektionen in Delmenhorst sowie den angrenzenden Landkreisen und der benachbarten Hansestadt Bremen veranlassten die Verantwortlichen dazu. Behandlungen – mit Ausnahme von verschiebbbaren OPs – finden weiterhin wie gewohnt statt. Zurzeit befinden sich fünf Corona-Patienten in der Obhut des Krankenhauses. Eine davon muss auf der Intensivstation beatmet werden.

Über die Lage am Delmenhorster Krankenhaus informierten heute (12. Oktober) Dr. med. Klaus Gutberlet, Chefarzt für Innere Medizin, Klinikleiter Christian Peters und die Hygienebeauftragte Mareike Sudbrink bei einem Pressegespräch per Telefonkonferenz. „Wir erwarten mehr stationäre Patienten“, erklärt Dr. Gutberlet und verweist auf die zuletzt stark wachsenden Infektionszahlen in Delmenhorst und den umliegenden Regionen.

Operationen, die sich aufschieben lassen, verzögern sich

Ergänzend äußert er: „Nach fünf bis zehn Tagen fängt die schlimmste Phase der Krankheit an.“ Als prominentestes Beispiel wurde US-Präsident Donald Trump angeführt, den das vor Kurzem betraf. Künftig werden aufgrund des befürchteten Anstiegs der Corona-Patienten am JHD vorsorglich alle Patienten, die sich dort planbaren Behandlungen oder Operationen unterziehen, abgestrichen.

Auf diese Weise werden die Patienten ausnahmslos auf das Coronavirus getestet. Selbstverständlich ist das mit einem größeren logistischen Aufwand verbunden. Allein 25 bis 30 Patienten werden im Winter schätzungsweise internistisch aufgenommen. Von weiteren Patienten in der Größenordnung zwischen 40 und 50 Personen ist auszugehen.

„Diese Woche werden wir den einen oder anderen Patienten anrufen, um Operationen, die nicht dringlich sind, aus Platzgründen zu verschieben“, kündigt Dr. Gutberlet an. Zusätzliche Kapazitäten für Corona-Patienten müssen wieder freigehalten werden. Im Augenblick sind zwei Beatmungsplätze auf der Intensivstation verfügbar. Nach aktuellem Stand werden vor Ort fünf Patienten stationär behandelt.

Vorgaben für freie Betten können eingehalten werden

Unter ihnen liegt einer auf der Intensivstation und ist darauf angewiesen, beatmet zu werden. Theoretisch könnte die Anzahl der Plätze auf der Intensivstation laut Dr. Gutberlet bis zur nächsten Woche auf maximal 22 aufgestockt werden.Es gibt eine Stufeneinteilung, die durch die Verordnung der niedersächsischen Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) vorgegeben ist.

Seit 1. Oktober sind demnach mindestens zwei Prozent der Betten auf der Intensivstation und vier bis fünf Prozent auf der normalen Krankenstation für Corona-Patienten freizuhalten. Innerhalb von 72 Stunden müssen für die nächste Stufe weitere zwei Prozent und wiederum nach Ablauf von 72 Stunden für die Folgestufe erneut zwei Prozent freigeräumt werden.

Laut Dr. Gutberlet sei das Erreichen der nächsten Stufe für das JHD im Handumdrehen sicherzustellen. Nach seiner Einschätzung der aktuellen Lage gefragt, sagt er: „Wir werden mehr Bedarf haben.“ Durchschnittlich verbringen Patienten mit dem Coronavirus 20 Tage auf der Intensivstation. Selbst wenn morgen die Zahlen in Delmenhorst sinken sollten, ändert das für das JHD angesichts der regionalen Gesamtsituation erst einmal nichts.

Noch in diesem Monat ist mit Corona-Schnelltests zu rechnen

„Wir haben im Moment keine Not, aber wir sind darauf eingestellt, mehr Patienten betreuen zu müssen“, hält Dr. Gutberlet fest. Bislang verlief die Pandemie in Delmenhorst seiner Meinung nach glimpflich. Dafür spricht, dass im JHD in sieben Monaten lediglich drei bis vier Personen langfristig beatmet werden mussten. Die Zahl der Intensivpatienten lag kaum darüber.

Anlass zur Hoffnung gibt, dass die aktuellen Erkrankungen inzwischen zu einem großen Teil harmloser verlaufen. Hierzu trägt der Umstand bei, dass es vermehrt junge Menschen sind, die sich infizieren. Zum Problem könnte es jedoch werden, falls die Patientenzahlen in bisher nocht nicht erreichte Höhen steigen sollten.

Da mit einer Verzögerung von einer knappen Woche gerechnet wird, sollte sich zum Ende dieser Woche eine Entwicklung ablesen lassen. Zudem ging Dr. Gutberlet auf die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für den Donnerstag, 15. Oktober, angekündigten Corona-Schnelltests ein, was er für sehr ambitioniert hält. Er geht eher davon aus, dass diese im Laufe des Monats eingeführt werden.

JHD ist vorbereitet und hat die Situation im Griff

Genauere Einblicke in das Procedere haben die Verantwortlichen des JHD noch nicht bekommen. Auf jeden Fall soll damit aber eine Erkrankung wesentlich schneller nachgewiesen werden als bisher. Das dauert noch immer rund 24 Stunden.

Sowohl im Sinne des Schutzes der Patienten als auch der Mitarbeiter ist die am vergangenen Donnerstag, 8. Oktober, angepasste Besuchsregelung.

„Als die Pandemie im Februar und März anfing, haben wir fünf Pläne für fünf Szenarien erstellt“, offenbart der Klinikleiter. Diese wurden angesichts der vorübergehend niedrigen Inzidenzwerte in Schubladen verstaut. Von Dr. Peters wird ausgeführt: „Nun gehen wir diese Pläne Schublade für Schublade durch. Der erste wird heute aktiviert.“

Er versichert: „Die Situation ist für uns beherrschbar.“ Naheliegend ist die Vermutung, dass bei hauptsächlich jungen Menschen, die sich anstecken, nicht so viele Patienten die Intensivstation benötigen werden. Trotzdem ist eine größere Wachsamkeit geboten, weil Delmenhorst und umzu sich zum Corona-Hotspot entwickelt haben. „Wir sind gut vorbereitet und reagieren nun darauf, was sich um uns tut“, merkt Dr. Peters an.

Appelle an die Bürger

Dr. Gutberlet mahnt die Bürger, sich vor einer Ansteckung zu schützen, wofür die AHA-Regeln weiterhin oberste Priorität besitzen. Von der Hygienebeauftragten Mareike Sudbrink wurde noch darauf hingewiesen, dass jede einzelne Person für sich darüber nachdenken sollte, inwiefern sie sich privat noch weiter einschränken kann. „Nicht alles, was erlaubt ist, sollte auch tatsächlich getan werden“, so Sudbrink.

Bild: Patienten am JHD müssen mit sofortiger Wirkung einen Corona-Test absolvieren. Vorsorglich sollen dort wieder mehr Betten für Corona-Patienten bereitgehalten werden.

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