Integration über praktische Arbeit – VHS-Projekt „Berufseinstieg kompakt“ zeigt erste Erfolge

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Seit diesem Jahr betreibt die Volkshochschule (VHS) das Kooperationsprojekt „Berufseinstieg kompakt“ für Migranten. Gestern (2. November) präsentierten Ausbilder, Projektmitarbeiter und -teilnehmer ihre bisher geleistete Arbeit in der Flüchtlingsunterkunft der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Die liegt in der Feldwebel-Lilienthal-Kaserne.
 
Nach der theoretischen Vorstellung des Projekts im August lud Projektleiterin Sabine Hillen zum Ende der sogenannten Qualifizierungsphase, also dem praktischen Teil, ein. Dabei sollen die Teilnehmer eine Teilqualifikation in einem Beruf erlangen oder auf eine Berufsausbildung vorbereitet werden. Daraus resultierten neu gepflasterte Wege im Umkreis der Flüchtlingsunterkunft und neue Anstriche in deren Räumen.
 

Durchhaltevermögen mit Praktika belohnt

Von anfangs 18 Teilnehmern, die entweder im Garten-, Landschafts- und Straßenbau mit Pflasterarbeiten oder beim Malerhandwerk mit Anstricharbeiten beschäftigt waren, sind letztlich 5 übrig geblieben. Nächsten Montag, 5. November, beginnen sie jeweils ein dreimonatiges Praktikum. Dazu werden sie auf die drei Firmen Drieling & Niehaus, Siemund Malereifachbetrieb und den Baubetrieb der Stadt Delmenhorst aufgeteilt.
 
Peter Herzog, Ausbilder für den Lehrgang Straßenbau Pflasterarbeiten, der seit 45 Jahren im Bau aktiv ist, sagt: „Wir waren persönlich mit den Teilnehmern bei den Firmen und haben uns dort mit den Chefs unterhalten.“ Hillen ergänzte: „Während der Praktikumsphase werden die Teilnehmer weiterhin von der VHS und Projektmitarbeitern betreut. Sollte es nach dem Praktikum zur Ãœbernahme kommen, bleiben wir auch noch drei Monate danach Ansprechpartner.“
 

Mehrere Gründe für Absprünge

Dass über zwei Drittel der Teilnehmer nicht am Ball geblieben sind, hatte den Projektmitarbeitern zufolge diverse Ursachen. Einige sprangen ab, weil sie von Leiharbeitsfirmen angeworben wurden und auf schnelles Geldverdienen aus gewesen seien. Manche Teilnehmer hätten im Verlauf der Zeit gemerkt, dass diese Tätigkeit nichts für sie sei. Andere wiederum seien in ihre Heimatländer zurückgekehrt.
 
Mit dem Angebot im Bereich Gebäudereinigung ist nach Angaben von Gabi Baumgart, Leiterin der Flüchtlingsunterkunft und SPD-Mitglied im Stadtrat, die Hoffnung verbunden, auch ein paar Teilnehmerinnen für das Projekt zu gewinnen. Beim ersten Anlauf erfüllte sich diese Erwartung allerdings noch nicht.
 

A2-Sprachniveau als Bedingung

Laut Hillen seien alle Teilnehmer in ihren Heimatländern berufstätig gewesen und besäßen somit gewisse Fähigkeiten. „Diese Maßnahme soll Menschen die Chance geben, ihre Qualifizierung nachzuweisen“, erklärt sie. „Ein Grund für das Projekt ist die Tatsache, dass die Flüchtlinge unsere Ausbildungsstruktur überhaupt nicht kannten.“
 
Seinerseits betonte Herzog, dass die Teilnehmer die Sprache, die auf dem Bau herrscht, verinnerlicht hätten. Innerhalb der Berufsorientierungsphase sei ihnen schon vermittelt worden, wie Sprache auf der Arbeit zu interpretieren sei, gibt Sabine Hillen an. Voraussetzung für die Teilnahme ist eine geringe Sprachkompetenz der deutschen Sprache im A2-Niveau, weshalb vorab ein Sprachtest erfolgt. Letzte Woche hätten die Teilnehmer ihr zufolge noch eine Prüfung abgelegt.
 

Ausweitung für zweite Runde

„Wir gehen davon aus, dass wir im zweiten Durchgang mehr Teilnehmer bei der Stange halten können“, merkte Hillen an. Dafür werde mit 24 Teilnehmern geplant. Eventuell komme mit Hauswirtschaft noch ein Bereich hinzu, was acht zusätzliche Plätze bedeuten würde. Im Januar soll mit dem Sprachkurs und der Berufsorientierung begonnen werden, ehe ab Mitte März zum gut sechs Monate dauernden praktischen Teil übergegangen wird. Mehrere Anmeldungen seien bereits eingegangen.
 
Baumgart hob hervor, dass sich das Projekt auch an EU-Ausländer richte. „Selbst für uns war das eine super Erfahrung. Wir haben auch noch nicht mit Flüchtlingen gearbeitet und wussten weder, wie es laufen würde, noch dass daraus solche Freundschaften entstehen“, fasste Herzog ein Fazit.
 
Bild: Die Projektteilnehmer Khalid Badal (v.l.u) und Husein Muhammad zeigen mit Peter Herzog, dem Ausbilder im Lehrgang Straßenbau, den neu gepflasterten Weg unter Aufsicht von Klaus Seyfarth (o.), dem Ausbilder im Lehrgang Malerhandwerk.
 

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