Ibrahim Tuner bringt Düsternort auf Vordermann – Zweiten Wollepark unbedingt verhindern

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Seit Mitte Februar geht ein Bürger den Kampf gegen die zunehmende Vermüllung in Düsternort entschlossen an. Die Initiative ergriff Ibrahim Tuner, der 23 Jahre lang in diesem Stadtteil wohnte und sich als SPD-Mitglied zwei Jahrzehnte im Stadtrat für dessen Belange einsetzte. Regelmäßig postet der 71-jährige gebürtige Türke auf mehreren Delmenhorster Facebook-Gruppen Beiträge zu seinen Bemühungen und den dabei erzielten Erfolgen. Vom Feedback sieht er sich in seiner Aktion bestärkt.
 
An vier von sieben Tagen in der Woche widmet sich Ibrahim Tuner nach eigenen Angaben vor Ort dem Müllproblem in Düsternort. Das Gebiet, in dem er tätig ist, erstreckt sich von der Düsternorstraße ab dem Parkplatz am Stadion, auf dem freitags der Wochenmarkt stattfindet, sowie die Elbinger Straße bis zur Jägerstraße und die dortigen Seitenstraßen, Breslauer Straße und Königsberger Straße bis zur Autobahn die auf der einen Seite von der Bürgermeister-Koch-Straße und auf der anderen Seite von der Südstraße umgeben ist. „Ich kenne jede Ecke hier“, sagt Tuner.
 

Abfälle, Laub und abgemeldete Fahrzeuge

Ergänzend fügt er hinzu: „47 Jahre habe ich in Düsternort zu tun.“ Seine erste Wohnung in Delmenhorst bezog er 1973 in der Breslauer Straße. Bis 1996 wohnte Tuner in Düsternort. Von 1996 bis 2016 vertrat er die Anliegen des Stadtteils im Stadtrat. Mittlerweile wohnt der 71-Jährige in Bungerhof. Über Gespräche mit den Vermietern und den Bewohnern konnte er schon einiges bewirken.

Breite Flächen wurden in den genannten Straßen von Abfällen und altem Laub befreit sowie abgemeldete Autos abgeschleppt, die auf dem Parkplatz an der Elbinger Straße hinter dem vordersten der drei Häuserblöcke der Immobiliengesellschaft Altro Mondo an der Düsternortstraße abgestellt waren. Tuner blickt zurück: „Diese Blöcke in der Düsternortstraße waren in den Neunziger Jahren Vorzeigewohnungen. Dort konnte nicht jeder eine Wohnung bekommen.“
 

Nächste Woche soll der gesammelte Müll abgeholt werden

Zugang zum genannten Parkplatz sollte durch eine Schranke eigentlich den Mietern vorbehalten sein, aber diese ist kaputt. Am Zaun entlang türmte sich der Müll auf, mit dem laut Tuner mehr als 40 Säcke sowie ein Container gefüllt wurden. Genau an Ort und Stelle traf er sich mit Jürgen Müller-Schönborn, Fachdienstleiter Umwelt, und weiteren Vertretern, um etwas zu unternehmen.

Er legt auch selbst Hand an, ausgerüstet mit einem Besen und einer Luftpumpe. Besonders viel Müll häufte sich Tuner zufolge über Monate am Wohnblock an der Kreuzung zwischen der Elbinger Straße und der Jägerstraße an. Woher der Müll stammt, ist unbekannt. Vor allem im Winter fiel ständig Müll im Bereich der Wohnhäuser 71 und 73 der Königsberger Straße auf.

Deshalb tauschte sich Tuner mit der GSG Wohnungsbaugesellschaft Delmenhorst aus, bei der er 20 Jahre im Aufsichtsrat saß. Er bescheinigt den Hausmeistern der Wohnungen der GSG, sich um den Müll zu kümmern. Trotzdem hat er bemerkt, dass Wohnblöcke der GSG, zum Beispiel an der Südstraße, teilweise ähnlich verschmutzt sind. Noch wurde der gesammelte Müll nicht abgeholt, sondern wird in Kellern einiger Wohnhäuser an der Elbinger Straße gelagert. Für die kommende Woche kündigte die beauftragte Firma nach Aussage von Tuner an, mit Containern alles abzuholen.
 

Gelbe Säcke stehen oft viel zu früh am Straßenrand

„Wenigstens gibt es draußen keinen Müll mehr. Damit ist etwas Gutes erreicht. Ich hoffe, dass es so bleibt“, befindet er. Dass zahlreiche Bewohner ihre Gelben Säcke zu früh an den Straßenrand stellen, stellt aus seiner Sicht eine Ursache für das Müllproblem dar. Bei Wind werden diese beschädigt, was dazu führt, dass sich die Abfälle über die Wege verteilen.

Zu Tuners Bedauern, sind sich die meisten Menschen dafür zu schade, geplatzte Müllsäcke zu berühren und von der Straße oder dem Gehweg zu nehmen: „Unsere Menschlichkeit hat sich leider geändert.“ Problematisch ist seiner Meinung noch, dass neue Bewohner den Müll von ihren Kindern rausbringen lassen.

Diese sind jedoch häufig zu klein, um die Abfälle in die Müllcontainer oder -tonnen hineinzubekommen, weshalb sie den Müll unten an die Behälter legen. So bleiben die Mülltonnen leer. Tuner appelliert an die Vermieter, ihrer Pflicht nachzukommen, ihre Mieter in sämtlichen Sprachen richtig darüber zu informieren, dass sie den Müll erst an die Straße stellen sollen, wenn dieser von der Müllabfuhr eingesammelt wird, statt deutlich zuvor oder kurz danach.
 

Hinter verwahrlosten Einkaufswagen verbirgt sich ein Risiko

Im Hinblick darauf schlägt er vor, für die betreffenden Mieter den Abfallkalender entsprechend übersetzt verfügbar zu machen. Mit dem städtischen Fachdienst Umwelt verständigte sich Tuner über die Reinigung der Parkgelände, damit die Grünanlagen gepflegt werden, sodass sie von den Bewohnern weiterhin aufgesucht werden können.

Seine Bemühungen zahlten sich insofern aus, dass die Stadtverwaltung während der Osterfeiertage damit begann, vor diversen Wohnhäusern den Müll zu räumen. Des Weiteren wurde einer Firma der Auftrag erteilt, sauber zu machen. „Alles passiert nur mit Druck“, merkt Tuner an. Er führt weiter aus: „Wenn keiner etwas Negatives meldet, denkt jeder, dass alles gut ist.“

Eine weitere Gefahr sieht er in herumstehenden Einkaufswagen, die durch den Wind unkontrolliert auf die Straße geraten können, was zu Unfällen mit Sachschäden oder gar Verletzungen von Menschen führen kann. Deshalb sprach Tuner auch bereits mit den Geschäftsführern der nahegelegenen Filialen der beiden Lebensmittel-Discounter Netto und Penny, welche Problemlösungen zugesagt hätten.
 

Auch im Inneren der Wohnblöcke liegt einiges im Argen

Seitens des Geschäftsführers von Penny bekam er zu hören, dass neue Einkaufswagen besorgt werden sollen, die schwerer rollen. Beteuert worden sei ihm von beiden Discountern, dass sie 100 Einkaufswagen einsammeln würden und am nächsten Tag 200 weg seien. „Meine nächste Hürde ist, die Einkaufswagen aus dem Stadtteil wegzuschaffen“, offenbart Tuner.

Von ihm wird über Beschwerden mehrerer Bewohner und Mieter zu den Zuständen innerhalb der Gebäude berichtet. Abwenden will er, dass beispielsweise Wohnblöcke in der Königsberger Straße verrotten und es zu einer Wiederholung der Ereignisse im Wollepark mit dem Abriss der Häuser kommt. Tuner stellt klar: „Das will ich in meinem Alter nicht mehr erleben.“

Im Dialog mit den Vermietern will er die Bewohnbarkeit der jeweiligen Häuser und die Lebensbedingungen für die Menschen in Düsternort verbessern. Aufgrund seines langjährigen Engagements für den Stadtteil hält Tuner es für seine Aufgabe, als Vermittler zwischen Mietern und Vermietern eine Brücke zu bauen. „Ich freue mich, wenn sich Bürger Gedanken um den Stadtteil machen und sich dafür einsetzen“, teilt er mit.
 

Beitrag leisten, um stolz auf Düsternort zu sein

Sein Wunsch ist, dass sich die Bewohner von Düsternort nicht für ihren Wohnhort schämen müssen und mit ihre Wohnsituation zufrieden sind. Zu diesem Zweck richtet Tuner einen Appell an die Menschen in Düsternort: „Jeder soll sich im positiven Sinne für diesen Stadtteil einsetzen, damit wir stolz auf diesen Stadtteil sein können.“

Über das von ihm Geleistete äußert er: „Als gebürtiger Türke, der in Deutschland aufgewachsen ist, bin ich stolz.“ Großen Zuspruch für seine Aktion erhält er unter anderem von seiner Familie. Beim Müllsammeln hat ihm aber noch kein Familienmitglied tatkräftig unter die Arme gegriffen. Tausende von Leuten erreicht Tuner mit seinen Beiträgen von den Fortschritten auf Facebook.

Bislang sind die Reaktionen überwiegend positiv ausgefallen. „Ich bin als alter Mann begeistert von der Rückmeldung der Leute“, gibt Tuner offen zu. Sogar besorgte Kommentare hat er darunter schon gelesen, aus denen hervorgeht, dass er es nicht übertreiben und sich schonen soll. Tuner erklärt: „Der Dank ist groß und das macht mir Mut, weiterzumachen.“ Mit der Frage, wie lange er vorhat, die Aktion weiterzuführen, wurde er schon konfrontiert. An Geduld mangelt es ihm nicht.
 

Politische Arbeit in Düsternort ist für Tuner zu Ende

Keine Option ist es für Tuner, aufzugeben. „Wir schaffen das, wenn wir es gemeinsam machen“, ist er überzeugt. Nach 45 Jahren endete sein politisches Engagement in Düsternort gezwungenermaßen, wie er am Dienstag, 27. April, bekannt gab. Auf Delmenews-Nachfrage erläuterte Tuner, dass es an einer Verjüngung des SPD-Ortsvereins Delmenhorst-Süd lag, die sich dieser vorgenommen hatte.

Dieser setzt sich aus den ehemaligen SPD-Ortsvereinen Düsternort und Hasport zusammen. In Anbetracht der Tatsache, dass Tuners Aktion von ihm privat durchgeführt wird, hat das keinerlei Einfluss darauf. Was den Kampf gegen die Vermüllung von Düsternort anbelangt, kann auch in Zukunft mit ihm gerechnet werden. Ferner kündigte Tuner an, sich fortan verstärkt in seiner neuen politischen Heimat Deichhorst zu engagieren.
 
Bild oben: In den vergangenen zweieinhalb Monaten hat Ibrahim Tuner den Müll in Düsternort bekämpft.

Bilder unten: Eindrücke von der Verschmutzung im Stadtteil, die bereinigt wurde. Bildquelle: Ibrahim Tuner

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