Högel-Hinterbliebenensprecher lobt Staatsanwaltschaft im neuen Prozess – Dennoch Nachbesserungen gewünscht

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Heute (7. März) sagten die letzten Zeugen im Prozess um Ex-Krankenpfleger Niels Högel aus. Christian Marbach, Sprecher der Hinterbliebenen der Opfer, lobte derweil die Arbeit der Juristen. Zugleich stellte er klar, dass für seine Gruppe kaum neue Erkenntnisse zur Mordserie herausgekommen wären.
 
Marbach schreibt: „Die Oldenburger Justiz führt diesen dritten Prozess gegen den Serienmörder Niels Högel nunmehr endlich mit dem notwendigen Engagement und verhält sich auch den zahlreichen Nebenklägern und Opferangehörigen gegenüber vorbildlich. Dies haben wir in den vorherigen Prozessen schmerzlich vermisst und umso dankbarer sind wir dafür, dass dies nunmehr erfolgt.“
 

Hoher Druck auf Zeugen gut

Erfreulich ist für Marbach der extrem hohe Druck, den Staatsanwälte und Richter auf verschiedene Zeugen ausübten, denen in ihren Aussagen Unterlassungen oder Meineide unterstellt werden. „Bei allem Lob werde ich jedoch nicht vergessen, dass sowohl Staatsanwältin Schiereck-Bohlmann, als auch Richter Bührmann dies bereits in den vorherigen Prozessen 2008 (Bührmann) und 2014 (Bührmann und Schiereck-Bohlmann) hätten machen können und müssen!“, ergänzt Marbach.
 
Weiterhin geht der Hinterbliebenensprecher davon aus, dass Högel für 200 bis 300 Mordfälle zwischen 2000 und 2005 verantwortlich ist. Aktuell werden ihm 100 Fälle zur Last gelegt. In anderen Fällen hat die Justiz keine Hinweise mehr auf Högels Beteiligung gefunden. Das Verhalten des Angeklagten kritisiert Marbach: „Högel will weiterhin nicht vollumfänglich zu seinen Taten stehen und gibt letztendlich nur einen Bruchteil zu, der ihm ohnehin unzweifelhaft nachgewiesen werden kann.“ Weiterhin lüge der Ex-Krankenpfleger.
 

Marbach hat Großvater verloren

Marbach selbst hat während Högels Mordserie einen Großvater verloren. „Er hat ihn sogar zweimal reanimationspflichtig gespritzt und ermordet!“, klagt der Hinterbliebenensprecher. Dass sein Großvater auch Vater einer Kollegin von Högel war, habe diesen nicht davon abgehalten.
 

Verhalten der Krankenhaus-Führungskräfte schlecht

Auch das Verhalten von Krankenhaus-Führungskräften kritisiert Marbach deutlich: „Das insgesamt unrühmliche Auftreten weiter Teile der Verantwortlichen des Klinikums Oldenburg und des Klinikums Delmenhorst (heute Josef-Hospital) ist eine Schande und geeignet, das notwendige Vertrauen der Öffentlichkeit in die Kliniken schwer zu stören. Hier erwarte ich von den öffentlichen Krankenhausträgern, entsprechend zu handeln, statt sich weiterhin weg zu ducken!“
 
Während Mitarbeiter, gegen die wegen Meineides ermittelt wird, in Oldenburg freigestellt werden, sind andere Mitarbeiter, gegen die wegen Tötung durch Unterlassen ermittelt und Anklage erhoben wird, weiterhin am Patienten eingesetzt“, beschwert sich Marbach. „In Delmenhorst zeigt man überhaupt keine Reaktionen. Ein Geschäftsführer des Klinikums Oldenburg, der bereits 2014 eine Liste mit Todesfällen und anwesenden Pflegern erhält, diese jedoch mit umfangreichen belastenden Gesprächsprotokollen bis zu einer Durchsuchung 2016 unter Verschluss hält und nicht der Justiz gibt, hat jegliches Vertrauen verspielt!“
 

Prozess als Erfolg der Angehörigen

Neue Erkenntnisse habe der mittlerweile dritte Prozess gegen Högel kaum geliefert. Marbach: „Gleichwohl ist es das erste Mal seit der Überführung des Serienmörders auf frischer Tat 2005, dass seine Taten vollumfänglich öffentlich verhandelt werden. Das macht uns sehr stolz, denn dieses Ergebnis ist nicht der Erfolg der Justiz, sondern der Angehörigen und der uns dabei unterstützenden Medien. Wir hoffen auf ein hohes Strafmaß gegen den Mörder und einen zeitnahen Prozess gegen die weiteren Verantwortlichen!
 
Foto: Christian Marbach zog heute ein Fazit zum aktuellen Prozess gegen Niels Högel. Demnach sei es gut, dass die Justiz Druck auf Zeugen ausübe, denen Meineid vorgeworfen wird.
 

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