Häusliche Gewalt in Delmenhorst – Dieses „geheime Handzeichen“ sollte jeder kennen

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Während der strengen Kontaktbeschränkungen ist es für Opfer von häuslicher Gewalt noch schwerer als sonst, sich Hilfe zu suchen. Privatsphäre gibt es nur selten und die Täter haben durch die viele Zeit zuhause mehr Möglichkeiten, jeden Schritt zu überwachen. Das feministische Kollektiv Feminist Friday Delmenhorst möchte deshalb auf geheime Zeichen aufmerksam machen, die Opfer nutzen können, um sich Hilfe zu holen, ohne dass es der Täter merkt.

Allein in Delmenhorst werden jährlich über 300 Fälle von häuslicher Gewalt bekannt. In ganz Niedersachsen sind es über 17.000. Zum größten Teil sind Frauen betroffen. “Dabei handelt es sich aber nur um das Hellfeld.“, betont Geertje Dörgeloh vom Orga-Team des feministischen Kollektivs Feminist Friday Delmenhorst. Es sei also davon auszugehen, dass noch viel mehr Menschen betroffen sind. „Aufgrund des Lockdowns in der Corona-Pandemie halten sich die Menschen vermehrt Zuhause auf und Betroffene häuslicher Gewalt haben weniger Möglichkeiten Hilfe zu holen. Es gibt kaum Privatsphäre und die Täter können jeden Schritt kontrollieren. Für Betroffene ist es daher oft kaum möglich, telefonisch Hilfe zu rufen.“, so Dörgeloh weiter.

Unbemerkt Hilfe holen durch geheimes Handzeichen

Um den Opfern trotzdem eine Möglichkeit zu bieten, auf ihre Situation aufmerksam zu machen, hat die Canadian Women’s Foundation ein stilles Signal etabliert. Es kann beispielsweise in Videocalls oder beim Einkaufen verwendet werden. Marina Warrelmann vom Kollektiv Feminist Friday Delmenhorst erklärt das Handzeichen bei häuslicher Gewalt folgendermaßen: „Heben Sie eine Hand senkrecht mit den Fingerspitzen nach oben, so dass Ihr Gegenüber Ihre Handinnenfläche sieht, dann knicken Sie den Daumen der Hand so ab, dass er in der Handinnenfläche liegt. Abschließend schließen Sie die restlichen Finger der Hand langsam über den Daumen, so dass Sie eine Faust bilden.“ Dieses Video zeigt, wie es geht:

So reagieren Sie als Gegenüber

Sollte man eine Person treffen, die dieses Handzeichen nutzt, so sei es laut der Canadian Women’s Foundation wichtig, sofort und bedacht zu handeln. Am besten sei es, Fragen an die Hilfesuchenden zu stellen, die man mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten kann, besipielsweise:

“Soll ich für dich die 110 anrufen?”
“Soll ich für dich jemanden von einer Schutzstelle anrufen?”
“Soll ich eine Person oder Institution anrufen, die dich zurückruft?”.

Auch andere Kommunikationsmöglichkeiten wie E-Mail, Sms oder Social-Media-Plattformen seien eine Möglichkeit, so Dörgeloh. “Wichtig ist bei allen Fragen darauf zu achten, dass der Täter keine Möglichkeit hat, die Fragen mitzulesen oder mitzuhören, z.B. durch das Nutzen von Kopfhörern und Accounts, zu denen der Täter keinen Zugang hat.“, so Dörgeloh weiter. Weiterhin bekräftigt sie: „Uns ist es sehr wichtig, dass möglichst viele Menschen dieses Handzeichen kennen, um selber um Hilfe zu bitten oder stille Hilferufe zu erkennen, damit möglichst vielen Betroffenen geholfen werden kann. Im besten Fall können Leben gerettet werden.”

Hilferuf „Maske 19“

Eine weitere Möglichkeit ist das Codewort „Maske 19“, das durch das globale Frauennetzwerk “Zonta Union” ins Leben gerufen wurde. Dieses Codewort können Betroffene in Institutionen wie Apotheken, Kliniken und weiteren medizinischen Einrichtungen aussprechen. In Delmenhorst sei dieses Codewort aber leider bei den Institutionen noch nicht bekannt, so Marina Warrelmann. „Wir würden uns natürlich wünschen, dass sich auch Delmenhorst an der Kampagne beteiligt, um den Überlebenden häuslicher Gewalt eine weitere Hilfsmöglichkeit zu bieten“, so Warrelmann weiter.

Hilfstelefon

Abgesehen vom geheimen Handzeichen und dem Codewort „Maske 19“ können Hilfesuchende auch jederzeit entweder direkt die Polizei anrufen oder beim Hilfstelefon „Gewalt gegen Frauen“ unter (08000) 116 016 sowie dem örtlichen Frauenhaus unter (04221) 96 8181.

Bild: Mithilfe eines „geheimen Handzeichens“ können sich Opfer von häuslicher Gewalt Hilfe holen, ohne, dass es der Täter merkt. Bildquelle: feministisches Kollektiv Feminist Friday Delmenhorst

 

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