Grützmacher leistet überzeugende Arbeit – Dank Investitionsförderung für die Zukunft gut aufgestellt
Seit rund einem halben Jahrhundert besteht das Delmenhorster Maschinenbauunternehmen Grützmacher Industrietechnik an der Hasberger Straße. Kürzlich erhielt das Familienunternehmen eine Investitionsförderung von der Investitions- und Förderbank des Landes Niedersachsen (NBank) für den Erwerb neuer Maschinen. Oberbürgermeister Axel Jahnz (SPD) und Vertreter der Delmenhorster Wirtschaftsförderungsgesellschaft (dwfg) schauten sich in der Betriebsstätte um.
„Wir freuen uns auf die tolle Fördersumme, die auf den Weg gebracht wurde. Wer aus der Krise kommt, weiß auch, wie es andersherum läuft“, leitet Oberbürgermeister Axel Jahnz das Gespräch ein. Als schön empfindet er es auch, dass es sich bei Grützmacher Industrietechnik um ein familiengeführtes Unternehmen handelt. Geschäftsführer sind nämlich die Eheleute Andrea und Axel Grützmacher. Tochter Rebecca Grützmacher steht ihnen als Assistenz der Geschäftsführung zur Seite.
Wende kam während der Insolvenz
Jahnz teilt mit: „Es kommt nicht nur aufs Geld an, sondern auch darauf, wie die Mitarbeiter geführt werden.“ Für spannend hält er es zu sehen, wie die handwerklichen Tätigkeiten und die Arbeiten im Büro Hand in Hand gehen. „Einen so großartigen Förderzuschuss bekommt man nur, wenn man überzeugt hat“, findet der Oberbürgermeister lobende Worte für das Erreichte.
Vor etwa sechs Jahren musste für das damals noch unter dem Namen Grützmacher Maschinenbau betriebene Unternehmen Ende Oktober 2013 Insolvenz angemeldet werden. Im Zuge der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 waren zusehends Aufträge verlorengegangen. Nach anderthalb Jahren in der Insolvenz ging es wieder aufwärts.
Axel Grützmacher erinnert sich: „Wir konnten das Unternehmen aus der Insolvenz herauskaufen.“ Ab 1. April 2015 übernahmen er und seine Frau Andrea wieder die Führung über das Unternehmen, das seither den Namen Grützmacher Industrietechnik trägt. In den vergangen vier Jahren sei es ihnen gelungen, den Betrieb voranzubringen, neue Kunden zu gewinnen, die Umsätze und Gewinne zu steigern sowie die Mitarbeiter zu halten.
Belegschaft besteht aus 30 Personen, darunter 7 Auszubildenden
Mit 22 Mitarbeitern ging es anfangs weiter, deren Zahl kontinuierlich auf 30 angewachsen ist. „Wir beschäftigen nur qualifiziertes oder hochqualifiziertes Personal“, betont der Geschäftsführer. Drei verschiedene Ausbildungen bietet das Unternehmen an und übernimmt die Lehrlinge nach ihrer dreieinhalb Jahre dauernden Lehrzeit.
Azubis können sich dort zu Kaufleuten fürs Büromanagement sowie zum Zerspanungsmechaniker in den beiden Fachrichtungen Dreh- oder Fräsmaschinentechniker ausbilden lassen. Zuletzt war die Besetzung von Ausbildungsplätzen nicht so erfolgreich wie noch in den Vorjahren. Aus diesem Grund wurden in diesem Jahr erst zwei Stellen an Azubis vergeben, jeweils eine im Büro und in der Fräserei.
Falls noch Bewerbungen eingehen sollten, erklärt sich Axel Grützmacher auch dazu bereit, noch jemanden nachträglich einzustellen. Insgesamt verfügt das Unternehmen aktuell über sieben Azubis, darunter eine Bürokauffrau sowie zwei Lehrlinge in der Dreherei und vier in der Fräserei. Grundsätzlich könnte der Betrieb nur auf Fachpersonal zurückgreifen, wobei neue Arbeitskräfte mit entsprechender Erfahrung bloß schwer zu finden seien.
Schwerpunkt liegt in der Lohnfertigung
Vier Geschäftsbereiche besitzt Grützmacher Industrietechnik. Hauptgeschäftszweig ist die Lohnfertigung von Klein- bis mittelgroßen Serien im Maschinenbau und in der Zerspanungstechnik. Teile mit einer Größe von einen Meter mal einen Meter mal einen Meter können grob gesagt hergestellt werden.
Axel Grützmacher hebt hervor: „Unser wichtigstes Credo ist, das wir flexibel sind.“ Auf 1.650 Quadratmetern Produktionsfläche wird in den zwei Werkshallen gebohrt, gedreht, gefräst, gesägt, geschliffen, geschnitten, geschweißt, lackiert und montiert. Fast ausnahmslos erfolgen sämtliche Arbeitsschritte vor Ort.
Zur Verarbeitung werden 20 CNC-Maschinen, also hochpräzise computergesteuerte Werkzeugmaschinen genutzt. Materialien, die verarbeitet werden, sind Kunststoffe, Edelmetalle und -stähle, beinahe jegliche Stahlsorten sowie Nichteisenmetalle (NE-Metalle). Hierzu zählen alle Metalle außer Eisen und Metalllegierungen, in denen Eisen weder das Hauptelement bildet noch einen Anteil von über 50 Prozent aufweist. Beispiele sind Aluminium, Bronze, Kupfer und Messing.
Kundschaft ist auf ganz Deutschland verteilt
Daneben existiert der Bereich Sondertechnik, bei dem alles, was es nicht von der Stange gibt, nach Kundenwünschen angefertigt wird. Im Bereich Holzbearbeitung werden Serviceleistungen und Ersatzteile für Holzbearbeitungsmaschinen bereitgestellt. Hinzu gesellt sich noch der Geschäftsbereich Verschleißteile, der ebensolche für Anlagen, Geräte und Maschinen umfasst.
Kunden beliefert das Unternehmen überall in Deutschland und sogar im nahen Ausland. Damit potentielle Kunden es überhaupt auf dem Schirm haben können, wird intensiv die Homepage gepflegt. „Ab einer Entfernung von 50 Kilometern von Delmenhorst haben wir eine deutlich höhere Kundenfrequenz“, merkt der Geschäftsführer dazu an.
Die Nachfrage des Geschäftsführers der dwfg, Ralf Hots-Thomas, zum Kundenspektrum beantwortet er so: „Wir haben Kunden vom kleinen Handwerksbetrieb bis zum Großkonzern.“ Nahezu alle Branchen würden bedient, außer der Automobil- und der Luftfahrtindustrie. Begründet wird dies mit den hohen Qualitätsanforderungen und dem Bestreben, sich nicht in zu große Abhängigkeit begeben zu wollen. Mehr als 1.000 Kunden würde die eigene Kundenkartei enthalten, zu denen auch Kontakt bestehe.
Auf Qualität wird Wert gelegt
Vom Prokurist der dwfg Eduard Ruppel auf das Qualitätsmanagement angesprochen, berichtet Axel Grützmacher, dass im Betrieb ein Qualitätsmanagementbeauftragter (QMB) tätig ist. Er versichert, dass die Qualität vor dem Einrichten der Maschinen, während der Produktion und danach geprüft werde. Alles in allem läge die Reklamationsquote bei zwischen 0,5 und 1 Prozent.
„Fehlerfrei geht es aber auch nicht, denn wir sind alle nur Menschen“, erklärt der Geschäftsführer. Bei den Reklamationen müsse unterschieden werden, weil ein Drittel aus Transportschäden resultiere, für die Kurier- und Paketdienste verantwortlich sind. Ein weiteres Drittel gehe auf Oberflächen- und Wärmebehandlungen zurück, die Grützmacher Industrietechnik von einem Drittunternehmen durchführen lässt, sodass nur ein Drittel der Reklamationen eigenverschuldet sei.
Drei Maschinen für eine halbe Millionen Euro
Zur Erweiterung der Betriebsstätte investierte das Unternehmen in neue CNC-Maschinen. Angedacht waren drei für 500.000 Euro, wovon bislang zwei erworben wurden. Je eine für die Dreherei und die Fräserei. Nur wenige Monate liegt die Inbetriebnahme der Letzteren zurück.
Sobald sich die Auftragslage zu diversen unterschiedlichen Projekten klärt und sich daraus eine mögliche Auslastung für die noch ausstehende dritte CNC-Maschine ergibt, werde diese angeschafft. Ein Antrag auf Einzelbetriebliche Investitionsförderung aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) wurde von der NBank genehmigt.
Die Fördersumme entspricht 20 Prozent des Investitionsvolumen, also insgesamt 100.000 Euro. Mittel dafür stammen von der EU, genauer gesagt aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE). Von den neuen Maschinen, die im Gegensatz zu älteren durchgängig arbeiten, erhoffen sich die Geschäftsführer eine Steigerung der Produktivität. Momentan sei Grützmacher Industrietechnik voll ausgelastet arbeite seit der vergangenen Woche in Sonderschichten.
Bild: Geschäftsführer Axel Grützmacher zeigte Oberbürgermeister Axel Jahnz von der neuen CNC-Maschine in der Dreherei hergestellte Teile.
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