Größtes Kunstwerk in Delmenhorst vorgestellt – Was zeigt das Mural am Gewerbecampus in Annenheide?

Die Dimensionen sind beeindruckend: 50 mal 6 Meter, also 300 Quadratmeter in der Fläche, misst das neue Mural mit dem Titel „Gewebte Geschichten“ im naturalistischen Stil an der Längsseite des Gewerbecampus in Annenheide. Was bedeutet das Bild?

Das Werk wurde entworfen und realisiert von Marcus Debie, Künstlername Gomad. Er arbeitete zusammen mit seinem Künstlerfreunde James Jetlag, mit dem er schon seit rund 30 Jahren kooperiert. Den Kontakt zwischen ihm und der Firma DLH, die den Gewerbecampus betreibt, stellte das Kunstberatungsunternehmen „Kunst Raum Konzepte“ von Dirk Monreal her.

Textilherstellung als Thema

Das Werk, das mit Sprühdosen gestaltet und dessen Sketch zuvor mit einem Projektor auf die Fassade gebeamt und dann übertragen wurde, hat einen thematischen Bezug zur Stadt Delmenhorst. So ist das Grundthema die Textilherstellung, die in Delmenhorst mit der Nordwolle und auch später noch mit der Firma Delmod eine langjährige Tradition hat.

Frauen in der Produktion tätig

Da in der Textilproduktion überwiegend Frauen tätig waren, ist links im Bild eine Frau zu sehen. Dass sie eine Hibiskusblüte im Haar trägt, ist kein Zufall: „Hibiskusblüten gibt es hier überall“, ist Gomad aufgefallen und er zeigt mit der Hand auf die Grünfläche vor seinem Werk. Und auch die Elster ganz links im Bild, hat der Künstler hier ebenfalls schon mehrfach bemerkt. Rechts neben der Frau befindet sich in liegender Position ein Frauenkörper, der komplett mit Textilien verhüllt ist: „Hut, Mantel, Bluse, Schal“, sie ist ganz in Kleidung gehüllt“, so Gomad. Auch hier wieder der Bezug zu Delmenhorst, der (einstigen) Textilstadt.

Auf dem Mantel, am unteren Ende des Murals, ist in einem Kreis ein Stoffmuster zu erkennen. Und da in der Textilindustrie viel mit den Händen gearbeitet wurde, sind rechts noch einmal gesondert mehrere ineinander greifende Handpaare dargestellt.

Marcus Debie alias Gomad vor seinem Kunstwerk

Geometrische Figuren

Aufgelockert wird das Kunstwerk durch geometrische Formen: Kreise, Rechtecke, Balken  und Violinschlüssel-ähnliche Motive, die der Künstler Gomad-Formen nennt, lassen sich finden. „Das schafft Spannung, so gibt es jedes Mal etwas Neues zu entdecken.“ Tatsächlich fällt z. B. nicht auf Anhieb auf, dass die Elster links im Bild gar nicht aus einem Stück besteht, sondern links des Rahmen etwas durchtrennt ist.

Der Künstler selbst ist übrigens farbenblind, allerdings nicht völlig. So kann er zum Beispiel Grün und Braun oder Grau und Rosa nicht unterscheiden. Er behilft sich mit speziellen Codes auf den Sprühdosen, die ihm die Unterscheidung erlauben. Insgesamt hat er für das Werk 350 Farbsprühdosen verbraucht. Die Farbe soll UV- und wasser- bzw. wetterbeständig sein, sodass das Werk auch langfristig Bestand haben soll.

Beeindruckende Details

Beeindruckend ist vor allem auch die naturalistische Darstellung: Die Augen der blonden Frau könnten auch von einem Foto stammen, so klar erscheinen sie. Die feinen blonden Haare wurden, wie auch alles andere, ebenfalls per Sprühdose aufgetragen.

 

 

Der Stadt etwas zurück geben

„Wir möchten der Stadt etwas zurückgeben“, sagen die Senior-Projektmanager Simon Rickers und Sven Mester von der DLH, die den Gewerbecampus betreibt. Die beiden betonen, dass Kunst nicht an jedem Gewerbeobjekt Sinn ergebe, doch hier, wo täglich etliche Delmenhorster vorbeiführen, sei es sinnvoll.

Auch die Stadtverwaltung dürfte es freuen. Rickers und Mester lassen durchblicken, dass der Verwaltung die anthrazitgraue Außenseite der Fassade in Richtung Annenheider Straße in ihrer ursprünglichen Form zu trist war. Daher wurden dort – unabhängig vom nun eingeweihten Kunstwerk – bereits bunte LED-Paneele aufgehängt. Nun hat die Stadt an der Stelle einen echten Hingucker, der viele erfreuen dürfte.

 

 

Bild ganz oben: Simon Rickers, Sven Mester (beide DLH), Dirk Monreal (Fa. Kunst Raum Konzepte) und Künstler Marcus Debie alias Gomad (v.l.) freuen sich über das Werk.

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