Gesundheit gehört zum Glück dazu – Delmenhorster Gesundheitskonferenz tagt in der Markthalle

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Unter dem Titel „Wege zum Glück“ fand letzten Freitag, 22. November, die Delmenhorster Gesundheitskonferenz in der Markthalle statt. Bei der bereits dritten Ausgabe dieser Veranstaltung bildete das Thema Glück den Mittelpunkt. Für die Organisation waren die Gesundheits- sowie Sportregionen Delmenhorst und Landkreis-Oldenburg, das Delmenhorster Institut für Gesundheitsförderung (DIG) des Vereins Gesundheit im Kindesalter, die Bildungsregion Delmenhorst und der Kommunale Präventionsrat (KPR) gemeinsam zuständig.
 
Nur allzu oft wird Gesundheit als Abwesenheit von Krankheiten beschrieben und ist daher eher negativ konnotiert. Um dem etwas entgegenzusetzen, widmete sich die Gesundheitskonferenz dieses Mal den Zusammenhängen zwischen Gesundheit und Glück. Fragen danach, ob und wie sich Glück auf die Gesundheit oder umgekehrt auswirkt, wurden in diesem Rahmen zwischen 12 und 18.30 Uhr besprochen. Ergänzt wurde der Titel der Gesundheitskonferenz „Wege zum Glück“ um diese vier Begriffe: Happy, Smart, Fit, Healthy (HSFH).
 

Glück ist facettenreich

In seinem Grußwort wies Oberbürgermeister Axel Jahnz (SPD) auf die Vielfältigkeit von Glück hin. „Zufriedenheit ist auch schon Glück, wie ich finde“, teilte er mit. Am Vortag wurde ihm nach eigener Aussage bei einem Besuch in der Stadtbücherei, wo es um Vorurteile ging, der Vorschlag gemacht, einen Glücksatlas für Delmenhorst in Auftrag zu geben.
Mit einem herzlichen „Glückauf“ schloss Jahnz seine Rede ab, woraufhin Dr. Johann Böhmann, Gründer des Vereins Gesundheit im Kindesalter und des DIG, die weiteren Verantwortlichen Organisatoren vorstellte. Er merkte in der Folge an: „Wir deutschen sind gemessen an der Zahl der Arztbesuche in Europa Spitzenreiter. 28-mal gehen wir im Jahr zum Arzt. Wer glücklicher ist, ist tendenziell weniger krank.“ Bei der Moderation wurde er von Johannes Mitternacht unterstützt.
 

Literatur stellt Verbindung zwischen Glück und Gesundheit her

Der Schauspieler und Theaterpädagoge lieferte dazu ein paar passende Zitate: „Da es der Gesundheit förderlich ist, habe ich beschlossen glücklich zu sein“, was Voltaire (1694-1778) zugeschrieben wurde, aber von der Forschung in Frage gestellt wird. Vom Philosophen Wilhelm Schmid stammt folgende Weisheit: „Was häufig gemeint ist, wenn nach Glück gefragt wird, ist eigentlich Sinn“.
Auch bei Dr. Eckart von Hirschhausen, demzufolge weder Glück noch Gesundheit ein Dauerzustand sind, bediente er sich: „Sein Glück zu mehren, ist die beste Prävention.“ Zudem erinnerte sich Mitternacht an eine ihn zutiefst beeindruckende Begegnung mit einem an Krebs erkrankten Patienten in sehr schlechtem Zustand während seiner Ausbildung zum Krankenpfleger. „Egal, was ich mit ihm gemacht habe, am Ende lächelte er ganz breit und sagte ,Danke‘“, berichtete Mitternacht.
 

Vorträge und Workshops gingen Glück und Gesundheit von verschieden Seiten an

Nahtlos setzten daran die Vorträge an. Über die Zusammenhänge zwischen „Digitalem Aufwachsen und Ernährung“ klärte die Ernährungsforscherin Dr. Antje Hebestreit vom Leibniz Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) Bremen auf.
Hingegen machte Edda Lorna, Kulturwissenschaftlerin, Tanztheaterpädagogin und Zufriedenheitscoach, deutlich, wie sich Glück in Form des Tanzens erleben lässt. Daran angelehnt führte die Gruppe „Mittschnitt Delmenhorst – Tonspuren einer Stadt“ Yoga zum Sound der Stadt vor. Workshops behandelten Glück als Schulfach, Glück auf dem Schulweg durch den Verzicht auf Elterntaxis sowie Glücksspiel und die damit oft einhergehende Sucht.
 

Glückslehren reichen weit in die Vergangenheit zurück

Aus der Perspektive eines Kindes schilderte der Animationsfilm „Der Wutmann“ die Erfahrung häuslicher Gewalt und was das Kind stärken kann. Zuallererst unternahm Prof. Dr. Hilke Brockmann, Dozentin, Glücksforscherin und Soziologin von der Jacobs University Bremen, den Versuch, die wissenschaftliche Sicht auf Glück zu vermitteln.
Eine wichtige Frage innerhalb der Forschung ist demnach, ob Glück korreliert, also in einem reinen Zusammenhang mit etwas anderem besteht, oder kausal bedingt ist, das heißt, sich erst durch Auswirkung von etwas anderem ergibt. „Beim Glück ist vieles subjektiv“, erklärte Brockmann. Glückslehren wurden bereits in der Antike von Platon, Aristoteles und Epikur aufgestellt.
Ihnen folgte der englische Jurist, Philosoph und Sozialreformer Jeremy Bentham nach, der es als Ziel einer guten Regierung formulierte, größtmögliches Glück für die größtmögliche Anzahl von Menschen zu erreichen. Heutzutage ist der Wissenschaft klar, dass es sich beim Glück nicht um einen Dauerzustand handelt, sondern einen Prozess darstellt. Dieser beginnt bei der Suche nach Glück, führt über das Glückserlebnis und klingt schließlich wieder ab.
 

Wissenschaft fokussiert sich auf Ursachenforschung

Mit dem Glück setzt sich auch die Evolutionsbiologie auseinander. Die Soziologin bekundete: „Objektiv von außen betrachtet beschreibt Glück einen bivalenten, also zweiwertigen, Zustand von positiven und negativen Emotionen.“ Es gibt nämlich eine Art Bewertungsmechanismus, mit dem Menschen ihr Verhalten steuern.
Neben den Menschen können allerdings auch Tiere Glück empfinden. Glück kann sowohl an Gehirnströmen gemessen als auch an Gestik und Mimik erkannt werden. Hinzu kommt, dass Menschen ihr Glück offen äußern und durch ihr Verhalten deutlich machen. Bei der Frage nach dem Glück ist laut Brockmann die Bereitschaft zu antworten besonders groß.
Seitens der modernen Glücksforschung wird Glück nicht mehr inhaltlich definiert, sondern den Bedingungen oder Faktoren für das Auslösen der Glücksempfindung nachgegangen. In der Psychologie wird beim Glück vom subjektiven Wohlbefinden (SWB) gesprochen, wo die eigene Einschätzung der Einzelperson zum Tragen kommt. „In der Regel ist Glück relativ“, sagte Brockmann.
Sie verwies dazu auf lateinamerikanische Länder, die trotz grassierender Armut und Korruption über hohe Glückswerte verfügen.
 

Vergleichbarkeit ist für das Glücksgefühl notwendig

Persönlich glaubte sie, es müsse damit zusammenhängen, dass in allen diesen Ländern viel getanzt wird. Damit das Gehirn Urteile fällen und Bewertungen vornehmen kann, ist es auf Vergleichsmaßstäbe angewiesen, wie Brockmann bezogen auf die Relativität des Glücks offenbarte.
Dass Menschen dennoch immer zu mehr streben, ist durch den Vergleich mit anderen Menschen, Suchtpotential bestimmter Sachen und Gewöhnungseffekte bedingt. Aufgrund der Tatsache, dass sich die Umwelt ständig verändert und Menschen darauf reagieren, ist Glück ein permanenter Bewertungsprozess im Gehirn. Der Gesundheitszustand gehört nach Angaben von Brockmann zu den wichtigsten Faktoren, die Glück auslösen können.
 
Bild: Prof. Dr. Hilke Brockmann, Dozentin, Glücksforscherin und Soziologin der Jacobs University Bremen, führte bei der Delmenhorster Gesundheitskonferenz ins Thema Glück ein.

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