Gedanken von Gerhard Berger über Delmenhorst

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Gerhard Berger ist Sprecher der Delmenhorster Schausteller und SPD-Stadtratsmitglied. Passend zum Jahresausklang hat er während der gestrigen Ratssitzung eine persönliche Erklärung verlesen. Es sind seine ganz persönlichen Gedanken über die Stadt Delmenhorst, die wir im Kern ziemlich treffend finden. Daher veröffentlichen wir hier die komplette Erklärung:
 

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In Delmenhorst

Delmenhorst, welch‘ eine Stadt, wie kann man sie beschreiben? Delmenhorst, die Stadt mit den Gegensätzen, die sich unweigerlich anziehen. Auf den ersten Blick ist das nicht zu erkennen. Nur der Besucher bemerkt zunächst die Beschaulichkeit, die so mancher Bewohner als selbstverständlich begreift und nicht mehr wahrnimmt.
 
Was hat Delmenhorst, was andere Städte nicht haben? Die Delmenhorster würden natürlich sagen: Was haben andere Städte, was Delmenhorst nicht hat? Die einzige klare Antwort: Andere Städte haben keine Delmenhorster. Das muss man betonen, denn es gibt den typischen Delmenhorster Bürger, der sich wesentlich vom Oldenburger und Bremer oder von anderen unterscheidet. So ist das, bei den in Delmenhorst Geborenen und bei den Zugezogenen, die sich da schnell einreihen. Die Eigenheiten der Bürger muss man erklären. Da ich schon über 40 Jahre in Delmenhorst lebe und durch meinen Beruf einige andere Städte und deren Menschen kennengelernt habe, erlaube ich mir ein vorsichtiges Urteil.
 
Muss dazu auch bemerken, dass mein Urteil natürlich subjektiv ist, denn ich bin Optimist. Also, wer länger in Delmenhorst lebt, ist kritikfreudig zufrieden. Für den echten Delmenhorster ist es aber nicht üblich, Zufriedenheit zum Ausdruck zu bringen. Er lässt sich nichts anmerken und versteckt sie hinter seiner Kritik. So drängelt er sich freudig und lustig während des Stadtfestes durch die Straßen und schimpft mit seinen feiernden Mitbürgern gemeinsam, dass es in der Stadt zu langweilig ist. Er tanzt ausgelassen auf dem Marktplatz und klagt, die Musik sei zu laut. Am nächsten Tag auf dem Wochenmarkt mit einem Kater, der nicht schnurren kann, als Begleiter meint er dann: „Das Stadtfest war auch nicht mehr so wie sonst.“ So ist das mit den Gegensätzen.
 
Delmenhorst hat einen tollen Marktplatz, man kann gemütlich abgasfrei einen Kaffee in der Sonne trinken, möchte aber dennoch mit dem Auto bis vor dem Tisch fahren. Die Fußgängerzone ist mit schönen Häuserfassaden versehen. Was nicht jede Stadt bieten kann. Man achtet aber nur auf leerstehende Läden, ein Problem, das wir mit vielen Städten teilen. Auch Folgendes ist eine typische Delmenhorster Art: Man genießt das Innenstadtleben und hofft, dass die Grenzen der City rund um den Marktplatz endlich geöffnet werden, damit die City größer wird.
 
Die Kultur in Delmenhorst ist klasse, aber man tut so, als wollte man dies ganz für sich behalten.
Wirklich einzig ist die Delme, die quer durch Delmenhorst fliest, um das zu sehen, muss man ihr nur nachlaufen. Mancher Bürger möchte ganz in Ruhe spazieren gehen, das kann er wirklich an der Delme, weil viele nicht wissen, welch ein romantischer Weg das ist. Wer schon mal im Stadion war wenn Atlas Delmenhorst spielt, lässt sich von der Stimmung anstecken und kann aufs Weserstadion verzichten.
 
Zahlreiche Restaurants laden zum Essen und zur Geselligkeit ein und der Delmenhorster muss in einigen sogar seinen Platz reservieren lassen. Dort trifft er gut gelaunte Bekannte, man hat sich viel zu erzählen und beschwert sich mit ihnen zusammen, dass in der Stadt nichts los ist. Die Delmenhorster sind begeistert von ihrer neuen Markthalle, schimpfen aber beim Verlassen der Halle, weil es draußen regnet. Wenn der Oberbürgermeister in einer Rede feststellt, wir haben jetzt einen der schönsten Marktplätze in Norddeutschland, murmeln die Delmenhorster leise vor sich hin. In jeder anderen Stadt hätten die Bürger Beifall geklatscht.
 
Überall geht die Sonne abends unter. Nur in Delmenhorst hat nicht der liebe Gott, sondern die Politik und die Verwaltung Schuld daran. Jeder kann sich vorstellen, wie sehr ich mich als Ratsmitglied über jeden neuen Sonnenaufgang freue. So ist das in Delmenhorst, mit seinen schönen Wohngegenden und dem tollen Umland, das mehr Gäste mit dem Fahrrad erkundet haben als Delmenhorster. Eine Stadt im Grünen mit Leben, Herzlichkeit und persönlichen Interesse füreinander, das ist Delmenhorst.
Das meine ich und sage das, auch wenn ich ein Delmenhorster bin.

Gerhard Berger
Bild von Gerhard Berger

 

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1 Kommentar
  1. Peter Hessel sagte:

    Ich stimme mit Gerd Berger überein, dass es sich in Delmenhorst gut leben lässt. Als Zugezogener wohne und arbeite ich seit 9 Jahren hier. Im Gegensatz zu Nörglern finde ich die Stadt menschenfreundlich, und von einem sehr menschlichen Format. Nörgler treiben aber bestimmt nicht nur in Delmenhorst ihr Unwesen. Die gibt es überall. Konzentrieren wir uns lieber auf die Optimisten wie Gerd Berger selbst.
    Was Delmenhorst gebrauchen könnte, wäre ein Komitee, das SEHR AKTIV versucht, eine größere nicht.verschmutzende Industrie in die Stadt zu locken und damit für stärkere Beschäftigung und Belebung der Wirtschaft zu sorgen, Es gibt zu viele „ehemalige Industriebetriebe“ und zu wenige noch aktive. Dieses Komitee müsste national und international ganz gezielt versuchen, größere Arbeitgeber hier anzusiedeln. Andere Städte haben das erreicht, warum nicht Delmenhorst, das doch sehr viele Vorteile bietet: Gute Anbindung an Verkehrssysteme, Nähe zu Bremen, gut ausgebildete und fachlich kompetente Arbeitnehmer, verfügbare leere Gebäude, freundliche Menschen, viele interessante kulturelle Angebote, eine ruhige und angenehme Umwelt usw. Diese verhältnismäßig kleine Stadt hat 44 Ratsherren und -damen. Was machen die alle? Ich komme aus Ottawa in Kanada: 1 Million Einwohner und 18 Personen im Stadtrat. Vielleicht sollte man die Quantität im Stadtrat gegen Qualität austauschen. Leute mit Initiative, Dynamik und Einbildungskraft („imagination“). Ich darf als kanadischer Staatsbürger nicht in Deutschland wählen. Aber trotzdem interessiert mich die Stadt, in der ich mich jetzt sehr zu Hause fühle. Delmenhorst ist schön und verdient, mehr gelobt und beachtet zu werden.

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