Fraktionschefs diskutieren Jute-Erweiterung – Borgmeier Media hatte eingeladen
DelmeNews-Herausgeber und Verleger Carsten Borgmeier hatte die Spitzen der Stadtratsfraktionen am Dienstagabend eingeladen, um mit ihnen über Pro und Contra der Jute-Center-Erweiterung zu diskutieren. Auch Andreas Voigt vom Jute-Center-Investor nahm teil, die Innenstadtkaufleute entsandten keinen Vertreter.
Es war eine muntere Diskussionsrunde, kurz vor der vielleicht wichtigsten Entscheidung des Jahres für die Stadt. Befürworter und Gegner der Jute-Center-Erweiterung mit innenstadtrelevantem Sortiment kamen zu Wort.
„Die Innenstadt krankt daran, dass sie keine hochwertigen Sortimente hat“, beklagte Marlis Düßmann, die Fraktionsvorsitzende der Grünen. Und sie war auch nicht davon überzeugt, dass eine Jute-Center-Erweiterung hochwertigere Geschäfte nach Delmenhorst bringt. „Wenn wir die Innenstadt sterben lassen wollen, müssen wir die Jute-Center-Erweiterung beschließen“, sagte auch Erweiterungsgegner Volker Wohnig (die Linke).
Er plädierte dafür, sich bei der Entscheidung an Sachargumenten zu orientieren und nicht aus dem Bauch heraus eine Entscheidung zu fällen. Viel weniger Worte wünschte sich stattdessen Murat Kalmis (FDP). Er befürwortet die Erweiterung des Centers: „Wir sollten nicht ständig im Rat diskutieren, sondern einfach mal jemanden arbeiten lassen“, sah er es pragmatisch.
„Innenstadt nicht von selbst gestorben“
„Die Innenstadt ist nicht von selbst gestorben“, konstatierte Marlis Düßmann. Es seien die neuen Geschäfte in den Randbereichen gewesen, die der City zugesetzt hätten. Florian Beyer (Piraten) sieht in den Erweiterungsplänen der Saller-Gruppe derweil „etwas Greifbares. Bei der Innenstadt sehe ich das nicht.“
Andrea Meyer-Garbe, die Fraktionsvorsitzende der SPD, brachte auf den Punkt, dass die Politik mit ihrer Entscheidung die Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung trage. Mit mehr Pathos drückte es Volker Wohnig aus: „Wir müssen epochal denken.“
Angebot entscheidet
„Das Angebot ist entscheidend“, konstatierte Verleger Carsten Borgmeier und verdeutlichte damit, dass auch eine Center-Erweiterung scheitern wird, sofern keine attraktiven Geschäfte einziehen. An eine weit zurückliegende Begebenheit erinnerte Erweiterungsbefürworter Claus Hübscher (FDP).
Als es vor 30 Jahren die Idee gab, einen Reparatur- und Waschbetrieb für Autos im Parkhaus Am Stadtwall zu realisieren, sei dies am Widerstand der Innenstadtkaufleute gescheitert. Sie hätten dagegen plädiert, weil dadurch eine ganze Etage als Parkfläche gefehlt hätte. Fehlende Parkmöglichkeiten, da waren sich alle Diskutanten gestern schnell einig, ist nicht das zentrale Problem der Innenstadt.
CDU wollte nicht teilnehmen
An der Gesprächsrunde nahmen Andrea Meyer-Garbe und Geerjet Boom (SPD), Marlis Düßmann und Marianne Huismann (Grüne), Murat Kalmis, Claus Hübscher und Thomas Heisig (FDP), die Piraten Andreas Neugebauer und Florian Beyer sowie Volker Wohnig (die Linke) und Werner Lindemann (Freie Wähler/Bürgerforum) teil. Die UAD konnte aus Termingründen keinen Teilnehmer stellen.
Auch die CDU glänzte durch Abwesenheit. Da zwischenzeitlich die SPD angekündigt hatte, möglicherweise ihre stellvertretende Fraktionsvorsitzende Susanne Mittag zum Gespräch mitzubringen, sagten die Christdemokraten ab. Eine Plattform für eine Bundestagskandidatin wolle man nicht bieten. Damit fehlte kurioserweise ausgerechnet die Partei, die zur Eröffnung der Messe DelmeExpo für den im Urlaub weilenden Fraktionsvorsitzenden ihre Bundestagskandidatin geschickt hatte… Auch die Innenstadtkaufleute schickten trotz mehrerer Einladungs-Anrufe keinen Vertreter.
Erweiterungsgegner versöhnlich
Am Ende der gut zweistündigen Diskussion reichte Erweiterungs-Gegnerin Düßmann dem Investorenvertreter im übertragenen Sinne die Hand: „Wir möchten Sie nicht gehen lassen. Wir möchten mit ihnen an der Seite die Innenstadt weiterentwickeln.“ Andreas Voigt ließ offen, wie es mit dem kränkelnden Center im Falle einer Ablehnung weitergeht. Er sagte aber, dass eine Ablehnung die Innenstadt auch nicht voranbringen werde.
Morgen Vorberatung im Verwaltungsausschuss
Am morgigen 6. Juni 2013 wird das Thema im Verwaltungsausschuss beraten. Danach kommt die Angelegenheit laut Beratungsreihenfolge am 26. Juni in den Stadtrat. Dort soll die Entscheidung fallen. Für die Stadt könnte es die wichtigste des Jahres werden.
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