Flüchtlinge: Alice Gerken-Klaas bittet Ganderkeseer um Unterstützung

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Während in Delmenhorst noch nicht alle Kapazitäten für die Unterbringung von Flüchtlingen ausgeschöpft sind und damit die Unterbringungssituation nicht als dramatisch einzuschätzen ist, wendet sich Alice Gerken-Klaas, Bürgermeisterin der Gemeinde Ganderkesse, heute an die Ganderkeseer Bevölkerung. Sie wirbt um Verständnis und Unterstützung. Sie bittet unter anderem die Eigentümer von Wohneigentum in Ganderkesee, der Gemeinde Wohnraum zur Anmietung zur Verfügung zu stellen.
 
Im Folgenden drucken wir den Offenen Brief von Alice Gerken-Klaas, Bürgermeisterin der Gemeinde Ganderkesee, ungekürzt ab:

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Ganderkesee, 10.08.2015
Flüchtlinge in der Gemeinde Ganderkesee – Offener Brief von Bürgermeisterin Alice Gerken-Klaas

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
 
Tag für Tag erreichen uns schreckliche Bilder von Krieg und Vertreibung im Nahen Osten. Von Bootsflüchtlingen auf dem Mittelmeer. Von Menschen, die nach strapaziöser und gefährlicher Reise in teilweise unwürdigen Unterkünften leben müssen. Auch die Gemeinde Ganderkesee ist wie alle Kommunen zur Aufnahme von Flüchtlingen verpflichtet und daher sowohl im politischen wie auch im gesellschaftlichen Bereich intensiv mit diesem Thema befasst.
 
Seit vielen Jahren wird in der Gemeinde Ganderkesee die dezentrale Unterbringung der Flüchtlinge favorisiert und auch umgesetzt. Die rund 130 bisher hier angekommenen Flüchtlinge konnten gut untergebracht und betreut werden.
 
Doch der Zustrom von Flüchtlingen hat sich in den vergangenen Wochen erheblich erhöht. Eine verstärkte Zuweisung von Flüchtlingen in die Gemeinde war daher absehbar. In den letzten Tagen hat sich die Lage jedoch nochmals dramatisch zugespitzt. Für die Gemeinde Ganderkesee und auch für alle anderen Kommunen in Niedersachsen völlig unerwartet hat das Innenministerium außerplanmäßig und zusätzlich zu den angekündigten Zuweisungen weitere 3000 Flüchtlinge in die Kommunen verteilt.
 
So werden in der kommenden Woche insgesamt 45 Flüchtlinge in unsere Gemeinde kommen. Damit stehen wir vor der Aufgabe innerhalb von wenigen Tagen die nötigen Vorbereitungen zu treffen, um zehn Familien und vier Einzelpersonen aus Albanien zu empfangen und unterzubringen. Danach wird es wöchentlich zu weiteren Zuweisungen kommen.
 
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, diese Aufgabe stellt eine große Herausforderung dar, die wir in der Gemeinde Ganderkesee nur gemeinsam meistern können. Dabei hat es mich ganz besonders berührt und ermutigt, dass sofort nach Bekanntwerden eine große Welle der Unterstützung spürbar wurde. Viele Privatpersonen, aber auch Vereine und Organisationen boten Sachspenden oder ihre ehrenamtliche Unterstützung an.
 
Die wichtigste Aufgabe ist jetzt erst einmal die Unterbringung der Flüchtlinge. Wie werden nun die 45 Personen untergebracht, die in der kommenden Woche in die Gemeinde kommen werden? Da einige zur Verfügung stehende Wohnungen zurzeit noch umgebaut werden, muss eine andere Lösung gefunden werden. Ein großes Dankeschön geht an die Viasol gGmbH, die sofort bereit war zu helfen und die erforderlichen Räume im Jugendhof Steinkimmen zur Verfügung gestellt hat. Hier werden die Flüchtlinge für knapp eine Woche untergebracht, bis die Alte Turnhalle neben der Schule am Habbrügger Weg in Ganderkesee als Sammelunterkunft für Flüchtlinge umgestaltet ist.
 
Aktuell müssen dort noch einige Baumaßnahmen, insbesondere um brandschutzrechtliche Vorschriften zu erfüllen, ausgeführt werden. Anschließend wird die Turnhalle eingerichtet. Dabei werden uns die Mitglieder des Deutschen Roten Kreuzes mit ihrer großen Fachkenntnis unterstützen. Dafür bedanke ich mich schon jetzt ganz herzlich.
 
Doch die Unterbringung in einer Sammelunterkunft ist keine Lösung auf Dauer. Daher wird weiterer geeigneter Wohnraum gesucht. Dafür kommen Häuser aber gerade auch kleinere Wohnungen infrage. Wenn Sie über vermietbaren Wohnraum verfügen, melden Sie sich bitte so bald wie möglich. Wir prüfen dann gemeinsam, ob die Räume geeignet sind und wie die Vermietung geregelt werden kann. Jedes Angebot ist eine Hilfe!
 
Wenn die vorhandenen Wohnungen hergerichtet sind und weiterer Wohnraum angemietet werden konnte, benötigen die neuen Bewohner Möbel, Küchenutensilien, Geschirr, aber zum Beispiel auch Spielzeug für die Kinder. Ich freue mich, wenn Sie mich unterstützen und entsprechende Sachspenden zur Verfügung stellen möchten. So haben in den letzten Wochen schon viele Mitbürgerinnen und Mitbürger geholfen. Daher sind die vorhandenen Lagerkapazitäten im Rathaus und in gemeindeeigenen Räumen derzeit ausgeschöpft. Bitte haben Sie also etwas Geduld. Werfen Sie nichts weg. Lagern Sie Ihre Spenden bitte noch zu Hause.
 
Um eine schnelle Aufnahme und Bearbeitung aller Anfragen und Angebote, die sich um die Unterbringung und Unterstützung der Flüchtlinge drehen, sicherzustellen, habe ich eine zentrale Telefonnummer und E-Mail-Adresse eingerichtet. Unter 04222 44-500 sowie unter fluechtlingshilfe@ganderkesee.de werden Ihre Fragen und Angebote so schnell wie möglich aufgenommen und weitergegeben. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass nicht alle Spenden oder Hilfsangebote sofort in Anspruch genommen werden können. Voraussichtlich werden auch in den nächsten Monaten regelmäßig weitere Flüchtlinge in unsere Gemeinde kommen. Auch diese werden auf Hilfe angewiesen sein.
 
Ich werde Sie über die Presse und weitere zur Verfügung stehende Informationswege über die jeweilige Situation der Flüchtlinge informieren. Direkt auf der Startseite der Internet-Homepage der Gemeinde Ganderkesee (www.ganderkesee.de) finden Sie unter dem Stichwort „Flüchtlingssituation“ alle aktuellen Informationen. So werden Sie erfahren, wenn beispielsweise Möbel, Geschirr oder Kleidung gebraucht wird. Es wäre schön, wenn Sie dann Ihre Spenden vorbeibringen würden, damit diese dann umgehend und gezielt weitergegeben werden können.
 
Auch in vielen weiteren Bereichen ist ehrenamtliches Engagement für die Flüchtlinge denkbar. Wenn Sie Interesse daran haben, z.B. Patenschaften zu übernehmen, so können Sie sich ebenfalls unter der Telefonnummer 04222 44-500 oder über fluechtlingshilfe@ganderkesee.de melden. Jede Unterstützung ist hilfreich und willkommen. Auch hierüber werde ich Sie in der nächsten Zeit regelmäßig informieren.
 
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, weltweit sind Millionen Menschen auf der Flucht. Täglich sehen Männer, Frauen und Kinder keine andere Möglichkeit mehr für sich, als ihr Heimatland zu verlassen um vor Konflikten und Gewalt zu fliehen. Dabei müssen sie alles zurücklassen: Angehörige, Besitz, das gewohnte Lebensumfeld und damit die Möglichkeit für sich selbst zu sorgen. Diese Menschen haben für uns unvorstellbare Erfahrungen gemacht und sind jetzt auf unsere Hilfe angewiesen. Gemeinsam können wir es schaffen, diesen Menschen neue Perspektiven zu bieten und ihnen damit den Weg in eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
 
Ich danke Ihnen für Ihre Unterstützung.
 
Alice Gerken-Klaas
Bürgermeisterin der Gemeinde Ganderkesee
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