Firma Legler integriert Geflüchtete – Grotelüschen überzeugt sich vom Projekt Willkommenslotsen

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Der Delmenhorster Spielwaren-Hersteller Legler betreibt berufliche Integration von Geflüchteten und nutzt dafür die Unterstützung der Willkommenslotsin Bettina Doneit. Sie ist eine von rund 180 Willkommenslotsen eines Projektes der Bundesregierung, die Flüchtlingen bei der Vermittlung von Arbeit oder Ausbildung helfen. Bundestagsabgeordnete (MdB) Astrid Grotelüschen (CDU) besuchte die Firma letzte Woche und verschaffte sich selbst einen Eindruck davon.
 
„Meine Kinder haben auch mit ihrem Spielzeug gespielt“, offenbart Astrid Grotelüschen zu Beginn ihrer Stippvisite bei der Legler OHG small foot company. Grund für ihr Erscheinen war aber vor allem das Projekt der Willkommenslotsen, das seit 2016 vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWI) gefördert und vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) durchgeführt wird. Die Bundestagsabgeordnete erklärt: „Ich bin selbst Wirtschaftspolitikerin und finde es sehr wichtig, dass wir dieses Projekt haben. Natürlich sind die Bedarfe da.“
 

Projekt besteht für vier weitere Jahre fort

Im Sommer habe sie in einer Zeitschrift gelesen, dass dessen Verlängerung, die bisher jeweils von Jahr zu Jahr erfolgte, auf der Kippe stand. Nun steht laut ihr und Bettina Doneit, der Willkommenslotsin der IHK Oldenburg, das Förderprogramm kurz vor der Fortführung, die noch in den Haushaltsberatungen abgesegnet werden muss.
Für vier weitere Jahre soll es fortgesetzt werden. Bis zu 7,1 Millionen Euro sollen dafür jährlich bundesweit bereitgestellt werden. Derselbe Betrag stand auch in diesem Jahr zur Verfügung. „Ich möchte dass es weitergeht“, merkt Grotelüschen an. Aus ihrer Sicht dienen Willkommenslotsen als ein Mittel, um Flüchtlinge in Arbeitsprozesse, Ausbildungen und Berufe zu bringen.
Während es bislang vorrangig um die Erstintegration ging, sollen mit der Weiterführung auch darauffolgende Schritte begleitet und unterstützt werden. Doneit zufolge wird das Projekt vornehmlich von den Kammern betrieben. In der Region Oldenburg-Ostfriesland besetzt sie die Stelle der IHK, während die Landwirtschaftskammer noch über eine halbe Stelle verfügt. Gleiches galt für die Handwerkskammer, die aber mittlerweile auf ihre halbe Stelle verzichtet.
 

Arbeit der Willkommenslotsen zahlt sich aus

Zwischen den Kammern existiert laut Doneit deshalb auch eine sehr enge Zusammenarbeit. Sie klärt auf: „Der Schwerpunkt der Willkommenslotsen liegt darin, Unternehmen zu beraten, die Geflüchtete in Ausbildung oder Arbeit aufnehmen.“ Neben dem Akquirieren von neuen Mitarbeitern, erstellen sie Profile in den Unternehmen und mit den Geflüchteten Bewerbungsunterlagen.
Inzwischen hat sich die Willkommenslotsin ein umfangreiches Netzwerk aufgebaut. Hierzu gehören unter anderem die Jobcenter, Agenturen für Arbeit, Ausländerbehörden und Berufsschulen, wo sie Vorträge vor Flüchtlingsklassen hält. Mit verschiedenen Partnern führen die Willkommenslotsen nämlich auch selbst Aktionen durch, wie beispielsweise Schnupper-Praktika.
Grotelüschen nannte Zahlen, die den Erfolg des Projekts verdeutlichen sollten. Allein in Niedersachsen vermittelten Willkommenslotsen zwischen 2016 und 2018 5.290 Ausbildungs-, 2.400 Arbeits- und rund 9.000 Praktikumsplätze sowie mehr als 1.000 Hospitationen. Persönlich gelang dies Doneit in etwa 250 Fällen, wobei knapp 1.000 Unternehmen ihre Beratung in Anspruch nahmen, was auch auf die Firma Legler zutrifft, mit der sie seit Juni oder Juli in Kontakt steht.
 

Legler verkauft weltweit Spielwaren aus Holz

Vor etwas mehr als 30 Jahren gründeten die Brüder Holger und Ingo Legler die Firma aus einer Garage heraus. Noch immer fungieren die Beiden als Inhaber des international agierenden Familienunternehmens, das an seinem Firmensitz als Spielwarengroßhandel in Delmenhorst durchschnittlich 160 Mitarbeiter beschäftigt.
Außer der Produktion, die in Fernost von treuen langjährigen Partnern abgewickelt wird, tätigen diese sämtliche Arbeitsschritte, angefangen beim Design über die Musterprüfung bis hin zum Vertrieb. Holzspielzeug und Spielwaren von Legler werden überall in der Welt verkauft. In der aktuellen Hochphase, die sich noch bis Weihnachten erstreckt, erhöht sich das Personal sogar auf bis zu 200. Mehrere der Beschäftigten sind Geflüchtete und Asylbewerber, denen dazu Doneit verhalf.
 

Investition in künftige Mitarbeiter

Geschäftsführer André Eichinger sieht das Programm der Willkommenslotsen als hilfreich an. Er begründete dies damit, weil für das Unternehmen die Herausforderung zunehmend größer wird, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden.
„Legler steht für Toleranz und Offenheit. Wir machen hervorragende Erfahrungen mit den neuen Kollegen und freuen uns, ihre Zukunft in Deutschland aktiv mitgestalten und unterstützen zu können“, sagt Eichinger. Birgit Heidenreich, Assistentin der Geschäftsführung und Personalreferentin bei Legler gab an, dass über eine Kooperation mit dem Albertushof auch Behinderte Arbeit verrichten.
Sie bezieht klar Position: „Wir verstehen das als Unternehmen auch als gesellschaftlichen Auftrag mit Verantwortung. Man kann sich nicht nur immer hinstellen, über die Jugend meckern und sich über den Fachkräftemangel beklagen. Man muss auch bereit sein, in neue Fachkräfte zu investieren und neue Wege zu gehen. Doneit bestätigte, dass der Bedarf an Fachkräften nach wie vor beträchtlich ist und sich vor allem Unternehmen aus den Branchen Berufskraftfahrer, Gastronomie und Lagerlogistik an sie wenden.
 

Bei der Sprachförderung ist noch Luft nach oben

„In der Belegschaft sind wir sehr multikulturell aufgestellt, sodass Integration kein großes Problem darstellt“ ,teilt Heidenreich mit. Positiv beurteilt Doneit die Situation bei Legler: „Man merkt schon, dass in ihrem Unternehmen Willkommenskultur betrieben wird.“
Verbesserungs- oder Handlungsbedarf sieht Heidenreich noch bei der Sprachförderung, die sie für das A und O hält: „Es kann nicht sein, dass Sprachkurse nur bis zum Niveau B1 gefördert werden. Für Geflüchtete ist das zu wenig. Im Berufsleben und im Alltag haben sie damit keine Chance.“ Begleitende Sprachförderung mit praktischer Anbindung sind ihr und Doneit ein Anliegen.
Auf offenes Gehör, Verständnis und Wohlwollen stießen sie damit bei Grotelüschen. Heidenreich erwähnte dabei, dass eine Mitarbeiterin im kaufmännischen Bereich ihren geflüchteten Kollegen zweimal pro Woche eine Stunde fachspezifischen Deutschunterricht gibt. Des Weiteren absolvierten alle Mitarbeiter einen Gebärdensprachenkurs, weil eine Mitarbeiterin taubstumm ist. Regelmäßig ist für sie eine Dolmetscherin zu Besuch. „Inklusion und Integration in allen Bereichen“, fasst Grotelüschen zusammen.
 

Arbeitskräfte aus Afghanistan, Burundi, Irak und Syrien

Zunächst befinden sich die geflüchteten Mitarbeiter, die bei Legler in der Logistik und im Vertrieb tätig sind, in einer Einstiegsqualifizierung. Diese dauert mindestens sechs Monate und maximal ein Jahr und ist prinzipiell wie das erste Ausbildungsjahr gestaltet, das anschließend nachgeholt wird. Heidenreich beteuert: „Das ist gut, um in den Arbeitsalltag hineinzufinden und nimmt den Druck.“
Aus dem Vertrieb berichtet Matiullah Faqiri: „Meine Flucht aus Afghanistan begann Ende 2015. Ich floh rund zwei Monate zu Fuß, im LKW, mit Bussen und Zügen und gelangte über die Erstaufnahmestation in Passau über Hannover nach Delmenhorst. Aus dem Nichts baute ich mir ein neues Leben auf – inzwischen habe ich viele Freunde hier und fühle mich angekommen und Zuhause.“
Er ist dankbar für die Chance, die Legler ihm bietet. Derzeit absolviert er ein einjähriges Praktikum und hat Aussicht auf eine Ausbildungsstelle zum Kaufmann für Groß- und Außenhandel. „Diesen Schritt würde ich mir ohne die große Unterstützung meiner Kollegen nicht zutrauen“, erzählt Faqiri. Im Vertrieb ist auch Mohamad Koulak aus dem Irak beschäftigt, wohingegen Irene Namihana aus Burnudi und Teilzeitkraft Bassel Al Daham aus Syrien in der Logisitk arbeiten.
 

Nächster Kandidat steht schon vor der Tür

In dieser Woche soll ein weiterer schwerbehinderter Anwärter aus Syrien dank Doneits Vermittlung erscheinen. Abschließend appelliert Grotelüschen an die Betriebe in ihrem Wahlkreis, sich ein Beispiel an Legler zu nehmen: „Ich würde mir wünschen, dass noch viel mehr Unternehmen dieses Programm der Willkommenslotsen in Anspruch nehmen.“ Ein Anruf bei der IHK genügt, damit sich interessierte Unternehmen Informationen einholen und beraten lassen können.
 
Bild: Legler-Geschäftsführer André Eichinger (v. l.), die Bundestagsabgeordnete Astrid Grotelüschen (CDU), die Assistentin der Geschäftsführung und Personalreferentin bei Legler, Birgit Heidenreich, sowie die Willkommenslotsin der IHK Oldenburg, Bettina Doneit, setzen sich für die Integration Geflüchteter auf dem Arbeitsmarkt ein.

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