Entwässerungsgraben in Friedensstraße sorgt für Tumult im Umweltausschuss – Anwohner erbost

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Es kommt selten vor, dass die Sitzung eines städtischen Ausschusses vor fast komplett belegten Besucherplätzen stattfindet. Heute (5. Februar) war das im Umweltausschuss der Fall. Der Grund: Es ging um zwei Anträge, die sich mit dem umstrittenen Bau eines Stauraumkanals in der Friedensstraße befassen. Und da kochten die Emotionen vieler Anwohner im Zuschauerbereich hoch.
 
Mit dem neuen Kanal soll die Entwässerungslage verbessert werden. Sie ist Teil des Generalentwässerungsplanes, der die Entwässerung in Delmenhorst regelt. Zuständig für dessen Umsetzung sind seit 2002 die Delmenhorster Stadtwerke.
 

Anwohner fürchten Schäden

Viele Anwohner in Delmenhorst und der nahen Nachbargemeinde fürchten, dass das Wasser nach Ganderkesee abgeleitet werden soll. Und das es durch die Bauarbeiten zu Schäden an ihren Häusern kommen kann. Nach ihrer Darstellung sei eine notwendige Zustimmung des Ochtumverbands zum Bau erst nah Beginn des Ausschreibungsverfahrens geklärt worden. Ihre Befürchtung, an den Baukosten beteiligt zu werden, hat sich dagegen schon vor dem Ausschuss als unbegründet herausgestellt.
 

Kein Rederecht für Ganderkeseer

Vor allem lautet der Vorwurf, dass Ganderkesee von Delmenhorst bei der Maßnahme nicht berücksichtigt wird. Als Tim Schmidt, Sprecher der Interessengemeinschaft Friedensstraße Gemeinde Ganderkesee & Stadt Delmenhorst, das Rederecht in der Bürgersprechstunde nicht zugestanden wird – als Ganderkeseer hat er dies nicht automatisch -, gab es das erste Mal erboste Zwischenrufe.
 
225 Unterschriften für seine Interessengemeinschaft knallte er wütend auf einen Tisch. Eva Sassen, die sich mehrfach für das Rederecht aussprach, blieb damit allein im Ausschuss.
 

Verwaltung glaubt an Notwendigkeit des Kanals

Das der Stauraumkanal eine notwendige Baumaßnahme sei, bekräftigte Fritz Brünjes, Leiter des Fachbereichs Planen, Bauen, Umweltschutz, Landwirtschaft und Verkehr. Damit könne das Wasser zurückgehalten und Grundstücke so vor Überflutungen geschützt werden. Dass die Stadt den Stadtwerken komplett freie Hand lasse, verneinte Brünjes indirekt: Die Stadt kontrolliere die Arbeiten der Stadtwerke regelmäßig.
 

Stadtwerke entschuldigen sich für mangelnde Bürgerinfo

Jens Kramer, Diplom-Ingenieur bei den Stadtwerken, betonte, dass der für die Maßnahme zugrunde liegend Generalentwässerungsplan 2002 aufgestellt worden sei, nachdem das Ingenieurbüro Time die Wasserlage in der Stadt untersucht habe. Zudem seien Erfahrungen aus dem Hochwasser 1998 in der Innenstadt in den Plan eingeflossen. Die Friedensstraße sollte schon 2007 einen Kanal erhalten. Wegen Straßen- und Brückenbaumaßnahmen sei die Planung der Maßnahme aber bis 2017 verschoben worden.
 
Das die Stadtwerke die Anwohner nicht in dem nötigen Umfang über die Maßnahme informierten, bedauerte Kramer: „Einiges ist nicht so gelaufen, wie wir es uns gewünscht hätten.“ Dafür entschuldigte er sich. Ein Grund sei, dass ähnliche Baumaßnahmen in den letzten Jahren nicht hinterfragt worden seien. Eine Anliegerversammlung hätte vorher durchgeführt werden können.
 

Drei Bauabschnitte geplant

Teja Manskopf (Gruppenleiter Planung & Bau der Stadtwerke) ging dann tiefer auf die genauen Details ein. So sei der Bauauftrag Anfang Januar erteilt worden. Es wird drei Bauabschnitte gegen: Vom Wasserzug in der Deichhäuser Heide (Hausnummer 74) bis zur Mark-Twain-Straße und von dort zur Karl-May-Straße wird der Regenwasserkanal erneuert. Und erst danach erstellen die Arbeiter den neuen Stauraumkanal. 330 Kubikmeter soll der fassen.
 
Die Spundwände des Kanals sollen eingepresst und nicht gehämmert werden. Das verringere die Erschütterungen im Boden. Die Baugrube soll vier Meter tief werden. Der Grundwasserstand wiederum wird um zwei Meter abgesenkt.
 

Politik vertraut Stadtwerken

Das die Information der Bürger durch die Stadtwerke im Vorfeld zu knapp gekommen sei, fanden auch zahlreiche Ausschussmitglieder. Marianne Huismann (Grüne): „In Zeiten von Serienbriefen ist es kein Problem, die Bürger rechtzeitig zu informieren.“ Dennoch vertraue sie den Fachleuten der Stadtwerke.
 
Dr. Gerd Turowski, für den NABU als beratendes Mitglied im Bauausschuss, verstand die Bedenken der Anlieger. Gleichzeitig betonte er, dass die Baumaßnahme den Anwohnern für viele Jahre Probleme mit Hochwasser ersparen würde. Dorothea Stelljes-Szukalski (CDU) sah es ähnlich: „Das die Bürger sich nicht richtig informiert gefühlt haben, kann ich nachvollziehen.“ Auch die Interessen von Ganderkesee müssten im Auge behalten werden.
 
Hartmut Rosch (Linke) gab zu bedenken, dass der Kanal auch künftigen Extremlagen wie Starkregen standhalten müsse.
 

Alternative abgelehnt

Eva Sassen (Bürgerforum) fand, dass der zufällig wie sie heißende Sassengraben als alternative Verbindung zur Friedensstraße dienen könne. Brünjes dagegen gab an, dass eine Entwässerung nach Süden nicht möglich sei. Das wäre bei einer Verlängerung des Grabens aber der Fall.
 
Zudem betonte Brünjes, dass auch andere Organisationen, so die sich um die Entwässerung kümmern müssten, zur selben Maßnahme – dem Kanalbau – wie die Stadtwerke greifen würden. Stadtbaurätin Bianca Urban wiederum ergänzte, die Zusammenarbeit zwischen Delmenhorst und Ganderkesee sei gut.
 

Anträge abgelehnt

Dann standen zwei Anträge von Sassen zur Abstimmung. Mit dem einen wollte sie einen Baustopp des Kanals einleiten. Der andere sah vor, dass der Stadtrat künftig über Änderungen an der Regenableitung entscheiden solle – also entsprechende Baumaßnahmen. Beide Anträge lehnte der Ausschuss klar ab. Nur Sassen stimmte dafür.
 
Die Zuschauer, die das Geschehen mit mangelnder Demokratie und Beschwerden kommentierten, drohten am Ende mit einem Gerichtsverfahren.
 
Foto unten: Eva Sassen (Bürgerforum) scheiterte mit zwei Anträgen, die die Entwässerungsmaßnahmen in der Stadt in die Hände des Stadtrates legen sollten.
 

 

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