Einer geht, einer kommt – Jörg Neunaber löst Manfred Engelbart als Vorsitzenden des SV Atlas Delmenhorst ab

Der 4. Dezember 2023 war für den SV Atlas Delmenhorst ein historischer Abend. Bei der Jahreshauptversammlung im Hotel Thomsen gab es gleich mehrere einschneidende Ereignisse. Zum einen hat der Verein mit Jörg Neunaber als Nachfolger des vereinsprägenden Manfred Engelbart einen neuen Vorsitzenden. Darüber hinaus hat sich der Vorstand personell stark erweitert. Und im Bereich der sportlichen Leitung wird sich zum Saisonende eine weitere Änderung ergeben.

Zunächst warf Manfred Engelbart vor den 89 erschienenen der insgesamt 477 stimmberechtigten Vereinsmitglieder einen Blick zurück auf die vergangenen drei Jahre, in denen es coronabedingt keine Präsenzsitzung gegeben hatte: „Wir waren zurecht in der Regionalliga“, befand Engelbart. Als man nach 7 Spielen im ersten Pandemiejahr nur zwei Punkte auf dem Konto hatte, stand es schlecht um den Klassenerhalt, der am grünen Tisch verhandelt werden sollte. „Wir waren auf der Abschussliste“. Doch nach zahlreichen Gesprächen hätten sämtliche Mannschaften mit Ausnahme von Aufstiegsfavorit Havelse für den Verbleib des SVA in der Liga gestimmt. „Da bin ich heute noch stolz drauf“, so Engelbart.

Eine Saison später erfolgte aufgrund mangelnder Leistung auf dem Platz die Ernüchterung: „Der Abstieg und die Trainerentlassung haben weh getan. Das war nicht unser Ziel“, so Engelbart. „Am 10. Spieltag waren wir Neunter“, so Bastian Fuhrken später am Abend, „am 30. Spieltag Vorletzter“. Fuhrken gab zu, dass er sich zu Beginn der Saison der vergangenen Saison lange nicht vorstellen konnte, dass es so enden würde.

Dank an Axel Jahnz

Manfred Engelbart dankte natürlich auch den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern des Vereins. „Wenn die Ehrenamtlichen den Mindestlohn bekämen, wären wir insolvent“, sagte Engelbart mit Blick auf die zahlreich geleisteten Stunden. Auch Axel Jahnz, der sich nicht erneut für einen Vorstandsposten aufstellen ließ, aber als kooptiertes Mitglied an Bord des Vereins bleibt, bekam anerkennende Worte: „Danke an Axel für die Ertüchtigung des Stadions für die Regionalliga. Das hätten wir ohne ihn nicht geschafft und das wäre heute nicht mehr möglich“, ist Engelbart überzeugt. Kurz gestreift wurden auch die Ereignisse rund um das St.-Pauli-Spiel. „Wir haben St. Pauli 1.000 Karten gegeben, 500 mehr als ihnen zustanden.

„Goodwill mit Füßen getreten“

Unser Goodwill ist mit Füßen getreten worden“, so Engelbart über das despektierliche Plakat der Gäste-Fans: „Wir sind keine Nazis, wir haben keine Nazis. Wir nicht, der Verein nicht, auch nicht der Block H.“ Bei Letzterem entschuldigte sich Engelbart ausdrücklich, dass nach dem brutalen Überfall auf den Fanbus nach der Rückkehr von einem Auswärtsspiel mit zwei verletzten Fans im Krankenhaus niemand vom Vorstand zur Stelle war. Engelbart selbst sei im Allgäu gewesen und auch die anderen Vorstandsmitglieder seien nicht in der Stadt gewesen. „Sorry, dass sich der Vorstand nicht gekümmert hat.“

 Die Grenzen des Manfred E. –

„junger Jurist“ vs. „alter Autoverkäufer“

Eines der Höhepunkte des Abends waren natürlich die Vorstandswahlen. Dass Engelbart, der bereits im April 2023 zurückgetreten war, nicht noch einmal als Vorsitzender antreten würde, war klar. Er legte noch einmal dar, warum ihn das Heimspiel gegen den VfB-Lübeck- und die damit verbundene Frage, wie viele Gäste-Fans ins Stadion dürfen, an seine Grenzen gebracht haben: „Der Erste Stadtrat hat zu mir gesagt: Entweder Sie übernehmen die Haftung für alles oder kein Lübecker kommt ins Stadion“, berichtete Engelbart. Die Polizei und er seien sich jedoch zuvor einig gewesen, dass die Lübecker im Gästebereich besser aufgehoben seien als durch die Stadt vagabundierend.

Den städtischen Mitarbeitern Hero Mennebäck, Sina Dittelbach und Petra Gerlach sei es letztlich zu verdanken gewesen, dass eine Lösung gefunden wurde und doch noch 200 Fans des VfB-Lübeck ins Stadion durften. „Ich habe morgens um 8.30 Uhr das erste Telefonat geführt, abends um 22.30 Uhr das letzte. Da habe ich gemerkt: Der erste Vorsitzende, das muss ein Jurist sein, kein Autoverkäufer, ein 50-Jähriger, kein 80-Jähriger. Düsternorter zu sein reicht nicht.“

 

89 stimmberechtigte Vereinsmitglieder nahmen an der Versammlung teil.

Nachfolger Neunaber: „Ich bin nicht Manni“ –

Breitere Aufstellung des Vereins geplant

Engelbarts Nachfolger wird sein „Freund“, wie er ihn nennt, Jörg Neunaber, der schon lange als Engelbarts Nachfolger gehandelt wurde. Schon im Februar 2023 hatte das regionale Nachrichtenportal DelmeNews.de als erste über die Personalie berichtet. Bei seiner Vorstellung vor den Vereinsmitgliedern erzählte Neunaber, von Beruf Rechtsanwalt, die Geschichte, wie er als kleiner Junge Anfang der 1980er Jahre mal im Rahmen eines Spiels im Stadion verloren ging, weil er einem Spielmannszug hinterhergelaufen war. Zwei Fans kümmerten sich um ihn. Insgesamt 11 Personen seiner Familie seien an diesem Tag im Stadion gewesen, „weil es damals so war, dass man zu Atlas ging“. „Viele werden sich fragen: Was kommt nach Manni? Ich bin nicht Manni und kann und will es nicht sein.“ Dieser werde, so Neunaber weiter, als Mentor, Berater und Sponsor „hoffentlich noch viele Saisons bei uns bleiben.“

Jörg Neunaber

Doch Veränderung tue auch gut. So will der „Neue“ den Verein breiter aufstellen, die Integration stärker fördern und auch die Jugendarbeit. „Ich wünsche mir, dass wir weiter in die gesellschaftliche Mitte rutschen“, so Neunaber. Das kann er natürlich nicht alleine stemmen. „Wir brauchen Manpower im Bereich des Vorstands, die Mannschaft macht’s“, sagte der neue Vorsitzende. Vor und nach den Heimspielen soll es zudem mehr Eventcharakter geben. Vor dem Hintergrund stagnierender Zuschauerzahlen sicher eine gute Idee.

 

Manfred Engelbart wird Ehrenpräsident –

Bastian Fuhrken beendet Karriere als sportlicher Leiter

Manfred Engelbart, dem die Ehrenpräsidentenwürde verliehen wurde, bleibt dem Verein weiterhin erhalten. „Das war’s natürlich noch nicht, ich unterstütze meine Freunde weiterhin“, sagte Engelbart sichtlich bewegt über sein Engagement.

Ehrenpräsidenten-Urkunde für Manfred Engelbart

 

Einen weiteren emotionalen Moment gab es, als Bastian Fuhrken seinen Rücktritt als sportlicher Leiter zum Ende der Saison bekanntgab. Die vergangenen Jahre mit all ihren Aufstiegen und Pokalteilnahmen und -siegen hatte er federführend begleitet.

Entsprechend brüchig wurde seine Stimme, als er seine Entscheidung bekannt gab, die er mit der starken beruflichen Einbindung in seinen inzwischen zwei Unternehmen mit insgesamt 24 Mitarbeitern hat, begründete. Wer sein Nachfolger auf diesem Posten werden soll, ist noch offen. Sein Amt als 2. Vorsitzender und Vorstand für Sport wird Bastian Fuhrken allerdings behalten.

 

Der neue Vorstand, hinten von links: Timo Conrad, Stefan Keller, Patrick Francis Carr, Bartosch Kobiella, Tammo Renken. Vorn: Andreas Kutschenbauer, Jörg Neunaber, Thomas von Rönn, Bastian Fuhrken.

Der neue Vorstand des SV Atlas Delmenhorst:

1. Vorsitzender: Jörg Neunaber
2. Vorsitzender, Leiter Leistungssport: Bastian Fuhrken

Schatzmeister: Thomas von Rönn

Marketing und Vertrieb: Stefan Keller

Verwaltung: Tammo Renken

Medien und Kommunikation (neu geschaffen): Timo Conrad

Controlling (neu geschaffen): Patrick Francis Carr

Jugend (neu geschaffen): Bartosch Kobiella

Organisation und Events (neu geschaffen): Andreas Kutschenbauer

 

Ehrenpräsident: Manfred Engelbart

 

Bild oben: Jörg Neunaber ist der Nachfolger von Manfred Engelbart als Präsident des SV Atlas.

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