Dürre in Delmenhorst und Umgebung: Negativkette mit Domino-Effekt
Wunderschöne Bilder von blühenden Blumen, Stauden und Sträuchern finden sich dieser Tage in den sozialen Medien. Die Menschen freuen sich über die sichtbar erwachende Natur. So beispielsweise mit Fotos aus der Graft und vielen weiteren Bereichen. Doch die Freude ist trügerisch, wie die Experten etwa aus Land- und Forstwirtschaft oder der NABU warnen.
Denn zahlreiche Pflanzen leiden unter der anhaltenden Trockenheit. Die Rede ist schon jetzt von einer Dürre. Und die betrifft Zierpflanzen, Nutzpflanzen, Bäume und Tiere gleichermaßen. Die Trockenheit kommt schlichtweg zu früh und zu ausgeprägt; es beginnt ein Trend mit negativem Domino-Effekt.
In diversen Regionen profitieren Landschaftsgärtner noch von den nassen Wintern der beiden letzten Jahre. Dass es in der gesamten Region um Delmenhorst und Bremen sehr viel geregnet hatte, sorgt nun dafür, dass in den unteren Bodenschichten ausreichend Wasser vorhanden ist. Die Grundwasserstände liegen bislang im Durchschnitt. Dort allerdings kommen beileibe nicht alle Pflanzen hin, etwa Pflanzen mit flachen Wurzeln oder kleine Bäume verdursten, obschon das Wasser nur wenige Meter entfernt ist.
Die Folge: Seit Wochen sind Gärtner und Landwirte zum Wässern gezwungen. Und zwar bereits seit Mitte April, was deutlich früher als üblich ist. Das aktuelle Problem ist, dass die obere Bodenschicht immer weiter austrocknet, zumal mehr Wasser verdunstet als ergänzt wird.
Und zwar mit voraussehbaren Auswirkungen auf die Ernteerträge, die sich derzeit zwar noch nicht beziffern lassen, aber in diversen Bereichen schon abzeichnen. So beispielsweise bei Raps und Getreide; Sorten, bei denen sich Blätter einrollen oder absterben. Gleichwohl betroffen sind frühe Kartoffelbestände, Sommergetreide bei der Ausbildung der Ähren als auch Wintergetreide bei der Kornausbildung.
Zur Einschätzung: Solche Pflanzen benötigen wöchentlich etwa 25 bis 30 Millimeter Wasser pro Quadratmeter. Laut Landwirtschaftskammer Niedersachen sind im kompletten April nur 14 Millimeter pro Quadratmeter gefallen. Hinzu kommt, dass aufgrund der moderaten Temperaturen kaum Morgentau entsteht. Der Wassermangel muss durch Bewässerung kostspielig und sicherlich nicht im Sinne der Natur ausgeglichen werden. Das aber ist erstens nicht überall möglich und zweitens wirtschaftlich kaum rentabel.
Beim Fachverband Feldberegnung heißt es, der globale Klimawandel habe erhebliche Auswirkungen auf unsere Umwelt, insbesondere auf die klimatische Wasserbilanz. „Klimatrends zeigen eine Zunahme der Verdunstung aufgrund steigender Temperaturen sowie eine Abnahme der Niederschläge im Sommerhalbjahr.“
Dabei verschärft sich die Lage gleichermaßen für die Wildtiere, zumal sich die Situation seit dem ersten Mai-Wochenende nochmal deutlich verschlechtert hat. Ein negativer Zusammenhang, den man mit laienhaftem Verständnis so nicht vermuten würde. Die gefühlt angenehmen Temperaturen sorgen schlussendlich dafür, dass der Morgentau ausbleibt. Eine weitere fehlende Feuchtigkeitsquelle.
So beeinflusst der Mangel an Niederschlag die Insektenpopulation und in der Folge die Vögel, denen kaum noch Nahrung zur Verfügung steht. Darüber hinaus fehlt die Feuchtigkeit den Bienenvölkern, woraufhin die Bestäubung beispielsweise von Obstbäumen nicht in ausreichendem Maße stattfinden kann. Ein Bild wie in Asien, wo Bäume inzwischen künstlich – von Menschenhand – bestäubt werden, ist sicherlich eines, das wir in unseren Breitengraden nicht erleben wollen.
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