Diskussion um Kunstrasenplätze im Sportausschuss – Politiker befürchten Sportanlagenschließungen

Werbung
Werbung
Werbung

Im Ausschuss für Bildung, Wissenschaft, Sport und Kultur ist heute (30.8.) über die Realisierbarkeit von Kunstrasenplätzen in der Stadt Delmenhorst diskutiert worden. Die Verwaltung rät aus Kostengründen von der Erstellung eines solchen Platzes ab. In der Politik gehen die Meinungen auseinander. Neben diesem Thema kristallisierte sich aber auch noch etwas anderes heraus: Langfristig scheinen aus finanziellen Gründen nicht mehr alle Sportanlagen in der Stadt bestehen bleiben zu können, so die Befürchtung mancher Politiker.
Hero Mennebäck von der Verwaltung legte dar, dass die Verwaltung für einen Kunstrasenplatz sei, es aber an der Finanzierbarkeit scheitere. Engagiert setzte sich Ratsherr Bastian Ernst (CDU) für die Schaffung solcher Plätze ein. Zu der aus finanziellen Gründen ablehnenden Haltung der Verwaltung sagte Ernst: „Wir hätten uns gewünscht, dass gezeigt worden wäre, wie es geht.“ Und er fügte hinzu: „Wenn die Politik es wollen würde, würde es gehen.“
Bastian Ernst: „Wenn man etwas möchte, ist es möglich.“
Dann nannte er als Beispiel die Renovierung der Rollsportanlage im Jahr 2011, die von Sportlern des DTV genutzt wird. Der damalige Oberbürgermeister de La Lanne habe sich dafür stark gemacht und obwohl die veranschlagten Koste von 150.000 Euro auf 180.000 erhöht werden mussten, sei das Projekt trotzdem realisiert worden. „Wenn man etwas möchte, ist es möglich“, beharrte Ernst.
Diskussion um Rollsportanlage 
Zu der Rollsportanlage sagte Uwe Dähne „2011 war Wahlkampf und da ist manches hoch gelandet, was dort nicht hätte landen dürfen.“ Das wollte Antje Beilemann (SPD) so nicht stehen lassen. Die Rollsportanlage sei Ende der 80er Jahre in Betrieb genommen worden. Durch Pfusch am Bau sei sie allerdings sehr schnell kaputt gewesen. Die Anlage sei zudem nicht von heute auf morgen repariert worden, sondern es habe fast 20 Jahre gedauert, bis das Thema beschlossen war. Zudem habe es sich bei der Anlage um eine bestehende Anlage und nicht um einen Neubau, wie jetzt beim Thema Kunstrasenplatz gehandelt.
Auch Richard Schmid hielt das Beispiel von Bastian Ernst für unfair. In Delmenhorst habe es Landesmeister im Rollsport gegeben, durch den Verlust der Anlage seien die Talente jedoch nach Bremen abgewandert.
Etwas Ähnliche befürchtet Bastian Ernst nun für den Fußball, falls kein Kunstrasenplatz eingerichtet werde: „Wenn wir nichts machen, werden die Leute abwandern“, sagte er. Der Vorstellung, dass es Kooperationen mit Nachbargemeinden in Bezug auf Kunstrasenplätze geben könnte, etwa mit Stuhr, erteilte er eine Absage. „Das sind Luftschlösser“, sagte Ernst.
Kunstrasenplatz versus Stadionsporthalle
Richard Schmid vom Stadtsportbund nannte einen Kunstrasenplatz eine zwingende Notwendigkeit. „Doch wenn wir jetzt einen Kunstrasenplatz machen, kommen morgen die Handballer der HSG und sagen, dass die Stadionhalle für Oberligaspiele nicht mehr geeignet ist.“
20 Millionen Sanierungsstau
Uwe Dähne (UAD) konstatierte: „Wir müssen uns fragen: Was brauchen wir?“ Entsprehend plädierte er für einen Prioritätenplan, um die Finanzmittel sinnvoll zu investieren. „Es gibt in Delmenhorst einen 20-Millionen-Euro-Sanierungsstau.“
Höhere Preise und Sponsoren als Finanzierungsvorschlag
Thomas Kuhnke von den Freien Wählern sagte, er halte einen Kunstrasenplatz für wichtig, doch der sei nicht von der Stadt zu finanzieren. „Fußball ist ein Volkssport“, daher schlug er vor, so ein Projekt durch Sponsoren oder Eintrittspreiserhöhungen von 1 Euro zu realisieren.
Schließung von Anlagen befürchtet
„Wenn wir nichts machen, wird nichts passieren. Es heißt immer, wir haben kein Geld, wir haben kein Geld“, sagte Bastian Ernst. Er befürchtet derweil sogar, dass mittelfristig Sportplätze von Vereinen geschlossen werden müssen. „In der Masse werden wir in zehn Jahren hier sitzen und sagen: ‚Wir müssen die Anlage schließen, wir müssen die Anlage schließen.'“ Er plädiert daher, sich auf einzelne Sportanlagen zu fokussieren und die zu unterstützen. Auch müsse die Frage gestellt werden, ob der städtische Besitz sinnvoll sei.
Dr. Adam: Prioritätenliste keine Lösung
Sein Fraktionskollege Dr. Michael Adam erteilte derweil einer angedachten Prioritätenliste eine Absage. „Wir haben so oft eine Prioritätenliste erstellt. Dann ist die wieder umgestellt worden und am Ende ist nichts passiert.“ Auch er vertrat die Ansicht von Bastian Ernst: „Wir werden um Zusammenlegungen nicht mehr drumherumkommen.“ Antje Beilemann sagte: „Sport ist das Integrationsmittel per se“, über eine mögliche Schließung von Anlagen sagte sie, sie wolle nicht in die Autonomie der Vereine eingreifen.
Castiglione: „Dann musst du die Stadt verlassen“
Ähnlich wie Bastian Ernst argumentierte auch Marco Castiglione, Fußballobmann beim TV Jahn. Zur Verstärkung hatte er die B-Jugendmannschaft des Vereins als Zuschauer zur Sitzung mitgebracht. Er sagte: „Ich sehe keine Antwort auf die Frage, wie kriegen wir das hin“. Wenn er von Spielern im Oktober gefragt werde, wo sie die nächsten  vier bis fünf Monate spielen sollten, könne er nur sagen: „Dann musst du die Stadt verlassen.“ Mit der Einrichtung eines Kunstrasenplatzes gehe es darum, den schönen Sport Fußball in der Stadt zukunftssicher zu machen. Ohne Details zu nennen, schlug er zur Realisierung einen Jahreszuschuss der Stadt von 40.000 bis 50.000 Euro über einen Zeittraum von zehn Jahren vor.
VW-Geld für die Sanierung
Ratsherr Bastian Ernst hatte als weiteren Tagesordnungspunkt übrigens einen Antrag eingereicht, wonach die Verwaltung einen Antrag auf Geld aus dem sogenannten „VW-Bußgeld“ beantragen solle. Das Geld solle für den Bau von Kunstrasenplätzen und die Sanierung von Turnhallen verwendet werden. Doch die Verwaltung klärte darüber auf, dass das Geld nur für Sanierungsmaßnahmen verwendet werden dürfe, nicht für neue Projekte. Auf diesen Minimalkonsens konnte man sich immerhin verständigen und winkte den Antrag durch. Es bleibt spannend, wie das Thema Kunstrasenplätze weiter geht.
 
 

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
0 Kommentare
  1. Marco K. sagte:

    Dass Herr Ernst sich in der Kunstrasenfrage so engagiert zeigt, ist nur logisch. Hatte die CDU bei den letzten Kommunalwahlen doch noch mit dem Slogan „Ein Kunstrasenplatz für unsere Vereine“ Wahlkampf gemacht. Am Ende wird jedoch kein solcher Platz kommen, der (Sport-)Standort Delmenhorst weiter abgewertet und immer mehr mehr Leute folgen der Aussage von Herrn Castiglione: „Dann musst du die Stadt verlassen.“
    Für mich als jemandem, der seine Heimatstadt sehr im Herzen trägt, unendlich traurig und bitter.

    Antworten

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert