Die doppelte Bimmelbahn – erst Dieselbahn, später E-Bimmelbahn beim Delmenhorster Weihnachtsmarkt 2023 im Einsatz
Kommt der Zug oder kommt er nicht? Für den Delmenhorster Weihnachtsmarkt lautet die Antwort: Er ist schon da, aber er fährt erst mit Verspätung los – doch bis dahin gibt es glücklicherweise einen Ersatzzug. Eine Diesel-Bimmelbahn soll die Lücke bis zum Start der neuen E-Bahn schließen. Die neue soll ab Nikolaus rollen.
Nicht nur die Deutsche Bahn hat manchmal eine „Störung im Betriebsablauf“; auch für die Stadt Delmenhorst wird das Thema Bimmelbahn zur Weihnachtszeit zum dritten Mal hintereinander „herausfordernd“, wie es die Verantwortlichen der dwfg schmunzelnd untertreiben. War es in den Vorjahren schwierig, überhaupt eine Bimmelbahn zu organisieren, so hat Delmenhorst dieses Jahr gleich zwei Bahnen – wenn auch zeitlich hintereinander.
Die Bimmelbahn – eine beliebte Tradition
Für Delmenhorster ist eine Bimmelbahn untrennbar mit dem Weihnachtsmarkt verbunden und seit 1977 ein Highlight für mitfahrende Kinder. Die von den Delmenhorster Kaufleuten von einem hessischen Unternehmer samt Fahrer gemietete „Bimmelbahn“ hat Tradition. 2021 dann der Schock: Die Kindereisenbahn wäre fast ausgefallen. Das kleine Unternehmen aus Hessen hatte seine Bahnen verkauft und die Delmenhorster Wirtschaftsförderungsgesellschaft (dwfg) hatte nach eigenen Angaben keine Chance, kurzfristig Ersatz zu organisieren. In den sozialen Medien wurde der kleinen Lokomotive samt Waggons nachgetrauert, aber es wurde auch schnell deutlich, wie wichtig diese Bahn den Delmenhorstern und auch den Kaufleuten ist.
Angekurbelt von Kaufleute-Sprecher Christian Wüstner und mit Hilfe von Schausteller Andreas Kutschenbauer gelang es 2021 erst wenige Tage vor dem Weihnachtsmarkt, eine Wegebahn von einem Schausteller zu leihen. Ein Jahr später schaffte es die Delmenhorster Wirtschaftsförderungsgesellschaft (dwfg) ebenfalls nur mit großer Anstrengung, eine solche Bahn nach Delmenhorst zu holen.
Verzögerte Umsetzung macht Ersatzbahn für einige Tage erforderlich
Nachdem es in den letzten beiden Jahren zunehmend schwierig war, eine Bahn zu mieten, hat der Stadtrat Anfang 2022 die Anschaffung einer eigenen E-Wegebahn für 214.000€ mit einer Förderung von 90% beschlossen. Die Stadt bezahlt für die Bahn also nicht die volle Summe, sondern rund 21.000 Euro. Ein lohnendes Geschäft. Christian Wüstner hatte das Projekt einer eigenen Eisenbahn maßgeblich unterstützt.
Ralf Hots-Thomas: „Die Bimmelbahn ist eine Herzensangelegenheit“
Die operative Umsetzung gestaltete sich hingegen schwierig. Ursprünglich sollten nämlich zwei Innenstadtkoordinatorinnen, die im Projekt dem Fachdienst Bauen unterstellt waren, die Umsetzung der Maßnahme „Bimmelbahn“ des Förderprogramms „Perspektive Innenstadt“ begleiten und umsetzen. Leider sind sie jedoch schnell wieder gegangen und wurden nicht nachbesetzt. Die dwfg hat in der Not ausgeholfen und die personelle Lücke mit eigenen Leuten geschlossen, die aber voll mit den zahlreichen Projekten beschäftigt waren. Eine schwierige Entscheidung für dwfg-Geschäftsführer Ralf Hots-Thomas: „Uns war von Anfang an klar, dass wir hier ohne zusätzliche Ressourcen erheblich kompensieren müssen, aber die Bimmelbahn ist für alle eine Herzensangelegenheit“.
Auch außerhalb der Stadtmauern wehte kein Rückenwind. Der für den Kauf notwendige Förderbescheid der N-Bank für die Bahn kam erst verzögert im Juni an. Danach konnten erst Ausschreibung und Vergabe des Auftrags erfolgen. Elektrische Bahnen sind noch nicht verbreitet, sodass die Anzahl der Anbieter klein ist. Zum Schluss erfolgte die Lieferung durch den Hersteller mit Verzögerung.
Bimmelbahn ist nicht gleich Bimmelbahn
Die neue Bahn ist nicht mit der alten Bahn vergleichbar. Die neue elektrische Bahn hat technisch und rechtlich ganz andere Anforderungen zu erfüllen, „weil die Bahn technisch leistungsstärker ist und wir diese Bahn ja nicht nur zum Weihnachtsmarkt, sondern zukünftig deutlich umfangreicher auch bei anderen Veranstaltungen außerhalb der Fußgängerzone einsetzen werden“ erklärt Connor Hoffmann von der dwfg.
Zunächst galt es die Frage zu klären, wer die neue – deutlich größere – Bahn überhaupt fahren darf. Es ist ein Busführerschein DE, aber kein Personenbeförderungsschein notwendig. Die Zulassung des Sonderfahrzeuges muss erfolgen und eine Spezialversicherung ist erforderlich. Busfahrer sind generell Mangelware und müssen für so einen speziellen Einsatz gewonnen werden. Eine neue Strecke muss aufgrund des deutlich größeren Wendekreises geplant und genehmigt werden.
Ab Nikolaus soll die neue E-Bahn fahren
Aktuell wird also noch einiges geklärt. Auch Oberbürgermeisterin Petra Gerlach begleitet die Umsetzung eng. Es ist trotzdem noch nicht sicher, ob die neue Bahn schon zum Start des Weihnachtsmarktes am 27.11 eingesetzt werden kann, hieß es bereits bei der Auslieferung der Bahn seitens der dwfg. „Es wurde absehbar, dass die Verzögerungen den rechtzeitigen Einsatz gefährden und wir einen belastbaren Notfallplan brauchen. Den haben wir glücklicherweise und können deshalb die Lücke mit der Anmietung der alten Bahn namens „Rasende Berta“ für ein paar Tage schließen“, sagt dwfg Geschäftsführer Ralf Hots-Thomas zufrieden. „Wir werden also definitiv eine Weihnachtsbahn haben!“. Der Weihnachtsmarkt startet am 27. November 2023. Ralf Hots-Thomas geht davon aus, dass die neue eigene Bahn die Reservebahn bis zum 6.12. 2023 ablösen wird.
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