DGB-Kundgebung zum Tag der Arbeit in Delmenhorst: Mach dich stark mit uns!
Delmenhorst als traditionsreiche Arbeiterstadt mit starkem industriellen Erbe ist untrennbar mit der Geschichte des Tags der Arbeit verbunden. So hatte die Gewerkschaft auch in diesem Jahr, am 01 Mai 2025, eine Demonstration mit anschließender Kundgebung auf dem Delmenhorster Marktplatz organisiert, einen Tag als Mahnung und Motivation für eine gerechte Arbeitswelt, für Solidarität und Protest. Neben der Bundes- und Weltpolitik stand insbesondere der Kampf gegen Rechts im Fokus.
Nach dem knapp zwei Kilometer langen Protest- und Solidaritätsmarsch, versammelten sich rund 200 Menschen von Gewerkschaftsvertretern, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie zahlreiche Vertreter der lokalen Politik in solidarischer Einheit auf dem Delmenhorster Marktplatz. Mit eigenen Informationsständen vertreten waren etwa die Jugend der Linken als auch die der Ortsgruppe des Bündnis 90/Die Grünen und die Jusos, darüberhinaus beispielsweise das Breite Bündnis gegen Rechts Delmenhorst, die Gewerkschaft selbst mit eigenem Info-Stand und diverse weitere.
Seitens der Lokalpolitiker waren etwa Bürgermeister Enno Konukiewitz, Murat Kalmis als vor wenigen Tagen gewählter Bügermeister von Delmenhorst, der Landtagsabgeordnete Deniz Kurku (SPD), die ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Susanne Mittag und diverse weitere anwesend. Nach der Demo startete die eigentliche Veranstaltung um 11:00 Uhr mit der Begrüßung durch Olaf Sasse, Vorsitzender des DGB-Kreisverbandes Oldenbuerger Land, und Timo Kamm vom DGB-Delmenhorst, die bereits deutlich mahnende Worte fanden, außerdem die Bedeutung der Arbeit der Gewerkschaft betonten.
Mit Grußworten schlossen sich Bürgermeister Enno Konukiewitz sowie Huriye Yilmaz von der Förderation der Demokratischen Arbeitervereine (DIDF) mit ebenfalls flammenden Appellen an. Allgemein waren die Beteiligten erfreut über das gute Wetter. In den Ansprachen allerdings zogen durchaus dunkle Wolken auf. So auch bei der Rede von Chistian Wechselbaum in seiner Funktion als Vertreter der Bremer IG-BAU. Der nämlich hatte exemplarisch für die weiteren Redner durchaus starke Forderungen im Gepäck:

Christian Wechselbaum von der IG BAU fordert ein AfD-Verbot
Verbündete werden zu Gegnern
„Wir leben in einer Zeit, in der sich der Welthandel und die Gesellschaften in der Welt verändern. Das ist für eine Exportnation wie Deutschland elementar problematisch.“ Überall in der Wirtschaft gebe es gerade Verhandlungen über Sozialpläne, Schließungen, Verlagerungen, Keiner wisse, wie er die Zukunft planen soll. „Können wir noch exportieren oder nicht? Die ganze Situation verändert sich. Verbündete werden zu Gegnern. Der größte Bündnispartner, die USA, sind kein Bündnispartner mehr.“ Auf die könne man sich nicht mehr verlassen. Stattdessen werde die Welt mit Zöllen überzogen. Die USA treibe einen wirtschaftlichen Nationalismus voran. Ebenso werde der Klimawandel immer sichtbarer: „Wir haben gerade wunderschönes Wetter, aber das seit Wochen!“ Die Landwirte klagen schon jetzt und fürchten um ihre Erträge.
Verständliche Ängste um die Zukunft
„Wir haben eine Demokratiekrise, eine Fachkräfte- und Arbeitskräfte-Krise. Immer mehr Menschen gehen in Rente, weniger kommen aus den Schulen raus.“ Gleichzeitig sei Deutschland nicht unbedingt das „freundlichste Land“, um Menschen zu empfangen, die hier arbeiten wollen. Vor all diesen Hintergründen, so Christian Wechselbaum, sei es sehr verständlich, wenn die Menschen verunsichert sind, wenn sie Ängste um ihre Zukunft und ihren Status haben, frustiert sind, dass sie ihre Rechnungen nicht bezahlen können und die Löhne nicht mitsteigen.
Wechselbaum fordert AfD-Verbot
„Aber, das ist kein Grund für die letzte Krise, dass Menschen Demokratiefeinde wählen, dass die Demokratie bedroht wird. Das ist keine Alternative, dass Menschen Faschisten wie die AfD und andere wählen.“ Die AfD sei zwar eine demokratisch gewählte Partei, aber zur Demokratie gehöre mehr, nämlich etwa die Anerkennung des Rechtsstaats, der Pressefreiheit, von demokratischen Organisationen und Parteien, Schutz von Minderheiten und vieles mehr. „Und deswegen sage ich hier auf diesem Marktplatz, auch wenn sie inzwischen bei über 20 Prozent sind, es ist Zeit für ein AfD-Verbot.“ Für diese Forderung erntete der Redner tosenden Applaus.
Zusammenhalt umso wichtiger
Im Gespräch verwies Olaf Sasse, Vorsitzender des DGB-Kreisverbandes Oldenburg-Land, darauf, dass die Zahl der Teilnehmer von rund 800 im Jahr 2020 auf in diesem Jahr um die 200 gesunken sei. Das sei aber eine langfristige Entwicklung und kein Anzeichen für geringeren Zusammenhalt. Ganz im Gegenteil. Im Einsatz für die Demokratie werde die Gemeinsamkeit als umso wichtiger empfunden. Gleichwohl gab er dabei die aktuellen Entwicklungen der problematischen Versammlungen etwa in Hatten zu Bedenken.
Kundgebung mit anderer Prägung
Unter dem Strich war die diesjährige Kundgebung zum Tag der Arbeit anders geprägt als in den vergangenen Jahren. So standen eben nicht nur die Arbeitnehmerrechte und der soziale Kontext im Mittelpunkt, stattdessen vielmehr die aktuellen politischen Entwicklungen, lokal, bundesweit als auch global. Die Mahnungen waren unmissverständlich. Die Bürgerinnen und Bürger fühlen sich bedroht. Dass die Gewerkschaften und gewerkschaftsnahen Parteien sich weiterhin vehement für den Erhalt der Demokratie einsetzen werden, darüber ließ der Tag der Arbeit auf dem Delmenhorster Marktplatz keinerlei Zweifel aufkommen.

Die Teilnehmer der Kundgebung vor den Ständen der Initiativen und Parteien
((Beitragsbild: Olaf Sasse, Timo Kramm, Christian Wechselbaum und Christian Altkirch beim Gesang mit Thommy))
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