Delmenhorster Veranstalter klagt in einem emotionalen Video über mangelnde Unterstützung

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Mit der Organisation von Veranstaltungen in Delmenhorst wie den Kartonage-Partys verdient Marco Tienz seit 15 Jahren sein Geld. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist das nicht mehr möglich. Gestern, 11. November, stellte er ein Video von sich auf Facebook online. Darin bemängelt der gelernte Tischlermeister, dass der Veranstaltungsbranche allgemein zu wenig geholfen wird. Zudem musste er privat einige gesundheitliche Nackenschläge verkraften.

Von 25 Milliarden Euro kam erst eine Milliarde bei der Kunst- und Veranstaltungsbranche an

„Das Problem ist, dass wir in der Veranstaltungsbranche keine Lobby haben.“ Praktisch besteht seit März durch die Einschränkungen von Bund und Ländern ein Berufsverbot für Künstler und Veranstalter. Vermittelt werden sollte mit dem Video, in dem Tienz ohne nachzudenken einmal alles losgeworden ist, was ihn beschäftigt, die Botschaft: „Freunde es reicht, dass man keine Unterstützung bekommt.“

Von der Bundesrepublik wurde für die Kunst- und Veranstaltungsbranche ein Hilfspaket in Höhe von 25 Milliarden Euro geschnürt. „Davon wurde erst eine Milliarde ausgezahlt. Es wird den Behörden schwer gemacht, weil es so viele Trittbrettfahrer gibt“, teilt Tienz mit. Er hat Verständnis für die ergriffenen Maßnahmen zum Schutz für ältere Menschen und angesichts der Kapazitäten in den Krankenhäusern. Trotzdem mahnt er an: „Gnadenlos vergessen werden die Menschen, die jetzt Hilfe brauchen.“

Tienz hatte einen Schlaganfall im Auge und einen Herzinfarkt

Aus seiner Perspektive ist es eine Ungerechtigkeit, dass nun im zweiten Shutdown geschlossenen Betrieben 75 Prozent ihres Umsatzes aus dem Vorjahresmonat gezahlt wird, während dies im ersten Shutdown nicht der Fall war. Ob der Willkür, mit der Menschen und Betrieben in Not nicht geholfen wird, zeigt er sich empört. „Es wird immer nur gesagt, was nicht geht“, merkt Tienz an.

Zu allem Überfluss kamen bei ihm persönlich noch gesundheitliche Probleme dazu. So hatte er einen Schlaganfall im Auge, der sich erst herausstellte, als sich das Aussuchen einer Lesebrille als schwierig gestaltete. Wie weit der Schlaganfall zurückliegt, konnten die Ärzte jedoch nicht feststellen. Am 11. Oktober erlitt Tienz sogar einen Herzinfarkt.

Er leidet unter Bluthochdruck, was er nach eigenen Angaben zu sehr auf die leichte Schulter genommen hat. Da sich Tienz unwohl fühlte, ging er zum Arzt. Bei einer Katheter-Untersuchung wurde herausgefunden, dass eine Aorta verstopft war. Sowohl Bluthochdruck als auch Gefäßerkrankungen sind in seiner Familie schon mehrfach aufgetreten. Während der Behandlung kam es zum Herzinfarkt. Nun befindet sich Tienz seit zwei Wochen in der Reha.

Weder bekam er Hilfen noch wurde ihm Hartz IV gewährt

Zum 31. Juli meldete er seine Firma ab, nachdem seine Anträge auf Aufstockung nicht bewilligt worden waren. Im Zuge der Bankenabfrage ergab sich, dass Tienz über eine Vollmacht seines Vaters Zugriff auf elf Konten hat, die seinem Vater gehören. Deshalb blieb ihm Geld verwehrt und hatte auch ein Antrag auf Arbeitslosengeld II (ALG II) keinen Erfolg.

Während des ersten Shutdowns verkaufte er kurzzeitig Cocktails bei sich auf dem Hof, was sich auch guter Nachfrage erfreute, bis die Stadtverwaltung das untersagte, weil es sich um einen Außenbereich von Resthöfen handelt. Gemäß des Bebauungsplans ist es nicht gestattet, dort etwas zu betreiben. In der Folge bot Tienz eine Weile einen Drive-Home-Service mit Cocktails an.

Das oder ähnliches kann er sich weiterhin vorstellen. An Ideen mangelt es ihm nicht, doch bei der Verwirklichung sind Hindernisse zu bewältigen „Delmenhorst ist da nicht ganz so flexibel“, hält Tienz fest. Über allzu viele Veranstalter verfügt Delmenhorst nicht. Daher kann er noch weniger nachvollziehen, dass ihnen nicht geholfen werden kann.

Video erzielt positive Resonanz

Tienz richtet einen Appell aus: „Freunde helft uns, werdet wach!“ Teilgenommen hat er auch an mehreren Demonstrationen in Berlin, wo sich die Kultur- und Veranstaltungsbranche zwar Gehör verschaffte, doch nicht sonderlich ernst genommen worden zu sein scheint.

Aufmunterung wurde Tienz schon von mehreren Personen zuteil, nachdem er das Video postete. Selbst zwei städtische Politiker riefen ihn an und wollten sich beim Job-Center für ihn einsetzen. Das Video von Marco Tienz, das eine gute Viertelstunde dauert, könnt ihr euch über den folgenden Link anschauen:
https://www.facebook.com/kartonage.marcotienz/videos/3808131192554434/

Bild: Veranstalter Marco Tienz meldete sich in einem anrührenden Video auf Facebook zur Lage der Kultur- und Veranstaltungsbranche zu Wort.

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