„Delmenhorst  Unsere Stadt  .“ nicht mehr online – Rätselraten um das Verschwinden einer Social-Media-Gruppe

Die Facebook-Gruppe „Delmenhorst unsere Stadt  .“ ist seit Mittwoch nicht mehr online. Seit Längerem lag der thematische Schwerpunkt in der Gruppe nicht mehr auf Inhalten aus der Stadt Delmenhorst, sondern eher auf dem Geschehen im Gaza-Krieg oder Handlungen der Türkei – regelmäßige antisemitische Hetze inklusive.

Mit dieser umstrittenen Facebook-Gruppe haben wohl schon etliche Delmenhorster ihre Erfahrungen gemacht. Aus der Gruppe, die zuletzt rund 19.000 Mitglieder zählte, von denen allerdings nur wenige tatsächlich aktiv waren, wurden bereits etliche Delmenhorster entfernt, weil der Administrator mitunter Schwierigkeiten mit der Meinung Andersdenkender zeigte. Mitglieder mit kritischer Meinung und einer Abwandlung im Profilnamen oder einem Bild, das nicht sie selbst zeigte, wurden gern unter dem Vorwand des „Fake-Accounts“ entfernt.

Admin in der Kritik

Dabei musste der Admininistrator der Gruppe, Yücel Y. aus Delmenhorst, bereits selbst massiv Kritik einstecken. So filmte er unter anderem gegen dessen Willen einen Mitarbeiter der Delmenhorster Volkshochschule während der Sanierungsarbeiten des neuen Sozialcafés auf der Nordwolle. Hintergrund waren Unstimmigkeiten über Eigentumsverhältnisse der übernommenen Einrichtung des Cafés, das zuvor die Frau des Gruppen-Admins betrieben hatte. Das Filmmaterial, das gegen das Recht am eigenen Bild verstieß, fand sich später in der Facebook-Gruppe wieder, wo Spott und Hass über die VHS ausgeschüttet wurde. Auf Betreiben der Bildungseinrichtung trafen sich Y. und die Volkshochchule vor Gericht. Y. wurde wegen anderer Delikte eine Geldstrafe auferlegt.

Antisemitische Äußerungen – Israelis als Schweine bezeichnet

Auch die regelmäßigen antisemitischen Äußerungen des Admins sind in Erinnerung geblieben. Hatte Y. 2022 noch die Reichsprogromnacht mit der zeitweisen Kritik am WM-Ausrichter Quatar verglichen, verschärfte sich der Ton massiv nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem daraus resultierenden brutalen Krieg. So bezeichnete der Admin Israelis regelmäßig mittels des entsprechenden Emojis als Schweine sowie auch als Kindermörder.

Bilder von Kinderleichen

Diverse Male am Tag teilte der Admin in letzter Zeit antiisraelische Postings, teilweise Videos, in der Gruppe – die wohlgemerkt den Titel „Delmenhorst Unsere Stadt  .“ trägt. Darunter befanden sich nicht selten Postings, die grausame Bilder von palästinensischen Kinderleichen aus dem Krieg im Gazastreifen zeigten.

Eine ebenfalls gezeigte Sympathie für den türkischen Präsidenten Erdogan ist natürlich sein gutes Recht, sorgte aber ebenfalls unter zahlreichen Delmenhorstern für Befremden.

Posting des Administrators in der Gruppe vom 30. Juli 2024

 

Polizei nicht für Abschalten verantwortlich

Auch bei der Polizei Delmenhorst war die Gruppe längst bekannt. Mindestens ein Mitglied der Gruppe hatte den Admin nach DelmeNews-Informationen bereits wegen Volksverhetzung angezeigt.

Fest steht, einen ermittlungsbehördlichen Hintergrund für das Abschalten der Gruppe scheint es nicht zu geben. Auf Nachfrage sagt Matthias Wittje, Pressesprecher bei der Polizei Delmenhorst, dass die Polizei das Verschwinden der Gruppe zwar mitbekommen habe. Doch die Polizei habe damit nichts zu tun. „Wir waren das nicht“, sagt Matthias Wittje.

 

Der Admin selbst hat bislang auf DelmeNews-Nachfrage zum Thema nicht reagiert. Ob womöglich Facebook selbst die Gruppe geschlossen hat, lässt sich nicht zeitnah klären. Der Facebook-Konzern Meta antwortet gewöhnlich nicht kurzfristig auf Anfragen.

UPDATE vom 06. August 2024, 17.55 Uhr:

Inzwischen wurde die Sperre gegen die Gruppe aufgehoben, „Delmenhorst Unsere Stadt .“ ist wieder online zu finden.

 

 

 

Screenshot ganz oben: Die Facebook-Gruppe „Delmenhorst Unsere Stadt .“ ist seit Mittwoch nicht mehr zu erreichen.

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