Delmenhorst setzt ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen

Gewalt an Frauen umfasst viele Formen – Partnerschaftsgewalt, Stalking, digitale Gewalt, sexuelle Belästigung, Zwangsverheiratung, Vergewaltigung, Menschenhandel. Darauf macht der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen an diesem Sonnabend aufmerksam.

Häusliche Gewalt gehört in Deutschland leider zum Alltag und findet sich in allen gesellschaftlichen Gruppen wieder. Laut Bundeskriminalamt werden statistisch gesehen jede Stunde 14 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt. Im Jahr 2022 wurden 133 Frauen vom Partner oder Ex-Partner sogar getötet. Auch in Delmenhorst gab es in den vergangenen Jahren Fälle von Femiziden.

Für das Jahr 2022 wurden 238 Fälle von häuslicher Gewalt in der Stadt registriert. Dabei waren die Betroffenen in 162  Fällen weiblich. Auch bei Betrachtung der Partnerschaftsgewalt wird die strukturelle Betroffenheit von Frauen deutlich: Von 141 Fällen waren in 117 Fällen Frauen die Leidtragenden.

Frauenhaus überlastet

„Es ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer noch viel höher liegt, da das Thema weiterhin mit viel Scham und Angst verbunden ist“, sagt die städtische Gleichstellungsbeauftragte Darja Petrosjan. „Hinzu kommt die falsche Annahme, häusliche Gewalt sei Privatsache.“ Deswegen sei es so wichtig, regelmäßig auf die erschreckende Realität der Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen, das Thema zu enttabuisieren und auf Hilfsstrukturen hinzuweisen. Während im vergangenen Jahr noch 138 Frauen aus unterschiedlichen Gründen keinen Platz im Frauenhaus erhielten, gibt es in diesem Jahr bereits 157 Anfragen, denen nicht nachgegangen werden kann.

Das berichtet Birgit Sikken, Leiterin des Delmenhorster Frauenhauses. 38 Frauen mit oder ohne Kindern konnte das Frauenhaus in diesem Jahr Schutz bieten. Ein großes Problemfeld stellt laut Sikken weiterhin die Wohnungssuche für die Frauen dar.

Zeichen setzen am Tag gegen Gewalt an Frauen

„Wir möchten als Stadt den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen nutzen und ein klares Zeichen gegen Gewalt an Frauen setzen“, sagt Oberbürgermeisterin Petra Gerlach. „Der Appell ist klar: hin- statt wegschauen. Das Zuhause ist für viele Frauen weiterhin ein unsicherer Ort – das können wir als Gesellschaft nicht einfach hinnehmen.“ Die Stadtverwaltung Delmenhorst setzt sich darum zusammen mit Unterstützerinnen und Unterstützern mit diversen Aktionen gegen die Gewalt an Frauen ein. So beteiligt sich die Gleichstellungsstelle beispielsweise an einer Brötchentütenaktion des Netzwerks „PrimA“.

Hierbei erhalten Bäckereien Brötchentüten mit der Aufschrift „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ und geben diese am 25. November heraus. Auf der Tüte findet sich ein QR-Code, der zu einer Internetseite mit den örtlichen Hilfsangeboten führt. Des Weiteren wird am 25. sowie 26. November die Kuppel der Markthalle passend zu der UN-Kampagne „Orange the World“ in entsprechender Farbe leuchten. Auch die Plakataktion aus dem Vorjahr hat nicht an Aktualität verloren, sodass die Poster auch in diesem Jahr in den Bussen der Delbus zu sehen sein werden.

Delmenhorst zeigt Flagge

„Wir sagen NEIN! zu Gewalt gegen FRAUEN!“ lautet die Aufschrift der neuen Flagge, die am Aktionstag vor dem Rathaus gehisst wird. Wie in jedem Jahr werden weitere Flaggen auch an andere Institutionen verliehen. So ist ein Exemplar zum Beispiel beim Jugendamt zu sehen. Das Datum und der Hintergrund des Gedenktages ist die traurige Geschichte der drei Schwestern Mirabal. Die Frauen hatten sich in der Dominikanischen Republik gegen die damalige Diktatur unter Rafael Trujillo zur Wehr gesetzt und waren nach monatelanger Folter am 25. November 1960 getötet worden. Seit 1981 wird am Todestag der drei Frauen weltweit auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam gemacht. 1999 verabschiedeten die Vereinten Nationen eine Resolution, die den 25. November offiziell zum „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ machte.

Bildquelle: Adobe Stock

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