Bürgerinitiative Anti-Parkhaus will Parkdeck Am Vorwerk verhindern – Alternative: Neues Parkhaus neben Hertie

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Auf die Pläne von Investor Werner Uhde, Am Vorwerk ein Parkdeck zu bauen, reagierte die Bürgerinitiative „Anti-Parkhaus Am Vorwerk“ auf ihrer Sitzung gestern, 19. April, mit Ablehnung. Sie sieht keinen Bedarf für zusätzliche Parkplätze in der Innenstadt.
 
„Auch wir wünschen uns eine Revitalisierung der Innenstadt“, sagte Irene de La Lanne. Als Mitglied der Initiative kämpft sie aktiv gegen eine Überbauung Am Vorwerk, egal ob als Parkhaus oder Parkdeck. „Wir haben einen Antrag auf Planungsstopp und Parkraumbedarfsanalyse gestellt.“ Die Verwaltung plädiert dafür, diesen Antrag abzulehnen.
 

Überangebot an Parkplätzen gesehen

Der Grund für den Antrag: Nach Meinung der Mitglieder gibt es gar keinen so hohen Parkplatzbedarf in der Innenstadt, dass ein Überbau als Parkdeck oder Parkhaus mit zusätzlichen Plätzen Am Vorwerk notwendig sei. Dabei bezieht sich die Initiative auf ein Gutachten der Berateragentur Cima. Demnach gäbe es in der Innenstadt schon 1.600 Parkplätze. Notwendig für eine Kommune dieser Größe seien aber nur 704. „Es gibt effektiv keinen Parkplatzbedarf. Wer hier einkaufen will, der findet einen Parkplatz“, meinte La Lanne. Entsprechend bestehe schon jetzt ein Überangebot an Parkmöglichkeiten.
 

Mehrbelastung befürchtet

Für die Initiative zäumt Hertie-Investor Werner Uhde das Pferd von hinten auf. „Erst soll das Hertie geplant und ein Innenstadtkonzept entwickelt werden“, schlug La Lanne vor. „Dann kann überlegt werden, wo neuer Parkraum entstehen soll.“ Anwohner Marco Nagel sagte: „Bei den Straßenzuständen Am Vorwerk würde es mit mehr Verkehr nicht funktionieren.“ Im Fall eines Parkdecks rechnet er aber mit mehr Autofahrern in der Umgebung. Ferner fürchte er, dass im Unfallfall Rettungskräfte Schwierigkeiten hätten, Am Vorwerk eine Unfallstelle zu erreichen.
 
Außerdem fürchten die Anwohner im Falle der Realisierung eines Parkdecks Am Vorwerk nicht nur mehr Verkehr, sondern auch Lärm und Schmutz. „Feinstaub wurde bisher in den Planungen nicht berücksichtigt“, erklärte Patrick da La Lanne. Zudem käme der Lärm durch den Extra-Verkehr zusätzlich zum Krach der Flugzeuge, die nach Bremen fliegen, und der Züge einige hundert Meter entfernt. Auch die vielen Bäume dürften nach Ansicht der Bürgerinitiative gefällt werden. Dabei müsse erstmal geprüft werden, ob nicht Fledermäuse diese bewohnen. „An solchen Themen sind Projekte schon gescheitert.“
 

Uhde wird misstraut

Einen Alternativvorschlag machte Elke Glöckner: „Herr Uhde könnte die Freifläche des abgerissenen Hertie-Parkhauses zunächst für Parkplätze nutzen, um zu sehen, ob es Bedarf gibt.“ Ihr Eindruck nach einem Telefonat mit Stadtbaurätin Bianca Urban sei, dass die Stadt unbedingt ein Parkdeck Am Vorwerk haben will.
 
Jürgen Kühl, Mitglied der Ratsfraktion der AfD, mutmaßte, dass Uhde durch ein Parkdeck viele neue Parkplätze aus einem Grund schaffen will: „Die Parkplätze, die Uhde möchte, deuten auf Wohnbebauung hin.“ Damit meint er eine Bebauung auf dem Grundstück des Ex-Hertie-Parkhauses an der Bebelstraße. Und dafür müsste Uhde potenziellen Mietern Parkplätze anbieten. „Das Parkhaus sollte ursprünglich bestehen bleiben. Warum wurde es abgerissen?“ Seiner Meinung nach sei der Stahl im Parkhaus noch einwandfrei gewesen. Gegen ein Parkdeck Am Vorwerk sprechen nach Kühl mehrere Faktoren. So müsste das Grundwasser für den Bau erstmal um fünf Meter gesenkt werden. Und ein ähnliches Parkdeck am Pferdemarkt in Oldenburg stehe heute leer.
 
Eva Sassen vom Bürgerforum mutmaßte, dass Uhde sein investiertes Geld durch Fördergelder wiederkriegen würde. „Mein Vorschlag, die alten Kinos aufzukaufen, wurde nicht berücksichtig“, meinte sie. Damit bezog sie sich auf die leerstehenden Kinos an der Cramerstraße, wo es ihrer Meinung nach Möglichkeiten gäbe, neue Parkplätze zu schaffen. Sie schätzt, dass Uhde gar keinen Ankermieter für das Hertie hat und es auch nicht als Kaufhaus wiederbeleben wolle. „Ich vermute, das meiste, womit Uhde Geld verdienen kann, wären Büros und Wohngebäude.“
 

Stadt solle Parkhaus selbst planen

Auch Edith Belz von der Linken, Marianne Huismann von den Grünen, Ingeborg Hübscher von der FDP und Detlef Roß von der SPD stehen dem Vorhaben kritisch gegenüber. Laut Roß habe es in der SPD noch keine Diskussion über ein Parkdeck Am Vorwerk gegeben. Dagegen hatte seine Fraktionsvorsitzende Bettina Oestermann sich vorsichtig optimistisch über die Möglichkeit gezeigt. Belz meinte gar: „Ich hätte keine Angst davor, wenn diese Projekt scheitert.“ Dann könne die Stadt selbst die Revitalisierung des Hertie in Angriff nehmen. „Die Markthalle selbst kam von der Stadt, da könnte sie auch ein Parkhaus machen“, stimmte La Lanne zu. Dieses könne auf der Fläche des Ex-Hertie-Parkhauses entstehen. Sonst müsste Uhde über eine Tiefgarage oder andere Lösungen für seine Mieter nachdenken.
 
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Verärgerung über Verwaltung groß

Viele Anwohner fürchten, dass das Parkdeck am Vorwerk von der Verwaltung bereits beschlossen ist. Ebenfalls nicht gerade zur Beruhigung der Initiative dürfte beigetragen haben, dass Werner Uhdes eigentlich für die letzte Ratssitzung am 5. April vorgesehene Präsentation zu einem möglichen Parkdeck ausfiel. Dabei wurde das Ex-Hertie-Parkhaus schon abgerissen, während das City-Parkhaus gerade Platz macht. Zwar schickte er die Entwürfe einen Tag später an die Delmenhorster Presse (siehe hier), doch dadurch bestand keine Möglichkeit zur öffentlichen Diskussion darüber mit ihm. Die Initiative will beim Bauausschuss nächsten Dienstag die Bürgerfragestunde nutzen, um mit weiteren Politikern das Vorhaben zu diskutieren.
 
Werner Uhde ist Chef der Ersten Projektentwicklungsgesellschaft Delmenhorst mbH. Er hatte im Juni 2016 das leerstehende Hertie-Gebäude samt dessen altem Parkhaus erworben und zugesagt, neues Leben in das alte Kaufhaus zu bringen. Von Januar bis März ließ er das Parkhaus dort abreißen. Seiner Meinung nach sind zusätzliche Parkplätze in der östlichen Innenstadt notwendig, um einen großen Ankermieter in das alte Kaufhaus zu locken. Sonst könne das Projekt scheitern. Daher plant er das Parkdeck Am Vorwerk.
 
Entwurfsbild oben von Hilmes Lamprecht: Ein mögliches Parkdeck am Vorwerk lehnen die Mitglieder der Bürgerinitiative „Anti-Parkhaus am Vorwerk“ ab.
 
Unteres Bild: Hier würde Werner Uhde gern ein Parkdeck bauen.
 

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