Brand bei Plexi-Möller sorgt für Umweltschäden – Politische Konsequenzen werden gefordert

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Das Feuer, das am Donnerstag, 24. September, in einer Lagerhalle auf dem früheren Plexiglas-Möller-Gelände an der Oldenburger Landstraße wütete, wirkt sich auch auf die Umwelt aus. Im Tiergarten und in der Welse sind bereits zahlreiche tote Fische gesichtet worden. Zum Handeln forderten deshalb zuletzt mehrere Fraktionen, darunter die Delmenhorster Liste und die FDP sowie die Grünen, die Stadtverwaltung auf.
 
Mit einem umfangreichen Post in der Facebook-Gruppe „Kommunalpolitisches Forum Delmenhorst“ machte Christian Marbach, der als Sprecher der Angehörigen der Opfer von Niels Högel bekannt wurde, heute (28. September) auf die prekäre Lage in der Welse und im Tiergarten aufmerksam. Unweit davon ist er in Elmeloh wohnhaft. „Alle Freunde des Tiergarten und der Welse sind Betroffen über die Umweltkatastrophe und das Sterben der gesamten Tierwelt im Gewässer auf einer Länge von 20 Kilometern!“, leitet Marbach den Beitrag ein.
 

Problematik ist schon länger bewusst

Jahrzehntelang wird das einstige Plexi-Möller-Gelände und dessen Untergrund als ökologisch belastet angesehen. Kenntnis über wesentliche Mängel beim Brandschutz bestand auch schon über mehrere Jahre hinweg. In den vergangenen Jahren brannte es dort mehrfach, wovon stets außerordentlich giftige Materialien betroffen waren.

Marbach erinnert an einen ziemlich ähnlichen Brand im Vorjahr, der im Vergleich zum letzten Feuer schwächer ausfiel. „Alle Verantwortlichen wissen also seit Jahren ganz konkret von den Gefahrstoffen, den Mängeln und den Risiken!“, betont er. Von ihm wird auf eine Anfrage von Ratsfrau Bettina Oestermann, der Fraktionsvorsitzenden der Stadtratsfraktion Delmenhorster Liste, an die Stadtverwaltung nach dem Brand im vergangenen Jahr verwiesen.

Schadstoffe gelangen in den Boden und über die Kanalisation zum Tiergarten

Weder eine Bearbeitung noch Antworten auf darin formulierte konkrete Fragen zu den Mängeln im Brandschutz und den Risiken erfolgte. Marbach zieht daher den folgenden Schluss: „Dieses Versäumnis wird jetzt politisch zu klären sein.“ Es ist nachvollziehbar, dass ein Großbrand mit gefährlichem Material und tonnenweise Löschwasser die Umwelt beträchtlich belastet.

Keinen Vorwurf macht er den Feuerwehrleuten, für die das Löschen selbstverständlich Vorrang hat. Allgemein nimmt Marbach an, dass immense Mengen an Schadstoffen und giftigen Löschwassers freigesetzt wurden.

„Ein erheblicher Teil davon versickert in den Boden, ein weiterer erheblicher Teil geht trotz Sperren und Abdeckungen in die Kanalisation und fließt aufgrund der erhöhten Lage bergab vom Möller-Gelände in Richtung Tiergarten. Ob und wann man hier bereits während der Brandbekämpfung entsprechende Sperren hätte setzen müssen und können, oder ob das bereits passiert ist, müssen jetzt Fachleute beantworten“, erklärt er.
 

Benzingeruch war im Tiergarten allgegenwärtig

Laut Zeugen wurde von den Stadtwerken Freitagvormittag, 25. September, ein Fahrzeug im Bereich der Kreuzung zwischen der Straße Hinter dem Tiergarten und dem Elmeloher Weg für eine bis drei Stunden eingesetzt. Beschäftigt war es damit, Giftstoffe aus der Kanalisation abzupumpen. Penetranter Benzingeruch wurde am frühen Nachmittag desselben Tages überall im Tiergarten wahrgenommen.

Infolge erster Sichtungen von leblosen Fischen fing die Feuerwehr gegen 15 Uhr damit an, erste Sperren in der Welse und zur Delme zu errichten. Zur gleichen Zeit wurde Spaziergängern, die mit ihren Hunden unterwegs waren, ohne Vorwarnung der Einsatzkräfte Zugang zum Tiergarten gewährt.

Nahe der Brücke hinter dem Tiergarten war gegen 17.30 Uhr eine Gruppe von Polizisten, Feuerwehrleute, und weiteren Personen tätig. Tote Fische wurden aus dem Wasser entfernt und der obere Teil der Welse geprüft. Marbach hebt hervor: „Der Bereich des Tiergartens stank zu diesem Zeitpunkt bereits wie eine Tankstelle!“ Wiederholt kam der Wagen der Stadtwerke ab 18 Uhr zum Einsatz.
 

Überlauf verbindet Kanalisation mit der Welse

Es existiert der Auskunft von Anwesenden zufolge ein Überlauf zwischen der Kanalisation der Straße Hinter dem Tiergarten und der Welse. Jene gaben an, dass dieser nicht verschlossen wurde, womit giftige Schadstoffe freie Bahn hatten, was zahlreichen Tieren das Leben kostete.

„Meine Frage, warum man diesen Zufluss/Überlauf nicht sofort während des Brandes abgedichtet hat, konnte niemand beantworten“, teilt Marbach mit. Irritiert zeigten sich die Beteiligten, als er sie darüber in Kenntnis setzte, dass die Stadtwerke schon am Vormittag vor Ort waren.

Er nennt einen weiteren Aspekt: „Letztendlich stellt sich die Frage, ob eine Überwachung der Kanalisation in Kenntnis der Lage während oder nach dem Großbrand erfolgt ist und speziell wann und durch wen der bekannte Zufluss zur Welse hätte verschlossen werden müssen, um diese Naturkatastrophe zu vermeiden.“ Klarheit müssen nun die Fachleute in dieser Angelegenheit schaffen.
 

Führung der Stadtverwaltung soll Rechenschaft ablegen

In die Pflicht nimmt Marbach auch die Stadtverwaltung: „Und es ist Aufgabe der Verwaltungsspitze um OB Axel Jahnz, die eigene Verantwortung im Umgang mit einem Areal zu erklären, bei dem langfristig Mängel im Brandschutz jahrelang bekannt waren und auf dem es regelmäßig zu Großbränden kommt, welche die Feuerwehr immer wieder aufgrund der beengten räumlichen Situation, der Schadstoffe und der kritischen Löschwasserversorgung an die Grenze der Leistbarkeit und damit die Kameraden und Anwohner in Gefahr bringen.“
 

Delmenhorster Liste und FDP beantragen geänderte Nutzung des Geländes

Sein Post endet mit den folgenden Worten: „Weiteres Verschleppen und Aussitzen werden wir jedenfalls nicht mehr hinnehmen!“ Noch bevor die Umweltschäden aufgedeckt wurden, reichten die Fraktionen der Delmenhorster Liste und der FDP einen Antrag zum Plexiglas-Möller-Gelände ein. Dieser sieht vor, dass vom Areal nicht mehr wie bisher Gebrauch gemacht wird, sondern umgestaltet wird.

Zusätzlich umfasst der Antrag auch die Bitte, Oestermanns Anfrage aus dem Vorjahr und die darin enthaltenden Fragen zu aktualisieren. Die Fragen lauteten:
1. Was waren die 2015 festgestellten Mängel und wann wurden diese behoben?
2. Gab es dazu Ordnung- oder Überwachungsmaßnahmen?
3. Wurde die Mängelbeseitigung festgestellt und abgenommen?

Wissen möchten sie dazu, wann dem Ersuchen nachgekommen wurde, im Jahr 2019 schriftlich zu antworten und darüber in den Fachausschüssen oder im Rat zu berichten. Obendrein haben die beiden Fraktionen aus aktuellem Anlass ergänzende Fragen, die hier aufgelistet sind:
4. Wie sind die Eigentumsverhältnisse des Bereiches?
5. Wie ist das Gelände städteplanerisch und baurechtlich beplant?
6. Welche Firmen sind dort gemeldet und was ist deren Tätigkeit?
7. Welche Einsätze der Feuerwehr fanden auf dem Gelände seit 2009 statt?
8. Fanden Einsätze der Ermittlungsbehörden (Polizei, Zoll, Steuerfahndung,…) seit 2010 statt?
9. Welche städtischen Kontrollen (zum Beispiel Gewerbeaufsicht,…) wurden in welchem Zusammenhang seit 2015 durchgeführt und mit welchem Ergebnis?
10. Gibt es aktuell noch offene Mängel oder Defizite und ist eine behördliche Schließung oder Stilllegung möglich?
11. Welche Möglichkeiten zur Umgestaltung hat die Stadt Delmenhorst, und was ist erforderlich, um dort handeln zu können?
 

Grüne weisen auf weitere Mängel auf dem Gelände hin

„Feuer, Verdacht auf schwerste Umweltschäden durch illegale Entsorgung von Treib- und Schmierstoffen und Verdacht auf grobe Verstöße gegen Brandschutzbestimmungen, fehlende Baugenehmigungen, äußerliche Verwahrlosung durch abgestellte Schrottfahrzeuge, Verdacht auf nicht angemeldete Gewerbe, illegale Munitionsfunde et cetera“, zählt Ratsherr Uwe Dähne im Namen der Stadtrastfraktion der Grünen einige Mängel auf dem ehemaligen Plexiglas-Möller-Gelände auf.
 

Klimamusterstadt ist damit unvereinbar

Weiter führt er aus: „Und das alles scheint sich seit Jahren unter den Augen der hiesigen Behörden abgespielt zu haben, obwohl es immer wieder entsprechende Hinweise von Anwohnern gab.“ Überzeugt ist er davon, dass selbst das Finanzamt so manchen Straftatbestand aufdecken könnte, sobald es sich eingehender mit dem Geschäftskonstrukt befasst.

Auf keinen Fall dürfen das Delmenhorst als Klimamusterstadt und die Bürger tolerieren. Sowohl die Gesundheit von Menschen als auch das Wohl von Flora und Fauna werden durch erhebliche Schadstoffeinwirkung im Boden und Grundwasser stark geschädigt. „Wenn wir uns als Klimamusterstadt begreifen, existieren entsprechende Bestimmungen und Regeln, und die müssen zum Wohle aller eingehalten werden“, so Dähne, der auf Ratsbeschluss dazu verweist.
 

Auf eine sorgfältige Ermittlung legen die Grünen Wert

Rechtsstaatliche Fragen bedürfen ebenfalls der Klärung. Beispielsweise fragt Dähne: „Warum hat die Verwaltung trotz vielerlei Hinweise nicht mit Überprüfungen reagiert und Sanktionen festgelegt?“ Sofern ein demokratisch legitimierter Rechtsrahmen vorhanden ist, ist dessen Einhaltung obligatorisch, weshalb seine Missachtung prompt bestraft werden muss.

Von der Fraktion der Grünen im Stadtrat wird eine gründliche Untersuchung der Angelegenheit auf dem Plexi-Möller-Gelände in Bezug auf Umweltschädigungen, Verstößen gegen Baurecht, Brandschutz und Gewerbeordnung sowie anderen Unregelmäßigkeiten gefordert. Künftig soll sich etwas Derartiges nie wiederholen. „Am besten wäre, das gesamte Gelände auf Kosten der Verursacher zu entrümpeln, zu dekontaminieren und aufzuforsten“, schlägt Dähne vor.
 
Bild: Infolge des Großbrands in einer Lagerhalle des Plexi-Möller-Geländes sind durch Umweltschäden viele Fische in der Welse verendet. Anwohner und einige politische Fraktionen stellen Forderungen an die Stadtverwaltung. Bildquelle: NonstopNews

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