Betreuer fordern mehr Geld – Christian Dürr besucht Betreuungsverein Delmenhorst

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Wer nicht mehr oder nur noch eingeschränkt Entscheidungen treffen kann, braucht einen Betreuer. Ein Ansprechpartner für solche Fälle ist der Betreuungsverein Delmenhorst. Christian Dürr, FDP-Abgeordneter im Bundestag für Delmenhorst, die Wesermarsch und Oldenburg Land, machte sich heute (4. Dezember) selbst ein Bild vom Angebot. Dabei wurde eine Vereins-Forderung deutlich: Betreuung besser zu vergüten.
 
Seit zwei Jahren ist Heino Bleydorn Geschäftsführer des Vereins. Er fasst die Zielsetzung seiner Organisation so zusammen: „Es gibt uns, weil wir Unterstützung für ehrenamtliche Betreuer sind.“
 

Betreuungssätze seit Jahren nicht mehr angehoben

Der Verein will ehrenamtliche Betreuer mit Infos und Schulungen bei ihrer Tätigkeit unterstützen. Dabei gibt es laut Bleydorn ein Hauptproblem: Die Sätze, die berufliche und ehrenamtliche Betreuer für ihre Arbeit bekommen, wurden seit Jahren nicht mehr angehoben. Dabei stellen die für den Verein – viele Mitglieder wie Bleydorn arbeiten als berufliche Betreuer – vor Zuwendungen von Stadt und Land die Haupteinnahmequelle da.
 
Gut 80 Prozent der Mittel kämen durch die Vergütungen zusammen, sagt Bleydorn. Berufliche Betreuer erhalten 44 Euro pro Stunde für ihre Tätigkeit – und das unverändert seit 2005. Durch die Inflation sei der Betrag heute noch so viel wert wie 34 Euro. Und das bei zahlreichen Überstunden und großer Verantwortung, die auf den Schultern der Betreuer laste.
 

Entschädigung für Ehrenamtliche beträgt gut 33 Euro im Monat

Ehrenamtliche erhalten 399 Euro pro Jahr, was im Monat 33,25 Euro entspricht. Berufliche Betreuer haben zudem nur 3,1 Stunden pro Monat für jeden Klienten. Laut einer Studie würden nach Bleydorn eher 4,5 oder mehr benötigt.
 

Bleydorn: „Dafür kriegen sie nicht mal eine Meisterstunde“

Was zunächst gar nicht wenig klingt, ist für Bleydorn kaum ausreichend, wie er Dürr gegenüber hervorhebt: „Für 44 Euro kriegen Sie nicht mal mehr eine Meisterstunde.“ Dabei handelt es sich, zumindest bei beruflichen Betreuern, um Sozialpädagogen mit Hochschulabschluss. Die müssten neben niedriger Entlohnung auch schwere Entscheidungen treffen: Welche Ausgaben sind für Betreute mit deren Geld erlaubt? Wann muss ein Klient ins Pflege- oder Altenheim?
 
Für falsche Entscheidungen müssen Betreuer zudem haften. Die gesetzliche Absicherung in Niedersachsen reiche dafür nicht immer aus. Jürgen Stöver, einer der Betreuer beim Verein, nennt noch eine Schwierigkeit: „Da hat man manchmal das Problem, dass man extrem gefordert wird.“ Und viele Fälle könnten Betreuer auch privat beschäftigen. Bleydorn macht zum Ausgleich daher in seiner Freizeit Sport und Tanzen, um abschalten kann.
 

Schlechtes Ansehen beklagt

Für ihn und Stöver ist zudem das Ansehen ihrer Branche schlecht. Schuld daran seien nicht nur einzelne, schwarze Schafe, sondern auch der generelle Ruf. Dabei würden Ausgaben vom Gericht geprüft. Und deren Dokumentation verlange gute Mathe- und Bilanz-Kenntnisse.
 

Neue Betreuer schwer zu finden

Ein Resultat der schlechten Bedingungen: Neue hauptberufliche Betreuer sind immer schwerer zu kriegen. Viele würden in andere Einrichtungen gehen, wo sie weniger Verantwortung tragen müssten und zugleich mehr verdienen, erklärt Bleydorn. Sein Verein verfügt, ihn selbst eingerechnet, über lediglich vier Betreuer. Damit werden 125 Personen betreut, teils mit Angehörigen. So kümmert sich Stöver auch um fünf Klienten.
 
Dazu kommt die Beratung zu Patientenverfügungen und Vollmachtserteilungen. Gerade letzteres führe jede Woche zu Anrufen und Beratungen, sagt Bleydorn. Er selbst ist zudem auf vielen Veranstaltungen unterwegs und gibt Vorträge zu den Themen. Unter anderem ist er dabei unregelmäßig in der Delmenhorster Volkshochschule.
 

Gut 1.800 Betreute in Delmenhorst und Ganderkesee

Insgesamt gebe es in Delmenhorst und Ganderkesee etwa 1.800 Betreute, schätzt Stöver. Dabei seien alle Altersklassen von 18 bis über 80 vertreten. Um 300 davon kümmern sich Mitarbeiter des Vereins und Ehrenamtliche, die der Verein betreut. 1993 wurde der Verein gegründet, seit 94 ist er als gemeinnützig anerkannt. Infos zum Verein gibt es auf dessen Homepage.
 
Dürr zeigte Verständnis für Bleydorns Position: „Ehrenamtliche Betreuung ist ohne hauptberufliche Unterstützung nicht möglich.“ Konkrete Verbesserungsvorschläge stellte er aber noch nicht in Aussicht. Immerhin besteht laut Bleydorn die Chance, dass die Betreuungssätze in Niedersachsen nächstes Jahr erhöht werden. Falls dies eine einmalige Maßnahme bleibe, wären die neuen Sätze aber in ein paar Jahren wieder zu niedrig.
 
Foto: Christian Dürr (FDP-Bundestagsabgeordneter, 2. v.r.), seine Büroleiterin Marion Vosteen (rechts), Michael Gellermann (Vorstand Kreisverband FDP, links) und Ingeborg Hübscher (stellvertretende Vorsitzende, 2. v.l.) informierten sich bei Heino Bleydorn (Geschäftsführer Betreuungsverein Delmenhorst, 3. v.l.) und Jürgen Stöver (Betreuer beim Verein) über die Lage der Betreuer.
 

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