BBS II legt bis 2023 ein Fachlabor für Industrierobotik an – Über eine halbe Millionen Euro Fördermittel

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In absehbarer Zeit entsteht in den Berufsbildenden Schulen (BBS) II Kerschensteiner Schule, Wiekhorner Heuweg 56-58, ein Innovations- und Zukunftszentrum Robotik. Von Erfolg war die Bewerbung am von der Landesinitiative n-21: Schulen in Niedersachsen online e. V. ins Leben gerufenen Projekt „Mensch-Roboter Kollaboration – Robonatives, Innovations- und Zukunftszentrum Robotik“ gekrönt. Gefördert wird bis 2023 ein Fachlabor für Industrierobotik mit 527.576 Euro.
 
Unter sechs von insgesamt 17 niedersächsischen Berufsbildenden Schulen, die sich für das Projekt beworben hatten, erhielt auch die BBS II den Zuschlag, mit dem eine Fördersumme von mehr als einer halbe Millionen Euro einhergeht. „Am Tag vor Heiligabend haben wir erfahren, dass wir zu den Auserwählten oder besser gesagt den sechs Schulen gehören“, erinnert sich Ulrich Droste, Schulleiter der BBS II. Das Konzept zur Einrichtung eines Fachlabors für Industrierobotik konnte überzeugen und die Konkurrenz ausstechen.
 

Für Veränderungen durch Digitalisierung und verstärkten Gebrauch von Robotern fit machen

Mit Industrie 4.0, dem Zukunftsprojekt zur weitreichenden Digitalisierung der industriellen Produktion, um diese zukunftsfähiger zu gestalten, ist einer der stärksten gesellschaftlichen und ökonomischen Umbrüche des Industriezeitalters verbunden. Zusammenhängt das mit der in diesem Zuge zunehmenden Digitalisierung sowie entsprechenden Robotisierung der Arbeitswelt.

Es ist davon auszugehen, dass sich das Arbeiten durch Roboter wesentlich wandeln wird. Aus diesem Grund ist es für die berufliche Bildung in Delmenhorst von herausragender Wichtigkeit, Jugendliche und Erwachsene gut darauf vorzubereiten. Gleiches gilt dafür, die beruflichen Aussichten von Menschen, die in technischen Berufen tätig sind, zu optimieren.

Wappnen soll sie für diese Herausforderungen ein Fachlabor für Industrierobotik an der BBS II, das mithilfe der Fördergelder aufgebaut werden soll. Ermöglicht wird das von der Landesinitiative n-21: Schulen in Niedersachsen online, einem im Jahr 2000 als Aktionsprogramm gegründeten Verein, der sich aus dem Land, kommunalen Spitzenverbänden, gesellschaftlichen Gruppen und den großen deutschen Wirtschaftsunternehmen zusammensetzt.
 

Kauf von einem Dutzend Robotern ist vorgesehen

Nach Angaben von Droste lässt der Verein niedersächsischen Schulen im Bereich Technologie finanzielle Unterstützung zukommen. Der Schulleiter nannte bei der Vorstellung des Projekts fünf Schwerpunkte, die mit dem Fachlabor für Industrierobotik gesetzt werden sollen. Zur Berufsorientierung soll es demnach in Zusammenarbeit mit den allgemeinbildenden Schulen genutzt werden.

Außerdem soll es in den Ausbildungsberufen der Metall- und Elektrotechnik, an der Berufsschule, an den Technikerschulen für Metall- und Elektrotechnik sowie am Beruflichen Gymnasium Mechatronik Verwendung finden. Was die Ausstattung anbelangt, werden laut Droste insgesamt zwölf Roboter angeschafft.

Für die Grundlagenbildung werden allein sechs Cobots, also kollaborative Roboter, von Universal Robots als Lernstationen mit Kamera und Simulationsprogramm benötigt. Ein einzelner kostet Droste zufolge circa 25.000 Euro. Wert gelegt wird zudem darauf, Industrie 4.0 in den Lehrplan zu integrieren. Drei weitere Roboterarme von Universal Robots tragen dazu bei, denn einmal werden Taschenlampen montiert und die zwei anderen übernehmen die Aufgaben, Taschenlampen zu verpacken und zu bedrucken.
 

Mögliche Kooperation mit der BBS I steht im Raum

Von Droste wird vorausgeblickt: „Wir schauen, in welche Richtung wir uns mit den Unternehmen hier entwickeln werden.“ Seinem Vernehmen nach zeichnet die Arbeitstische mit den Robotern große Flexibilität aus. Dass es in diesem Bereich gegebenenfalls sogar dazu kommt, mit der BBS I zu kooperieren, hält er für denkbar.

Natürlich bildet die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Roboter ein weiteres Feld. „Die Sicherheitsstandards durch den Arm sind gewährleistet. Der Mensch kann immer Einfluss auf den Arm nehmen, dessen Kraft begrenzt ist“, versichert der Schulleiter. Zwei andere Cobots von Universal Robots werden für eine Behältermontage in Anspruch genommen.

Schließlich wird Robotik noch mit einem CNC-Bearbeitungszentrum in Form einer schon existierenden CNC-Fräse vereint. CBC steht für Computerized Numerical Control, worunter zu verstehen ist, dass die Maschine durch einen elektronischen Vorgang gesteuert wird. Bei der Qualitätssicherung und zur Entnahme der Erzeugnisse aus der Fräse wird auf einen Roboter von Kuka zurückgegriffen, dessen Kosten nach Schätzung von Droste ungefähr 40.000 Euro betragen.
 

Angebot für Fortbildungen soll Lehrern anderer Schulen und Betrieben offen stehen

Interessante Erkenntnisse für die Zukunft verspricht er sich durch die Teilhabe der Roboter an bestehenden Arbeitsprozessen und im Zusammenwirken mit den Arbeitskräften vor Ort: „Das ist ein ganz wesentliches Entwicklungspotenzial für Betriebe in der Region“. Ein sechsköpfiges Team kümmert sich um die Umsetzung des Fachlabors für Industrierobotik.

Zum Beginn des neuen Schuljahres 2021/2022 soll alles bereitstehen. Während des ersten Halbjahres bis Februar sollen erste Klassen Erfahrung damit sammeln und sich einarbeiten. Bis August 2022 sollen die anderen Klassen folgen. Spätestens ab Ostern im kommenden Jahr ist angedacht, dass ebenfalls Fortbildungen mit dem Fachlabor für Industrierobotik erfolgen können.

Abgeschlossen und etabliert sein soll es im August 2023, genau dem Zeitpunkt, an dem auch die Förderung für das Projekt endet. Fortbildungen sollen unter anderem für Lehrkräfte der MINT-Fächer an den allgemeinbildenden Schulen sowie Lehrkräfte regionaler Berufsbildender Schulen verfügbar sein. Sowohl mit dem Hanse-Wissenschaftskolleg (HWK) als auch mit der Wirtschafsförderung sind Kollaborationen geplant. Letztere soll dazu beitragen, den Betrieben Fortbildungen zu vermitteln.
 

Vorkenntnisse werden nicht verlangt

„Wir wollen durchgehende schulische und berufliche Wege anbieten. Wer das Ziel hat, einen Roboter zu entwickeln, kann das hier erlernen“, hebt Drosten hervor. Insbesondere Schüler mit Migrationshintergrund werden gestärkt, indem durch Einbeziehung einer Fachberaterin für Sprachförderung darauf geachtet wird, dass sich die Aneignung des Lernstoffs nicht zu sprachlastig gestaltet.

Der Schulleiter stellt klar: „Wir fangen mit der Grundbildung an, bei der wir grundsätzlich nichts voraussetzen.“ Ergänzend fügt er hinzu: „Es ist hochmotivierend, zu sehen, wenn sich der Roboter bewegt und tut, was man will oder auch nicht.“ Seiner Überzeugung nach lässt sich außerhalb aber auch in der Schule einiges über Motivation erreichen.

Keineswegs ist das Programmieren als bloßer Selbstzweck zu begreifen, denn es soll stets in einem aufgaben- und berufsspezifischen Kontext vorgenommen werden, um bestimmte Dinge zu verrichten. Offen gab Droste zu, dass die BBS II und die Stadt dieses Vorhaben nicht allein stemmen können, sondern auf die Fördergelder angewiesen sind, die nun eine großartige Gelegenheit darstellen. „Ich freue mich, durch diese Zuwendung und die Kooperation mit der Stadt das Projekt umzusetzen“, bekundet er.
 

Vorbereitung und Simulation gehen der Ausführung immer voraus

Bedenken, dass die neue Technik nach zweieinhalb Jahren schon wieder veraltet sein könnte, räumt Diplom-Ingenieur für Mechatronik Frank Koehrmann aus, der seit 2016 als Studienrat an der BBS II lehrt und im Projekt-Team für die Technikerschulen und das Berufliche Gymnasium zuständig ist: „Die Software lässt sich schnell wieder modifizieren.“ Alles läuft in jedem Fall in einem Dreischritt ab.

Drostes Schilderungen zufolge setzt sich dieser aus der Planung, des Abspielens in einer Simulationssoftware sowie der Realisierung nach dem Eingang der Daten im Bearbeitungszentrum zusammen. Auf die Frage, ob der öffentlich durchaus zwiespältig betrachteten Zunahme von Robotern im Arbeitsalltag Rechnung getragen wird, verweist er für die Berufsschule auf das Fach Politik.

In diesem Rahmen werden Diskussionen über gesellschaftliche und soziale Begleitumstände des technischen Fortschritts geführt. „Wir wollen Wege anbieten, die es unabhängig von einem Hauptschul-, Realschulabschluss oder dem Abitur ermöglichen, dass man sich weiterentwickeln kann“, betont der Schulleiter. Aus seiner Sicht ist die Vielzahl junger Menschen ein großes Faustpfand von Delmenhorst, um dem Arbeitsmarkt künftig zahlreiche hochqualifizierte Arbeitskräfte zuführen zu können.
 

Es eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten

Er beteuert: „Wir wollen jeden nur so weit bringen, wie er kann und möchte.“ Seinen Dank für Drostes Einsatz bekundete Patrik Kolbe, Leiter des städtischen Fachdienstes für Schule und Sport. „Das ist eine große Chance für die Schule, die Stadt und vor allem die Schülerinnen und Schüler“, ist sich Kolbe sicher. Treffend findet er die Bezeichnung auserwählt in diesem Kontext.

Als wunderbares Weihnachtsgeschenk hatte er die Nachricht vom Zuschlag aufgefasst. Zwar leistete die Stadtverwaltung ihren Beitrag zum Gelingen der Bewerbung, aber laut Kolbe zeichneten sich die Schule, ihre Lehrkräften und der Schulleiter für den Löwenanteil verantwortlich. Im Gegenzug lobte Droste, dass Kolbe, Olaf Meyer-Helfers, Fachbereichsleiter für Bildung Sport und Kultur, sowie Erster Stadtrat Markus Pragal stets ein offenes Ohr für die Belange der BBS II haben und dieser behilflich sind.
 
Bild: Patrik Kolbe, Fachdienstleiter Schule und Sport, (v. l.) Ulrich Droste, Schulleiter der BBS II, und Studienrat Frank Koehrmann gehen mit Freude das Unterfangen an, ein Fachlabor für Industrierobotik zu konstruieren, das auch die bereits vorhandene CNC-Fräse mit einschließt.

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