Barrierefreiheits-Tour durch Delmenhorst: Es gibt noch viel zu tun

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Wie berichtet, waren Mitglieder der Partei „Die Linke“ am Samstag in Delmenhorst unterwegs, um festzustellen, wo in Sachen Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung noch Verbesserungen wünschenswert sind. Das Ergebnis war zweispältig.

„An vielen Ampelkreuzungen ist es nicht möglich, mit dem Rollstuhl oder mit Gehbehinderung in einem Zug über die Kreuzung zu gelangen. Auch für Menschen mit Sehschwäche oder Blinde schaltet die Ampel zu schnell um. Manchmal ist es außerdem schwierig zu erkennen, wo die Insel ist auf der man sicher stehen bleiben kann“, so Tom Strerath, der für „Die Linke“ für den Stadtrat kandidiert und selbst einen Teil der Strecke im Rollstuhl gefahren ist. Und im Bahnhof wurde erst nach Intervention des Behinderten-Beirates im Zuge der Erneuerung zunächst ein Aufzug im Betrieb gelassen. Man fragt sich, warum bei solchen Vorhaben nicht gleich an die Belange von Menschen mit Einschränkungen gedacht wird. Ein positives Beispiel sind dagegen die neuen Behinderten-Toiletten im Bahnhof. Wer Anspruch darauf hat, erhält einen Schlüssel für die Toilette, die barrierefrei zugänglich ist. Insgesamt gäbe es aber viel zu wenige öffentliche Toiletten in Delmenhorst, ganz besonders Behinderten-Toiletten.

Ärgernis Wochenmarkt

Ein weiteres Ärgernis sind die Poller vor dem Übergang zu Bahnhofstraße. Diese sind zwar mit Reflektoren ausgestattet, das nützt aber Menschen mit Sehschwäche gar nicht. Hilfreich wären knallige, leuchtende Kontrastfarben wie Orange oder Rot, auch im Bereich des ZOB. Werbefahnen und Aufsteller stehen wie in der Bahnhofstraße nicht nur direkt an den Läden, sondern vielerorts auch auf der gegenüber liegenden Seite des Fußwegs. Dadurch wird es schwierig für Menschen im Rollstuhl voran zu kommen oder anderen auszuweichen. Auch für Menschen mit Sehschwäche ist es schwierig zu erkennen, wo Hindernisse sind (wie zum Beispiel Laternen, die mitten auf dem Bürgersteig stehen). Dafür haben einige Geschäftsinhaber eine gute Lösung für Barrierefreiheit gefunden: Mobile Rampen, die zu Geschäftszeiten da sind und anschließend wieder entfernt werden können.

Besonders in älteren Gebäuden ist es schwierig, Barrierefreiheit überhaupt zu ermöglichen. Manchmal braucht es dann längere Wege über den Hintereingang, wie etwa beim Amtsgericht. In der Filiale der OLB in der Bahnhofstraße ist das Problem mit einem Lift gelöst, bei dessen Anforderung jemand aus der Filiale kommt um den Aufzug in Betrieb zu nehmen. Dass aber der Anforderungsschalter so angebracht ist, dass Menschen im Rollstuhl ihn gar nicht bedienen können (soll geändert werden), zeigt einmal mehr, dass es wichtig ist, die betroffenen Menschen in die Planung mit einzubeziehen. Immer wieder ein Diskussionsthema ist der Blindenleitstreifen. An der Kreuzung Lange Straße/Ecke Bahnhofstraße beispielsweise führtist er in Y-Form angebracht – und zeigt nicht deutlich an, in welche Richtung es wohin weiter geht. Und auf dem Marktplatz ist der Blindenleitstreifen jeden Mittwoch- und Samstagvormittag von den Wagen der Wochenmarktstände verstellt. „Das kann nicht der Sinn der Sache sein“, stellt Edith Belz, Kreissprecherin und Fraktionsvorsitzende der Linken, fest, “Entweder rücken die Marktleute nach vorne  oder der Leitstreifen wird auf die Mitte des Marktplatzes verlegt. Dann können die Nutzer auch über den Wochenmarkt gehen, und nicht nur hinten rum.“

Höhere Parkgebühren für Behinderte?

Im Parkhaus lauert eine Kostenfalle auf Menschen mit Behinderung: Wer keinen Anspruch auf einen Behindertenparkplatz unten hat, aber trotzdem eingeschränkt ist, braucht unter Umständen längere Zeit um nach oben zu kommen, zum Auto zu gehen und Einkäufe einzuladen. Dauert es länger als 15 Minuten, muss dann wieder nachgelöst werden. Darüber sollten sich die Stadtwerke Gedanken machen, denn es betrifft nicht wenige Menschen. Fazit: Bei der Planung neuer Projekte, Gebäude und Verkehrswege sollten Menschen mit Behinderung von Anfang an einbezogen werden. Zudem müssten bestehende Barrieren abgebaut werden, wozu es auch der Unterstützung für Geschäftsleute bedarf. Denn Barrierefreiheit darf keine Kostenfrage sein.

Bild: Die Reflektoren an den Pollern sind für Menschen mit Sehschwäche keine Hilfe

 

 

 

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