Awo Delmenhorst: Operation Eigenlob
Bei der Awo Delmenhorst brodelt es: Nach der Kündigung von Geschäftsführer Michael Venzke, die Awo-intern bei den Mitarbeitern für Wirbel gesorgt hatte, da es schon die vierte binnen weniger Jahre ist, ging heute ein Schreiben an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Erstaunlich: Darin lobt der sogenannte Kreisausschuss die Arbeit des Awo-Vorstands und bittet ihn, weiterzumachen. Das entscheidende Detail: Der Unterzeichner des Schreibens und der gelobte Vorstandsvorsitzende sind ein und dieselbe Person.
„Liebe Mitarbeiter: innen der AWO Delmenhorst, liebe AWO Mitglieder, der Kreisausschuss bittet den Vorstand der AWO Delmenhorst, seine sozialpolitisch erfolgreiche und wichtige Aufgabe fortzusetzen.“ So lautet der erste Satz des Briefes vom heutigen Montag, 24.6.2024, an die Mitarbeiter und Mitglieder der Delmenhorster Awo, der unserer Redaktion vorliegt. Das Problem dabei: Der Unterzeichner aus dem Kreisausschuss ist exakt dieselbe Person wie der Vorsitzende des Awo-Vorstands – Dr. Harald Groth. Vereinfacht ausgedrückt: Der Unterzeichnende bittet hier sich selbst, im Amt zu bleiben und lobt zugleich seine eigene Arbeit.
Reaktion auf das Rücktrittsgesuch
Anlass für diese Eigen-PR-Maßnahme dürfte ein anonymes Schreiben von Ende vergangener Woche sein: Darin fordern Awo-Mitarbeiter, die aus Angst um ihren Job sich nicht namentlich äußern, den Rücktritt des Vorstands um Harald Groth.
Dieses Schreiben wird in Groths Brief vom heutigen Freitag ebenfalls thematisiert: „Das Vorgehen einer Minderheit, den Rücktritt ehrenamtlicher Vorstandsmitglieder zur fordern, ohne sich namentlich dazu zu bekennen“, sei nicht nur feige, so Groth. „Es widerspricht auch der modernen demokratischen Kultur der AWO: Dispute – ganz gleich welcher Art – werden von den Mitgliedern der AWO auf Antrag in Gremien des Verbandes diskutiert und geklärt. Ein Antrag in diese Richtung ist bislang unserem Wissen nach nicht erfolgt.“
Der Kaiser lobt den König – in einer Person
Skurril wirkt vor dem Hintergrund der Personengleichheit der folgende Satz: „Als Kreisausschuss bedanken wir uns für das vorbildliche Engagement des gewählten AWO-Vorstandes und die stets klare Position der Vorstandsmitglieder zu aktuellen Themen.“ Harald Groth als Kreisausschussvertreter dankt zusammen mit dem Kreisausschuss also dem Vorstandsvorsitzenden Harald Groth und seinem Vorstand, zu dem neben seiner Frau Roswitha Ahrens-Groth als Schriftführerin unter anderem auch die ehemalige ehrenamtliche Bürgermeisterin Antje Beilemann, eine Kassenführerin sowie vier Beisitzer und drei Revisoren zählen.
Der Kreisausschuss
Laut §6 der Satzung der Awo Delmenhorst steht das Gremium Kreisausschuss über dem Kreisvorstand. Zu ihm zählen unter anderem der Kreisvorstand selbst sowie die Vorsitzenden der zugehörigen Ortsvereine bzw. Stützpunkte oder deren Stellvertreter.
Der Kreisausschuss wird laut Satzung unter anderem vom Kreisvorstand über die allgemeine soziale und sozialpolitische Entwicklung sowie über die Arbeit im Bereich des Kreisverbandes unterrichtet. Darüber hinaus ist der Kreisausschuss berechtigt, bei vorzeitigem Ausscheiden eines Kreisvorstandsmitgliedes oder eines/r Revisor/s/in oder ein Ersatzmitglied für die restliche Amtsdauer des/der Ausgeschiedenen zu wählen.
„Zahlen mehr aus, als von etlichen Kostenträgern refinanziert wird“
Zur aktuellen Belastung der Mitarbeiter äußert sich Groth ebenfalls: „Die Helden unserer AWO sind die, die nachgefragte Dienste in z. B. Kitas, Tagespflegen, Sozialstation, Gemeinschaftszentrum, Begegnungsstätte, Familienzentrum, Jugend- und Frauenhaus etc. trotz der Lage am Arbeitsmarkt und hoher Krankenstände seit der Pandemie aufrechterhalten“, sachreibt Groth.
Sie hätten in der Awo den berechtigten Anspruch, dass zentrale Dienste zuverlässig und unterstützend wahrgenommen werden, auch wenn es mal eine Vakanz gebe. „Aus diesem Grund zahlt die AWO auf Beschluss des hier so scharf kritisierten Vorstandes mehr aus (hinsichtlich Personalausgaben und Sachkosten), als von etlichen Kostenträgern refinanziert wird.“
Vorwürfe gehen angeblich ins Leere
„Zusammengefasst geht die öffentlich gemachte Beschwerde gegen den Vorstand – wohl mangels ausreichender Information – ins Leere. Die Forderungen gegen gewählte Vertreter des Vorstandes der AWO Delmenhorst werden vom Kreisausschuss deshalb einmütig zurückgewiesen.“ An dieser Stelle muss wohl nicht mehr darauf hingewiesen werden, wer da über wen schreibt.
Vorstand zeigt sich offen für Verstärkung
Der Vorstand zeigt sich zudem anscheinend offen für neue Mitglieder: „Ehrenamtliche Mitarbeit in den Gremien der AWO ist gefordert. Der Kreisausschuss würde geeignete Kandidaturen für die Vorstandsarbeit in der AWO jederzeit im Verband begrüßen“, schreibt Groth.
Auf Nachfrage will sich Harald Groth nicht zu dem Schreiben äußern: „Das ist Awo-intern. Dazu kann ich nichts sagen.“
Bild oben: Harald Groth aus dem Kreisausschuss attesttiert Harald Groth und dem restlichen Awo-Vorstand eine gute Arbeit.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!
Eigenlob stinkt! Es ist an der Zeit das frischer Wind reinkommt.