Augen auf in Delmenhorster Supermärkten: Beliebter Kaffee ist Mogelpackung des Monats
Jacobs steht derzeit im Visier der Verbraucherzentralen. Gleich mehrere Produkte der geschichtsträchtigen Marke tauchen auf der sogenannten Mogelpackungsliste auf. Erhebliche Preiserhöhungen kommen durch die kleingedruckte und marketingdesignte Hintertür. Insbesondere bei Kaffee-Sticks und Cappuccino-Pulvern sollten die Kunden in den Supermarktregalen genauer hinsehen.
Das allerdings ist gar nicht so einfach, denn auf den ersten Blick sieht die Verpackung gleich aus. Tatsächlich aber geht es um verkleinerte Füllmengen, geänderte Dosierempfehlungen sowie ein undurchsichtiges Verpackungsdesign.
So etwa bei den Jacobs 3in1- und 2in1-Sticks. Bei diesen Produkten wurde die Füllmenge von ehemals 18 auf nur noch 12 Gramm verringert, zugleich aber der Preis sogar leicht erhöht. Und zwar drastisch, wie der gespitzte Bleistift unschwer ausrechnen kann. Bei manchen Sorten und in manchen Märkten legen die Verbraucher aktuell bis zu 57 Prozent mehr auf den Tisch.
Gleiches gilt für die Cappuccino-Produkte von Jacobs, wobei dieser verheimlichende Ansatz von weniger Inhalt und weniger Getränk zu höherem Preis schon sehr kurios bis verschleiernd ist. Indes die Füllmenge von 400 auf 290 Gramm schrumpft, wird mehr Pulver pro Portion empfohlen. Das simple Resultat ist, dass der Verbrauch steigt, der Ertrag sinkt. Obschon der Hersteller mit dem seriösen und zeitgemäßen Argument von weniger Zucker und neuen Rezepturen wirbt, was als Produktoptimierung bezeichnet wird, sehen Kritiker wie die Verbraucherzentralen in der Taktik Greenwashing und sprechen sogar von „Taschenspielertricks.“
Klassischer Fall von Skimpflation
Dabei soll der Geschmack vermeintlich gleich bleiben. Nur ist eben aufgrund der geringeren Pulvermenge weniger echter Kaffee enthalten. Im Umkehrschluss sind die Produkte mit mehr Aromen angereichert. Das wiederum wird von den Verbraucherschützern als „(…) klassischer Fall von Skimpflation bezeichnet: Der Begriff steht für geringere Qualität zum gleichen Preis.
Die Hütchenspieler lassen grüßen
Umso kurioser wird die Marketingtaktik, als Jacobs laut eigener Aussage im Health & Indulgence Program eine Reduktion von Zucker und Kalorien als Ziel gesetzt haben will. Eine Zielsetzung, die schlussendlich der Gesundheit der Konsumenten zugutekäme, so die Angabe denn stimmen würde. Allerdings zeigt der Blick auf die Nährwerttabelle, dass der Zuckergehalt pro 100 Gramm keinesfalls verringert wurde, stattdessen sogar gestiegen ist. Denn die Reduktion gilt ausschließlich aus dem Grund, dass die Portionen kleiner geworden sind. Die Hütchenspieler an den Strandpromenaden von Mallorca lassen grüßen.
Wohl nicht im Sinne des Pioniers
Johann Jacobs war 1895 einer der Pioniere, der seinen Kunden vorgeröstete Bohnen direkt nach Hause lieferte und somit den unverwechselbaren Jacobs-Geschmack für alle zugänglich machte. 130 Jahre später ist das Unternehmen unter neuem Dach als führende Kaffeemarke in Deutschland fest etabliert und ist einer der Platzhirsche schlechthin. Ob die Bremer Kaffeelegende mit den aktuellen Marketingstrategien einverstanden gewesen wäre?
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