Anwohner in Iprump verärgert über Planungen zum 3. Gymnasium in Delmenhorst – Versammlung im Hotel Thomsen

Am Freitagabend, 26. Juli, fand im Hotel Thomsen eine Versammlung von Anwohnern statt, die in der Nähe des geplanten dritten Gymnasiums in Delmenhorst-Iprump wohnen. Vertreter der Lokalpolitik wareneingeladen, um Rede und Antwort zu stehen.

Wie groß das Interesse der Bürger war, zeigte die Tatsache, dass der gewählte Tagungsraum des Hotels am Freitag buchstäblich „aus allen Nähten zu platzen“ drohte und auch noch zusätzliche Stühle organisiert werden mussten. Der Anlass des Treffens: Seit dem Ratsbeschluss aus dem Juni 2024, der aufgrund steigender Schülerzahlen den Bau eines Gymnasiums auf einer Fläche neben der bestehenden Grundschule Iprump vorsieht, verstehen die benachbarten Anwohner die Welt nicht mehr.

Sie fragen sich, das zeigte sich beim Stimmungsbild am Freitag, wie die neue Schule verkehrstechnisch erschlossen werden soll. Auf der westlichen und südlichen und östlichen  Seite des Grundstücks gibt es die kleinen Anliegerstraßen Hermannsweg und Iprumper Moor. Auf der nördlichen Seite begrenzt die Bremer Heerstraße, das Areal, die als stark befahrene Ausfallstraße nicht unbedingt prädestiniert für das Halten und Abfahren von Autos erscheint.

So wies ein Anwohner der Bremer Heerstraße darauf hin, dass er manchmal mehrere Minuten brauche, um mit dem Auto sein Grundstück verlassen zu können. Auch, dass es für Schüler gefährlich sei, den Bereich nahe der Schule mit dem Fahrrad zu nutzen, folgte.

Lokalpolitik in der Kritik

Was die Anwohner allerdings besonders ärgerte, war, dass vorab anscheinend niemand mit ihnen gesprochen hatte. Auf diesen Aspekt ging unter anderem Ratsherr Uwe Dähne von den Grünen ein: „Ich bin enttäuscht von der Stadtverwaltung. Ich habe angenommen, man hat mit Ihnen gesprochen.“ Zweifel an Dähnes Aussage äußerte Lars Konukiewitz von der SPD. Allein aufgrund der Kurzfristigkeit der Angelegenheit habe Dähne eigentlich klar sein müssen, dass es vorab kein Gespräch mit den Anwohnern gegeben haben konnte, so Konukiewitz.

Dass es derweil Usus sei, dass man sich zunächst auf einen Standort einigen müsse und erst hinterher die Planung dafür erfolge, darauf wies Mariann Huismann von den Grünen hin. Claus Hübscher von der FDP äußerte, dass er den Standort nach wie vor kritisch sehe, anders als seine eigene Fraktion.

Unterschiedliche Ansichten

Uwe Dähne bedauerte zwar den Mangel an Kommunikation, blieb aber bei seiner Entscheidung für den Standort. Dähne suchte den Schulterschluss. Anstatt gegenseitig Schuldzuweisungen zu tätigen, müssten sich die Fraktionsvorsitzenden zusammensetzen.

Andrea Lotsios von der SPD machte deutlich, dass die Sozialdemokraten für eine andere Variante der kürzlich verabschiedeten Schulentwicklungsplanung gestimmt habe, die ein drittes Gymnasium gar nicht erst nötig gemacht hätte. Ihre Fraktion habe zudem mit 10 Stimmen gegen den Standort in Iprump gestimmt.

„Als maßlose Unterstellung“ wies derweil Dr. Michael Adam von der CDU die Kritik von Lotsios zurück, dass sich die Fraktionen, die für den Standort gestimmt haben, keine Gedanken gemacht hätten. Verkehrsprobleme würden auch an anderen Standorten entstehen, so Adam. Darüber hinaus verwies auch er darauf, dass eine Planung erst dann vorgenommen werde, wenn man sich für einen Standort entschieden habe.

Vergleichsliste in der Kritik

In der Kritik stand bei den Anwohnern auch die Vergleichsliste der Standorte, in der synoptisch die Vor- und Nachteile der einzelnen Standorte aufgelistet waren. „Die Liste ist aus unserer Sicht fragwürdig“, sagte Ulrike Sternberg von der AnwohnerInnnen-Initiative Iprump. „Mal sind 9.000 Quadratmeter richtig groß, mal zu klein. Die Liste wurde anscheinend passend gemacht, um zu sagen, es ist das einzige, das passt.“

 „Warm anziehen“ – eine Drohung?

Die Anwohner blieben zum allergrößten Teil sachlich, auch wenn ihre Verärgerung über die mangelnde Kommunikation deutlich spürbar war. Ein Anwohner brachte eine Bürgerinitiative ins Spiel, die vor Jahrzehnten sogar mal die Trassenführung einer Autobahn durch Delmenhorst verhindert habe. In dem Zusammenhang sagte er in Richtung der ehrenamtlichen Lokalpolitiker:  „Ihr könnt euch warm anziehen“, was Uwe Dähne wiederum als Bedrohung wahrnahm.

Andreas Neugebauer:

„Nicht abspeisen lassen“

Andreas Neugebauer, der Geschäftsführer der Fraktion DL2 sagte etwas, was Ulrike Sternberg auch als Schlusswort deutete: „Lassen Sie sich nicht abspeisen!“ Die Paragraphen 34NKomVG (Anregungen und Beschwerden) und 79 NKomVG (Einspruchsrecht) seien Möglichkeiten, sich einzubringen. „Machen Sie Transparente, gehen Sie in die Ratssitzung. Sie müssen viele sein und sie müssen dassselbe wollen“, so Neugebauer.

Termin mit der Stadt am Mittwoch

Am Mittwoch, 31. Juli, in der Zeit von 15.30 bis etwa 16.30 Uhr, wird in der Grundschule Iprump an der Bremer Heerstraße 6 ein Informationsgespräch zum Standort des dritten Gymnasiums angeboten. Dann wird die Fachverwaltung den Anwohnern erläutern, wie das funktionieren soll mit der neuen Schule vor ihrer Haustür. Das Interesse wird voraussichtlich groß sein.

 

Bild oben: Die Veranstaltung der AnwohnerInnnen-Initiative Iprump im Hotel Thomsen war sehr gut besucht.

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