Anklage gegen fünf Ex-Högel-Vorgesetzte in Oldenburg erhoben – Totschlag durch Unterlassen zur Last gelegt

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Ein weiteres Kapitel in der Mordserie von Ex-Krankenpfleger Niels Högel hat die Staatsanwaltschaft Oldenburg heute (26. September) gestartet: Die Behörde erhebt Anklage gegen fünf ehemalige Vorgesetzte von Högel im Klinikum Oldenburg. Vorgeworfen wird ihnen Totschlag durch Unterlassen.
 
Bei den Beschuldigten handelt es sich um den ehemaligen Geschäftsführer des Klinikums, die ehemalige Pflegedirektorin und den ehemaligen Chefarzt und Leiter der kardiochirurgischen Intensivstation. Außerdem sind der noch der im Haus beschäftige Pflegedienstleiter der Station und der Chefarzt und Leiter der Anästhesieabteilung beschuldigt.
 

Staatsanwalt: Gefahr durch Högel durch Angeklagte ignoriert

Dem ehemaligen Chefarzt und Leiter der kardiochirurgischen Intensivstation und dem Pflegedienstleiter dieser Station wirft die Staatsanwaltschaft Totschlag durch Unterlassen in je drei Fällen vor. Der ehemalige Geschäftsführer und die ehemalige Pflegedirektorin sollen sogar für 63 Fälle verantwortlich sein. Dem letzten Angeklagten werden 60 Fälle zur Last gelegt.
 
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Ex-Geschäftsführer, Ex-Pflegedirektorin, Ex-Chefarzt und der amtierende Pflegedienstleiter spätestens ab Ende Oktober 2001 die Gefahr erkannt hätten, die vom damaligen Krankenpfleger Niels Högel ausging.
 
Eine interne Liste, die eine übermäßig hohe Häufigkeit von Högels Anwesenheit bei Todesfällen nach Reanimationen aussagte, soll zu diesem Zeitpunkt vorgelegen haben. In folgenden Besprechungen soll das Verständigen der Strafverfolgungsbehörden verworfen worden sein.
 

Anklage: Für Ruf Gefahr unter Teppich gekehrt

Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten vor, für ihren persönlichen Ruf und jenen des Hauses untätig geblieben zu sein. Vom 17. bis 26. November 2001 soll es auf der kardiochirurgischen Intensivstation zu drei weiteren Morden von Högel gekommen sein. Damit hätten die Fünf gegen ihre Verpflichtung verstoßen, das Leben ihrer Patienten zu schützen.
 

Ex-Krankenpfleger mordete auch nach Versetzung weiter

Der Ex-Chefarzt und sein Pflegedienstleiter sollen sich unter Einbindung der Klinikleitung für eine Versetzung von Högel auf eine andere Station eingesetzt haben. Auch dort – der Anästhesiestation – kam es laut Anklage nach Högels Versetzung zu Auffälligkeiten. Der Stations-Chefarzt, die Ex-Pflegedirektorin und der Ex-Geschäftsführer sollen dann für Högels Freistellung gesorgt haben. Sein Gehalt erhielt er trotzdem weiterhin.
 
Danach soll das gute Arbeitszeugnis dazu beigetragen haben, dass Högel nach Delmenhorst wechseln und dort weitere Patienten ermorden konnte. Daher sollen die Fünf auch für die 60 weiteren Morde oder Mordversuche von Högel nach seinem Wechsel verantwortlich sein.
 

Bei Verfahren droht 15 Jahre Gefängnis

Ob ein Verfahren eröffnet wird, hat das Landgericht Oldenburg noch nicht entschieden. Sollten die Angeklagten verurteilt werden, drohen ihnen 5 bis 15 Jahre Gefängnis. Högel war im Juni im jüngsten Prozess wegen 85-fachen Mordes verurteilt worden. Da er und ein Nebenkläger Revision eingelegt haben, ist das Urteil noch nicht rechtskräftig. Entsprechend kann der neue Prozess erst beginnen, wenn der Bundesgerichtshof über die Revisionen entschieden hat.
 
Ebenfalls angeklagt sind vier Mitarbeiter des Klinikums Delmenhorst (heute Josef-Hospital). Auch in diesem Fall kann es erst nach der Entscheidung losgehen. Die Vier sollen 2005 Högel nicht zeitnah an weiteren Morden gehindert und so bis zu fünf davon ermöglicht haben.
 
Foto: Weil sie die Behörden nicht über den Verdacht gegen Niels Högel informierten, sollen fünf Mitarbeiter im Klinikum Oldenburg viele von Högels Morden mitverantwortet haben.
 

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