2018 Gutes Jahr für Kultur – Aber viele Kulturschaffende wünschen sich mehr Mittel

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Nicht nur der lange Sommer war letztes Jahr besonders, sondern auch die Nachfrage nach Kultur. Das machten Vertreter der städtischen Kultureinrichtungen am gestrigen Donnerstag, 7. März, im Bildungsausschuss deutlich. In die positiven Rückblicke mischte sich jedoch auch vereinzelt Kritik an der Ausstattung – und somit den Zuwendungen von der Verwaltung.
 
Den Anfang machte Ann-Katrin Albers vom Kulturbüro. Sie ist auch für das Theater Kleines Haus verantwortlich. Dort habe es letztes Jahr 122 Veranstaltungen gegeben, die 51.000 Besucher anzogen. Sie hatte das Theater als Aushängeschild der Delmenhorster Kultur beschrieben, als es um die Kostenermittlung für dessen Sanierung ging.
 

Burginselträume weiterhin nachgefragt

Auch die Burginselträume fallen unter Albers Aufsicht. 2018 nahmen 1.850 Besucher an beiden Abenden auf der Burginsel teil. Auch das Jazzfest sei wieder gut angekommen. Dort hatten unter anderem Schüler zusammen mit der Band Brazzo Brazzone musiziert. „Der Ehrgeiz der Kinder war beeindruckend“, fasste Albers ihre Eindrücke zusammen. Dieses Jahr geht das Jazzfest in sein 30. Jahr. Auch die Burginselträume werden im Sommer fortgesetzt, diesmal mit dem Thema „1.001 Nacht“ und Geschichten gegen Krieg.
 

Ausleihen in Stadtbücherei gestiegen

Anika Schmidt, Leiterin der Stadtbücherei, war ebenfalls zufrieden. Die Zahl der Ausleihungen sei trotz gegenteiligem Bundestrend um gut 17.500 auf 209.768 gestiegen: „Das war quasi ein 13. Monat.“ Das führte sie vor allem auf die Anpassung ihrer Bestände an die Nachfrage zurück. Auch eine Kooperation mit der BBS II und der Erwerb von Fachbüchern für Berufsschüler habe dazu beigetragen. Die Ausleihen von E-Books legten zwar ebenfalls um 2.000 zu, blieben mit gut 9 Prozent an allen Ausleihen aber überschaubar.
 
Auch im Medienpädagogischen Zentrum, das der Bücherei angegliedert ist, stiegen die Ausleihzahlen um 2.000. Dort können Lehrkräfte für Schulprojekte verschiedene Geräte entleihen. Schmidt erklärte sich den Anstieg unter anderem durch die neue Präsentation der Geräte, die statt in Schränken jetzt in Vitrinen zu sehen sind. 68.777 Besucher zogen beide Einrichtungen an.
 

200 Veranstaltungen in Bücherei

Daneben veranstaltet die Bücherei auch zahlreiche Events, um die Kultur nicht nur mit Büchern voranzubringen. „Veranstaltungen sind ein wichtiger Faktor“, betonte Schmidt. Unter anderem die Reihe „Crime with Wine“ mit dem Kulturbüro gehört dazu. Über 200 Events, darunter 28 für Erwachsene am Abend, führten sie und ihre Kollegen durch. Sie freute sich, dass Delmenhorst (sicher auch deswegen) Vorlesestadt 2018 wurde. Zwar sei sie froh, dass ihr Veranstaltungsbudget um 300 Euro gestiegen sei. Doch gleichzeitig stoße ihr Team an die Grenze des Machbaren.
 

Musikschule hat mehr Schüler

Grund zur Freude brachte auch Musikschulleiter Michael Müller mit. Trotz einer Gebührenerhebung stieg die Nutzerzahl auf 1.851 (von 1.780). Allerdings kam es auch zu einem Rückgang bei den Teilnehmern der Instrumentalkurse von 645 auf 567. Als Beispiele für die vielfältige Arbeit seiner Einrichtung nannte er das Delmenhorster Orchester, dass diesen Monat wieder sein Frühlingskonzert gibt, und das Programm „Wir machen die Musik“. Dabei gehen seine Dozenten Kitas und Grundschulen und führen die Kinder so an Musik heran.
 
Doch trotz 47 Veranstaltungen mit 10.700 Besuchern hatte Müller nicht nur Positives zu vermelden. So sei das Verhältnis von nebenberuflichen zu hauptberuflichen Dozenten mit 58 zu 42 genau anders herum, als das Land Niedersachsen empfehle. Da andere Musikschulen im Umland ihre Lehrkräfte vermehrt als hauptberufliche Mitarbeiter einstellten, sei es zudem schwer, noch Personal zu finden.
 

Archiv arbeitet nur eingeschränkt

Doktor Carsten Jöhnk, Leiter des Industrie- und Stadtmuseums auf der Nordwolle und des städtischen Archivs, hatte eine gemischte Bilanz im Gepäck. Im Archiv konnten demnach zwar 242 Anfragen beantwortet und 230 Meter Akten gesichtet werden. Doch eine Auswertung vieler historischer Dokumente sei nicht möglich gewesen. In den Museen wiederum stieg die Besucherzahl auf 17.405 (im Vorjahr 16.581).
 

Galerie kommt aufs Schaf

Zum Abschluss sprach Doktor Annett Reckert von „ihrer“ Städtischen Galerie. „2018 sind mir viele Projekte ans Herz gewachsen“, meinte sie. Dabei seien alle Ausstellungen individuell für die Stadt geplant worden, also „Made in Delmenhorst“.
 
Ihr Ziel, das Haus auch für Leute zu öffnen, die nicht zu den klassischen Galerie-Besuchern zählen, habe dabei stets mitgeschwungen. Unter anderem deswegen hatte die Galerie als Teil einer Ausstellung Schafe, eine Ziege und ein Pony in einem Pferch auf der Wiese neben dem Haus, der Wollepark-Brachfläche an der Stedinger Straße und am Nachbarschaftsbüro Wollepark gezeigt.
 

Mehr als 200 Veranstaltungen im Haus Coburg nicht möglich

Gut 200 Veranstaltungen begleiteten die verschiedenen Ausstellungen. Lohn der Mühen: 9.831 Besucher. Da neben ihr nur eine Halbtagskraft für die pädagogische Arbeit zuständig sei, seien sie jetzt aber am Limit. Entsprechend lasse sich nicht das volle Potenzial von Haus Coburg – dort ist die Galerie untergebracht – ausschöpfen.
 
Axel Unger (Bürgerforum/Freie Wähler/Unger) fand: „Es zeigt sich, dass nur durch Motivation und Selbstausbeutung die Kultureinrichtungen ein hohes Niveau möglich machen.“ Seine Fraktion wolle sich daher bei den nächsten Haushaltsberatungen am Jahresende für eine Erhöhung des städtischen Kulturetas einsetzen.
 
Foto oben: Büchereileiterin Anika Schmidt zog ein positives Fazit zum städtischen Kulturleben im letzten Jahr.
 
Foto unten: Neben Ausstellungen finden auch viele Veranstaltungen in den Kultureinrichtungen Delmenhorsts statt. Hier ist ein Bild von der Regionalkonferenz im Februar im der Turbinenhalle auf der Nordwolle zu sehen.
 

 

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