1.390 Delmenhorster profitieren vom neuen Mindestlohn – 329.000 Euro zusätzliche Kaufkraft

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Mit Beginn des neuen Jahres stieg der Mindestlohn um 35 Cent auf 9,19 Euro pro Stunde, Und damit auch der Verdienst von 1.390 Personen in Delmenhorst. Davon profitiert die Wirtschaft in der Stadt, weil die Kaufkraft dadurch in diesem Jahr um rund 329.000 Euro wächst. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit.
 
„Mal ins Kino oder Essen gehen. Und auch mal etwas Neues für den Haushalt anschaffen – fast jeder Euro, den Mindestlohn-Beschäftigte am Monatsende extra haben, fließt in den Konsum. Und einen Großteil davon geben sie vor Ort aus“, sagt Dieter Nickel, Geschäftsführer der NGG-Region Bremen-Weser-Elbe. Wer für Mindestlohn arbeite, könne nichts sparen.
 

Forderung nach weiterer Erhöhung des Mindestlohns

Für den Gewerkschafter ist der gesetzliche Mindestlohn trotz der aktuellen Erhöhung immer noch zu niedrig: „Selbst für eine Vollzeitkraft ist es extrem schwer, mit dem Mindestlohn klarzukommen. Gerade dann, wenn auch noch Kinder im Haushalt leben. Und bei steigenden Mieten sowieso.“
 
Die NGG fordert deshalb ein deutlich stärkeres Mindestlohn-Plus. Dabei beruft sich die Gewerkschaft auf eine aktuelle Analyse des Pestel-Instituts. Das hat die Auswirkungen der Mindestlohn-Entwicklung regional untersucht. Erst in einer Größenordnung von über zwölf Euro pro Stunde werde die Lohnuntergrenze langsam armutsfest.
 

Arbeitgeber in die Pflicht nehmen

Nickel sieht bei den Löhnen Luft nach oben und die Arbeitgeber in der Pflicht: „In Branchen wie dem Gastgewerbe und dem Bäckerhandwerk gehen trotz guter Wirtschaftslage selbst Fachkräfte oft nur mit dem gesetzlichen Minimum nach Hause.“ Messlatte sei aber nicht der Mindestlohn, sondern der Tariflohn.
 
Hauptgrund dafür sei, dass seit langem zu viele Menschen im Niedriglohnsektor gefangen wären, prangert Nickel die zunehmende Tarifflucht an. Unternehmen sollten sich zu Tarifverträgen bekennen: „In den Tarifverträgen der NGG sind meist deutlich höhere Löhne, auch in den unteren Lohngruppen, vereinbart. Und wer nach Tarif zahlt, der hat auch zufriedenere Mitarbeiter, die sich im Job engagieren.“
 

Mangelhafte Kontrolle des Mindestlohn-Anspruchs

Dass von der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns seit 2015 rund vier Millionen Menschen profitiert haben, betont Nickel ebenfalls. Allerdings werde dieser gesetzliche Anspruch viel zu wenig kontrolliert, weil die Finanzkontrolle Schwarzarbeit nach wie vor nicht ausreichend personell ausgestattet sei.
 
„Es gibt viel zu viele Schlupflöcher: Arbeitszeiten werden nicht korrekt erfasst oder Überstunden nicht bezahlt, um den Mindestlohn massenhaft zu umgehen. Das ist ein Skandal“, kritisiert der Gewerkschafter und fordert die Beschäftigten auf, ihre Januar-Lohnabrechnung genau zu kontrollieren.
 

Vorreiterrolle der NGG

Bei seiner Einführung 2015 lag der gesetzliche Mindestlohn bei 8,50 Euro pro Stunde. Nach dem Mindestlohngesetz steigt er alle zwei Jahre. Wie hoch das Plus ist, hängt insbesondere von der Entwicklung der Tarifverdienste ab. Die NGG war die erste Gewerkschaft, die sich für die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns stark machte.
 
Nach Berechnungen des Pestel-Instituts hätte ein höherer Mindestlohn starke Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft. Würde der gesetzliche Mindestlohn um einen weiteren Euro steigen, wäre damit allein in Delmenhorst ein Anstieg der Kaufkraft um 2,7 Millionen Euro im Jahr verbunden. In dem Fall würden sogar rund 3.300 Menschen profitieren, nämlich neben den bisherigen Mindestlohnempfängern auch die Beschäftigten, die derzeit für einen Stundenlohn arbeiten, der nur knapp oberhalb des gesetzlichen Mindestlohns liegt.
 
Bild: Die erneute Erhöhung des Mindestlohns auf 9,19 Euro pro Stunde bringt auch vielen Delmenhorstern mehr Geld für Einkäufe, wie hier auf dem Wochenmarkt.
 

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