„Zu Unrecht verurteilt“: Henning Suhrkamp verliest Erklärung im Stadtrat

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Obwohl das Amtsgericht Delmenhorst den Ratsherrn Henning Suhrkamp wegen des Besitzes von kinder- und jugendpornografischem Material verurteilt hat und auch das Landgericht Oldenburg während der Berufungsverhandlung kaum Zweifel an seiner Schuld erkennen ließ, fühlt sich Henning Suhrkamp als ein Opfer der Justiz und der Gesellschaft. Gestern Abend (15.12. 2015) verlas er im Stadtrat eine Erklärung. Die meisten seiner Ratskollegen wandten sich dabei von ihm ab. Hier die Erklärung im Wortlaut:
 
 
Persönliche Erklärung von Henning Suhrkamp, mündlich vorgetragen im Delmenhorster Stadt am 15.12.2015:
 
Ich engagiere mich seit vielen Jahren – mit Unterbrechungen seit 1992 – über meine Funktion als Ratsmitglied für nachhaltige Beschlüsse, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Belange gleichermaßen berücksichtigen.
 
Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, bin ich wegen des Besitzes kinder- und jugendpornografischer Schriften rechtskräftig verurteilt, da ich meine Berufung gegen das Urteil des Amtsgerichts Delmenhorst zurückgezogen habe.
 
Ich möchte aber ausdrücklich betonen, dass dies keinesfalls ein Schuldeingeständnis meinerseits darstellt, sondern ich lediglich keine Möglichkeit mehr sah, meine Unschuld juristisch zu beweisen.
 
Da der Laptop mein Eigentum war und sich die USB-Sticks in meiner Wohnung befanden, war ich juristisch auch Besitzer sämtlicher sich darauf befindlicher Dateien, worauf sich meine Verurteilung stützt.
 
Die Tatsche, dass sowohl der Laptop, als auch die USB-Sticks frei zugänglich waren, reichte für meine Entlastung nicht aus, da ich hierfür hätte nachweisen müssen, welche Person konkret zu den fraglichen Zeitpunkten meinen Laptop benutzt hatte, bzw. die Dateien darauf gespeichert hat.
 
Da mir dieses nicht möglich war, konnte ich meine Unschuld juristisch nicht beweisen und zog daher meine Berufung zurück.
 
Ich möchte aber noch einmal unmissverständlich betonen, dass ich zu keiner Zeit Webseiten mit kinder- und jugendpornografischem Inhalt betrachtet habe, noch Ausdrucke gefertigt oder entsprechende Dateien abgespeichert habe!
 
Neben der juristischen Relevanz der Vorwürfe hat es mich besonders betroffen gemacht, wie schnell ein Mensch auch in unserer heutigen, angeblich modernen und aufgeklärten Gesellschaft stigmatisiert und diskriminiert wird, sowie Menschenjagd und Menschenhatz überlassen wird.
 
Dadurch wurde alles zunichte gemacht, was ich bisher in meinem Leben erreicht habe, selbst in meinen ehrenamtlichen Tätigkeiten wurde ich zur Aufgabe gezwungen.
 
Wenn es aber irgendetwas gibt, das wir aus unserer Geschichte zu lernen haben und wofür es sich tagtäglich einzusetzen gilt, dann ist es die tägliche Verantwortung für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte und die Würde des Menschen.
 
Aus diesen Gründen werde ich weiterhin mein Recht wahrnehmen und bis zum Ende der Wahlperiode versuchen, konkrete Anliegen und Ziele – insbesondere der sozial schwachen Bevölkerung unserer Stadt – einzubringen.
 
Hierbei werde ich dankbar für jede Unterstützung sein, da es gerade für Politiker geboten ist, sich sachlich und zielführend mit anstehenden Themen auseinanderzusetzen und nicht auf Kosten eines zu Unrecht verurteilten Menschen Populismus zu betreiben.
 
Henning Suhrkamp
Fraktionsloses Mitglied im Rat der Stadt Delmenhorst
 

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