Zahl der Morde von Niels H. deutlich höher als bisher – Viele Streitfälle ungelöst – Marbach: Mitschuld in Oldenburger Klinikum

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Ex-Krankenpfleger Niels H. ist für eine der schlimmsten Mordserien an deutschen Krankenhäusern verantwortlich. Heute, 28. August, gab die Polizei bekannt: Er soll noch wesentlich mehr Menschen umgebracht haben, als bisher bekannt. Demnach konnte er in 84 weiteren Fällen überführt werden. Angehörige zeigten sich von der Zahl wenig überrascht.
 
Das ist das Ergebnis einer dreijährigen Untersuchung der Sonderkommission Kardio. Diese hatte in den Krankenhäusern Wilhelmshaven, Delmenhorst und Oldenburg, wo Niels H. tätig war, und seiner nebenberuflichen Tätigkeit als Rettungssanitäter mehr als 800 Rettungsdienstprotokolle ausgewertet. Ebenfalls unter die Lupe kamen über 500 Patientenakten. 332 Strafverfahren wegen Verdacht auf Mord wurden eingeleitet und 289 medizinische Sachverständigengutachten in Auftrag gegeben. 134 Leichen untersuchten Mediziner. Allein dafür sollen über 10.000 Einsatzstunden bei der Polizei angefallen sein.
 

48 Mordfälle in Delmenhorst gesichert

In Oldenburg arbeitete Niels H. von 1999 bis 2002. 36 Todesfälle werden ihm dort angelastet. 2002 wechselte er ins Delmenhorster Klinikum, das heute zum Josef-Hospital Delmenhorst (JHD) gehört. In 48 Fällen soll er dort Patienten getötet haben. Dort wurde er 2005 von einer Kollegin auf frischer Tat ertappt. Bisher waren Niels H. 37 Morde nachgewiesen worden. Das Muster war immer gleich: H. spritzte seinen Patienten lebensbedrohliche Medikamente, um sich bei der anschließenden Reanimation als Held hervortun zu können. In vielen Fällen verstarben seine Opfer allerdings.
 
Dabei könnte selbst die jetzt bekannt gewordene Zahl nur die Spitze des Eisbergs sein, da viele potenzielle Opfer von H. nach ihrem Tod eingeäschert wurden. Niels H. hatte sich bereits in zwei Prozessen für einige Mordfälle verantworten müssen. Ob seine Vorgesetzten im heutigen JHD von den Taten wussten oder nicht genau genug hinschauten, ist Gegenstand eines Prozesses, bei dem sechs ehemals Verantwortliche von der Staatsanwaltschaft angeklagt werden. Ein Urteil steht noch aus.
 

Marbach: Klinik Oldenburg wusste Bescheid

Eine Mitschuld an den Taten von Niels H. sieht Christian Marbach, der einen Großvater durch die Mordserie verloren hat, im Klinikum Oldenburg. „Die wussten, dass sie einen Mörder in den eigenen Reihen haben“, erklärte er auf Nachfrage. Dass sie Hinweise damals nicht an die Polizei weitergeleitet und Niels H. an das Delmenhorster Klinikum weitergereicht hätten, habe Niels H. ermöglicht, in Delmenhorst seine Taten fortzuführen. Er erwartet, dass ehemals Verantwortliche im Haus selbst angeklagt werden. Die heutige Leitung habe dagegen gut mit der Polizei zusammen gearbeitet.
 
Für Marbach ist es ein Meilenstein, dass die Soko Kardio so umfassende Ergebnisse vorlegte. Und damit eine Opferzahl bestätigte, mit der er schon seit Jahren gerechnet habe: „“Ich bin sehr zufrieden. Was wir gesagt haben, ist bestätigt worden.“ Er rechnet mit einem weiteren Prozess gegen Niels H. Dass die Kardio jetzt aufgelöst wird, sieht er nicht als Einschränkung künftiger Ermittlungen. In Einzelfällen könnte die Polizei auch ohne Sonderkommission weiterhin tätig werden.
 
Foto: Im Delmenhorster Klinikum war Niels H. von 2002 bis 2005 tätig.
 

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert