Startschuss für Trinkwasser-Planungen in der Graft – Jahre der Vorbereitung

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Am gestrigen 27. Juli 2015 hat die Gesellschafterversammlung der Stadtwerke-Gruppe Geschäftsführer Hans-Ulrich Salmen angewiesen, die vom Rat beschlossene Trinkwasserförderung in der Graft auf den Weg zu bringen. Ob und wann dort wieder Trinkwasser gefördert werden kann, bleibt abzuwarten. Allein das Genehmigungsverfahren dauert Jahre.
 
„Der Startschuss ist gegeben“, sagte Oberbürgermeister Axel Jahnz heute. Gestern Abend wurde auf der Gesellschafterversammlung der Stadtwerke-Gruppe Geschäftsführer Hans-Ulrich Salmen angewiesen, so schnell wie möglich ein Konzept zur Herstellung der sicheren Funktionsfähigkeit der maroden Brunnen, Pumpen, etc. vorzustellen. Zudem soll der Stadtwerke-Chef ein Konzept zur dauerhaften Förderung von Trinkwasser in der Graft vorlegen und auch das Genehmigungsverfahren für eine erneute Trinkwasserförderung anschieben. Zudem wurde die Verwaltung angewiesen, ein Ingenieuerbüro mit der Ausarbeitung eines Oberflächenentwässerungskonzepts zu beuftragen. Diese Maßnahmen waren per Ratsbeschluss am 11. Juni beschlossen worden.

Es wird Jahre dauern

 
Kurzfristig ist eine Trinkwasserförderung nicht zu realisieren. Allein das Verfahren für die Genehmigung wird Jahre in Anspruch nehmen. Oberbürgermeister Jahnz wollte sich heute nicht festlegen, wie viele. Doch schon mehrfach war zu hören, dass solche Genehmigungsverfahren zwischen sieben und zehn Jahre dauern können. „Es ist eine komplette Neugenehmigung“, erklärte Sascha Voigt, Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke-Gruppe heute. Obendrauf kommt die Zeit, die benötigt wird, um ein neues Wasserwerk in Betrieb zu nehmen. Oberbürgermeister Jahnz will sich derweil erkundigen, ob es möglicherweise Möglichkeiten für eine Vereinfachung des Verfahrens gibt.

Der OOWV bekommt Post

 
Laut Jahnz erhält der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) in Kürze ein Schreiben mit städtischem Briefkopf, in dem angefragt wird, was die Auflösung des bestehenden Liefervertrages kosten wird. Bis dato sind die Stadtwerke vertraglich noch bis 2019 an den OOWV als Wasserlieferanten gebunden. Sollte die Wasserförderung in der Graft realisiert werden, muss der Vertrag gelöst werden.

Die Kosten

 
Zum Nulltarif gibt es all diese Maßnahmen allerdings nicht. Allein für die Sanierung der drei Brunnen ist mit Kosten von je 200.000 Euro zu rechnen. Zudem sollen noch ein bis zwei zusätzliche Brunnen gebaut werden. Eine Investition, die Axel Jahnz nicht als Fehlausgabe sieht: „In der Graft muss viel Wasser weg. Wir werden immer Technik benötigen. Wir brauchen die Brunnen, da kommen wir nicht umhin.“ Im Gespräch ist, dass die Stadt Delmenhorst die Brunnen von der Stadtwerke-Gruppe übernimmt und somit auch selbst die Kosten für die Sanierung sowie den laufenden Betrieb trägt. Doch darüber wird der Stadtrat noch entscheiden.

Salmen: „Keine gute Lösung“

 
Für den Betrieb der Brunnen bei einer späteren Trinkwasserförderung rechnet Stadtwerke-Chef Salmen mit Kosten von rund 300.000 Euro pro Jahr. Entsprechend kritisch sieht er das Vorhaben, wieder Trinkwasser in der Graft fördern zu wollen: „Ich halte es nach wie vor für keine sinnvolle Lösung. Dafür wird unnötig Geld ausgegeben.“ Salmen hat sich als Geschäftsführer für das geplante Trinkwasservorhaben vom Gesellschafter aus der Haftung nehmen lassen, weil er andernfalls große rechtliche Probleme in Sachen Untreue für seine Position gesehen hätte. Er erklärt es mit einem Vergleich: „Es ist so, als ob ich den Auftrag erteilen würde, im Süden eine zweite Kläranlage zu bauen. Wir brauchen aber keine Kläranlage.“ Anders ausgedrückt: Salmen selbst hätte nach seiner Darstellung als Stadtwerke-Geschäftsführer die Trinkwasserförderung in der Graft nicht in Auftrag geben dürfen, da es bereits eine bestehende Trinkwasserversorgung in Delmenhorst gibt. Denn in diesem Falle hätte er Gelder der Stadtwerke-Gruppe unnütz ausgegeben, also veruntreut. Durch die durch den Gesellschafter erfolgte Anweisung und den Haftungsausschluss ist er davor geschützt.

Nur Plan A vor Augen

 
Dass das Trinkwasser die gleiche Qualität haben wird, wie in Annenheide, glaubt Salmen indes nicht. „Es wird härter und es ist mit Huminstoffen belastet.“ Und: „Es besteht latent die Gefahr der Chlorung.“ Ob es tatsächlich eine behördliche Genehmigung für eine erneute Trinkwasserförderung in der Graft geben wird, ist unklar. Denn dafür muss ein Bedarf an Trinkwasser nachgewiesen werden. Die Wasserversorgung in Delmenhorst ist jedoch derzeit ausreichend sichergestellt durch das Wasserwerk in Annenheide und den Liefervertrag mit dem OOWV. Auf die Frage eines Journalisten im Pressegespräch, ob es einen Plan B gebe für den Fall, dass es mit der Trinkwassergenehmigung nicht klappt, sagte Axel Jahnz heute: „Der Rat hat keinen Zweifel daran gelassen, dass es nur einen Plan A gibt.“
 
Foto: Bis Trinkwasser in der Graft gefördert wird, werden noch Jahre vergehen.
 

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