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Delmenhorster helfen bei Operationen in der dritten Welt – mit Galerie

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Viele Menschen in der dritten Welt leiden unter der oft mangelhaften medizinischen Versorgung. Besonders die Armen können sich nur selten eine Behandlung leisten. Um ihnen zu helfen, bietet der Verein Interplast kostenlos chirurgische Operationen. Dabei helfen auch Anästhese-Chefarzt Alès Stanèk und Anästhesie-Pfleger Kurt Wilhelm Voigt vom Josef-Hospital Delmenhorst.
 
Die beiden haben ehrenamtlich allein oder zu zweit schon an einigen Missionen der Organisation teilgenommen. Dafür haben sie viele Urlaubstage geopfert.
 

Viele Patienten marschieren Stundenlang zum Team

So war Stanèk zuletzt im November für elf Tage in Indien, genauer dem Kalindi Hospital in Vikasnagar, gut 300 Kilometer nördlich von Neu-Delhi. Dort unterstützte er den Münchner Chirurgen Dr. Andreas Schmidt. „Was ich dort vorgefunden habe, war der Stand der Technik von vor 40 Jahren“, erzählt Stanèk. Zwar gab es im Krankenhaus ein relativ neuwertiges Beatmungsgerät, doch dieses funktioniert schon lange nicht mehr. Es soll nur noch den Eindruck vermitteln, dass das Zimmer Teil der Intensiv-Station sei. So mussten die Patienten teilweise mit Blasebälgen beatmet werden.
 
Trotz der widrigen Umstände behandelte das Team von Interplast dort 150 Menschen. Viele nahmen stundenlange Fußmärsche auf sich oder zwängten sich zu viert auf eine Vespa, um zum Krankenhaus zu gelangen. Die üblichen Operationskosten können sie sich nicht leisten, daher war dies eine der wenigen Gelegenheiten für sie, um chirurgische Hilfe zu bekommen. Manche hatten schon Jahre auf eine Beahndlung gewartet.
 
Daher musste das Team viele Patienten abweisen, deren Chancen auf Heilung gering sind. So kam eine Mutter zu ihm, dessen Kind unter einem fortgeschrittenen Burkitt-Syndrom litt. Dazu zeigt Stanèk ein Foto, dass den Sprössling zeigt, dessen Gesicht schon halb von einem Tumor überwuchert war. „Bei uns bekäme es sofort eine Chemo-Therapie“, sagt Stanèk.
 

Mädchen mit kleinem Unterkiefer erfolgreich behandelt

Am häufigsten waren Verbrennungen. Viele Menschen in Indien heizen mit Brennstoffen, die bei Hauptkontakt nur schwer wieder abgehen. Daraus resultieren schwere Verletzungen, die wiederum zu einer starken Narbenbildung führen. Besonders in Erinnerung ist Stanèk aber der Fall der 17-jährigen Seema geblieben. Diese litt am Pierre-Robin-Syndrom. Dabei wird der Unterkiefer kaum ausgebildet und wächst nicht mit. Da durch den kleinen Kiefer auch die Luftversorgung zum Gehirn eingeschränkt wird, entwickelt sich dieses oft weniger stark. Darunter leidet die Intelligenz.
 
Um das Mädchen zu behandeln, wurde ihr Unterkiefer in einer Operation durchsägt, mit einer Halterung und Schrauben auseinander fixiert und die Lücke mit Ersatzgewebe gefüllt. Nach gut zwei Monaten war ein neuer, normalgroßer Unterkiefer entstanden. Die Patientin bedankte sich via Handy-Nachricht: „Gelobt sei die Göttin!“ Auch andere Patienten konnten ihr Glück kaum fassen, erzählt Stanèk: „Kinder haben nach den Operationen wie verrückt Selfies gemacht.“ Dass sie dafür oft sein Handy benutzten, störte ihn weniger.
 

„Wenn man in ein Dorf geht, wird man richtig geerdet“

Sein Kollege Voigt war zuletzt auf einer Mission in Guinea-Bissau in Westafrika. Dort stand vor allem die Nachbehandlung vorheriger Patienten im Mittelpunkt: „Wir haben viele Kinder nachoperiert, um Narben kosmetisch zu korrigieren.“ Problematisch sei, dass einige Einwohner nicht zum Operationsteam kamen, da die Medizinmänner ihre Leute häufig nicht gehen lassen. Positiv bewertet er hingegen, dass die Patienten schon vor dem Eintreffen des Ärzteteams voruntersucht wurden. So hielten sich die Überraschungen in Grenzen.
 
Trotzdem empfiehlt er Jedem, mal das afrikanische Hinterland zu besuchen: „Wenn man in ein Dorf geht, wird man richtig geerdet. Dann nimmt man die Probleme in Deutschland nicht mehr so ernst.“
Auch Stanèk will trotz der schwierigen Einsätze und Missbildungen weiterhin an Einsätzen teilnehmen. „Es ist total schön, aus einem Loch wieder ein Gesicht zu machen“, findet er. So werden er und Voigt schon im Januar zusammen nach Guinea-Bissau reisen. Und wieder zahlreichen Patienten helfen.
 
Weitere Informationen zu Interplast gibt es auf der Homepage des Vereins: Interplast
 
Foto oben: Kurt Wilhelm Voigt (links) zeigt einen afrikanischen Dolch, während Alès Stanek eine Tuarek-Geldbörse trägt.
 
Fotos unten: Alès Stanek behandelte in Indien unter anderem Seema mit ihrem zu kleinen Unterkiefer.
 


 

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